Tschüss Konzept-Korsett!

Neuer Leitl-Faden bei Hertha BSC: Nicht viel denken, sondern einfach spielen

Sonntag (13.30 Uhr) spielt Hertha in Elversberg. Klappt es mit dem ersten Sieg für den neuen Coach Stefan Leitl?

Author - Wolfgang Heise
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Stefan Leitl ist seit zwölf Tagen Hertha-Trainer. Er versucht, eine Lockerheit ins Team zu bekommen.
Stefan Leitl ist seit zwölf Tagen Hertha-Trainer. Er versucht, eine Lockerheit ins Team zu bekommen.Imago Images/Contrast

Zweites Spiel für Herthas neuen Trainer Stefan Leitl (47). Der freie Fall wurde mit dem 0:0 gegen Nürnberg gestoppt, gibt es Sonntag (13.30 Uhr) den ersten Sieg bei der SV Elversberg für den neuen Coach? Nach nur zwölf Tagen ist klar: Leitl macht vieles anders als der gescheiterte Vorgänger Cristian Fiel (44). Der neue Leitl-Faden: Nicht viel denken, sondern einfach spielen!

„Wir wollen nichts überfrachten oder überladen. Wir wollen eine gewisse Lockerheit reinbekommen. Eine gewisse Freiheit beim Spielen, damit sie nicht zu komplex in Positionsspielen denken“, sagt der gebürtige Münchner. Als Jung-Profi war er Ende der 90er Jahre beim FC Bayern. Und irgendwie schwingt da ein bisschen Philosophie vom verstorbenen Kaiser Franz Beckenbauer, der vor dem WM-Finale 1990 einfach zum Nationalteam sagte: „Geht's raus und spielt's Fußball!“

Die traurige Gegenwart bei Hertha BSC macht diesen Ansatz notwendig. Fiel träumte vom offensiven Ballbesitzfußball. Eigentlich ein guter Ansatz. Doch die Theorie ließ manchmal den Spaß außen vor. Herthas Spieler waren im Konzept-Korsett und verkrampften immer mehr.

Leitl: „Mehr Freiheit auf dem Rasen!“

Kann Stefan Leitl am Sonntag seinen ersten Hertha-Sieg in Elversberg beklatschen?
Kann Stefan Leitl am Sonntag seinen ersten Hertha-Sieg in Elversberg beklatschen?Imago Images/Hübner

Leitl hat das Hauptproblem sofort erkannt und sagt: „Wir versuchen, eine gewisse Lockerheit reinzubekommen. Wir versuchen eine gewisse Freiheit mitzugeben, damit wir mehr Energie hineinbekommen, mehr Volumen bei der Intensität und beim Laufen.“ Schluss mit dem statischen Spiel ohne Dynamik, Schluss mit dem Zögern beim Torabschluss.

Wie wird es in der Praxis aber umgesetzt? Mit Einfachheit! Das ist die schlichte Antwort. Kein Schachfußball in den Trainingseinheiten, sondern ständiges Wiederholen der Basics. Nicht viel denken, sondern schlichtweg Automatismen üben. Das schafft Sicherheit und wieder Selbstvertrauen – gerade für die Offensivabteilung.

Tore satt im Training

Leitl erklärt es: „Wir haben drei Stürmer von denen ich überzeugt bin, dass sie treffen können. Wir als Trainer haben die Aufgabe und die Verpflichtung, ihnen Trainingsformen mit an die Hand zu geben, bei denen sie eine hohe Wiederholungszahl bekommen. Sie haben alle getroffen, wir hatten viel Spaß bei den Abschlüssen und vor der Kiste. Das war nur Training, jetzt wünschen wir, dass es Sonntag auch im Spiel klappt.“

Auch bei Einstellung auf den Gegner wird es simpler und geradliniger zugehen, die Ehre der Spieler wird direkt angesprochen. Im Hinspiel setzte es ein blamables 1:4 im Olympiastadion gegen Elversberg. O-Ton Leitl: „Emotional gesehen werde ich dieses Spiel noch mal in den Vordergrund stellen, weil wir da noch etwas gutzumachen haben. Wir müssen hart arbeiten, um uns diesen Sieg in Elversberg zu verdienen.“