Wechsel-Gewinner

Maximum für Mittelstädt: Von Hertha BSC weg, jetzt startet der Euro-Traum

Herthas ehemaliger Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt erlebt in neuer Umgebung in Stuttgart einen kometenhaften Aufstieg.

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Erstes Länderspiel im März gegen Frankreich (2:0) und gleich überzeugt. Maxi Mittelstädt ist bei der Heim-EM als Linksverteidiger in der DFB-Elf gesetzt.
Erstes Länderspiel im März gegen Frankreich (2:0) und gleich überzeugt. Maxi Mittelstädt ist bei der Heim-EM als Linksverteidiger in der DFB-Elf gesetzt.Imago Images/Beautiful Sports

Sommerpause für Hertha BSC und den 1. FC Union. Aber nicht für alle. Ab 14. Juni rollt der Ball bei der Europameisterschaft, und im Turnier in Deutschland steckt auch ganz viel Hertha und Union. Der KURIER beleuchtet in den nächsten Wochen blau-weiße und rot-weiße EM-Anteile. Heute: Ex-Herthaner Maximilian Mittelstädt. 

Was hat der gebürtige Berliner Fußball-Profi Maximilian Mittelstädt (27) mit dem berühmten deutschen Songwriter und Musikproduzenten Peter Schilling (68) zu tun? Ist der hochbegabte Abwehrspieler etwa selbst unter die Sänger gegangen? Nein, die Geschichte ging anders.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) präsentierte seine für die EM nominierten Spieler zum ersten Mal in einer Art Salami-Taktik. Tag für Tag gaben die unterschiedlichsten Menschen – vom TV-Reporter über den Dönerbudenbesitzer bis zum Top-Musiker – einen EM-Teilnehmer unter Trainer Julian Nagelsmann bekannt.  Peter Schilling war es, der in einem Video auf Instagram voller Emotionen sagte, dass Mittelstädt, der ehemalige Dauer-Herthaner und Neu-Stuttgarter, bei der EM dabei sein wird.

Diese Präsentation war logisch, denn als Mittelstädt in seinem erst zweiten Länderspiel am 26. März gegen die Niederlande (2:1) sein erstes Länderspiel-Tor erzielte, kam auch zum ersten Mal die neue Tor-Hymne des DFB zum Einsatz: „Major Tom – Völlig losgelöst“, der eingängige Welthit von Peter Schilling.

Fakt ist, dass Mittelstädt im Zirkel der für Nagelsmann 26 besten deutschen Kicker derjenige Profi ist, der in der zurückliegenden Saison die steilste Karriere genommen hat. Man kann behaupten: Aus einem guten, aber nicht herausragenden Bundesligaspieler bei Hertha BSC ist nach seinem Wechsel im Sommer vorigen Jahres binnen einer Spielzeit ein überdurchschnittlich starker Linksverteidiger geworden. Einer, der nach nur zwei – wenn auch überzeugenden – Länderspiel-Auftritten eine EM spielen darf.

Wer hätte das gedacht? Wohl Mittelstädt selbst nicht. Mitte Januar 2023 – Sandro Schwarz trainierte noch Hertha – verbreitete der Klub die frohe Botschaft: „Der Berliner Junge bleibt: Maxi Mittelstädt verlängert seinen Vertrag!“ Kaum ein anderer Profi im Kader stand so für den „Berliner Weg“ wie Mittelstädt, der alle Jugend-Abteilungen durchlief, ehe ihn Pal Dardai zum Profi machte. Nur wenige Monate danach kam alles anders: Hertha war abgestiegen, Mittelstädt sah seine Zukunft weiter in der Ersten Liga und wechselte für die kleine Ablöse von 500.000 Euro zum VfB Stuttgart, wo Chefcoach Sebastian Hoeneß großes Potenzial in ihm sah.

Mittelstädt: In Stuttgart plötzlich die Leistungsexplosion

Erst beim VfB Stuttgart zeigte Ex-Herthaner Maxi Mittelstädt, was in ihm steckt. Mit den Schwaben stürmte er in die Champions League.
Erst beim VfB Stuttgart zeigte Ex-Herthaner Maxi Mittelstädt, was in ihm steckt. Mit den Schwaben stürmte er in die Champions League.Imago Images/Eibner

Mittelstädts Abgang wurde in Berlin zwar bedauert, aber auch nicht als besonders dramatisch angesehen. Er hat immerhin 145 Erstligaspiele/2 Tore für Hertha in seiner Vita zu stehen, musste aber häufig unter den wechselnden Trainern um seinen Platz kämpfen und diesen oft an den 7-maligen Nationalspieler Marvin Plattenhardt abtreten. Die Zeiten haben sich inzwischen gewaltig verändert: Plattenhardt ist seit Sommer vorigen Jahres ohne Verein, Mittelstädt Jung-Nationalspieler.

Mit dem VfB Stuttgart qualifizierte sich Mittelstädt sensationell für die Champions League, wurde am letzten Spieltag sogar Vizemeister, kam in 31 Spielen zum Einsatz (2 Tore/4 Assists). Er steigerte seinen Marktwert auf rund 14 Millionen Euro!  Die linke Seite des VfB mit ihm und EM-Starter Chris Führich gilt als eines der Prunkstücke der Mannschaft, die erfrischenden Fußball bietet. „Ich spiele die beste Saison meiner Karriere“, sagte der Abwehrmann selbst vor einigen Wochen. Und sein ehemaliger Förderer Pal Dardai meinte anerkennend: „Wegen ihm schaue ich mir die Stuttgarter Spiele an!“ Sebastian Hoeneß lobt natürlich auch: „Ich glaube, die Art, wie wir spielen und wie die Position interpretiert wird, kommt Maxi entgegen.“

Toni Kroos lobt Mittelstädt

Bundestrainer Julian Nagelsmann, der Mittelstädt im März durchaus etwas überraschend zum Nationalspieler machte, nannte diesen den „statistisch besten Linksverteidiger der Bundesliga“! Der ließ nun etwa die Konkurrenten auf seiner Position, David Raum (RB Leipzig) oder Robin Gosens (1. FC Union), hinter sich. Schon nach seinem Nationalelf-Debüt am 23. März in Lyon gegen Frankreich (2:0 für Deutschland) überzeugte er vollends und Chefstratege Toni Kroos lobte: „Wenn ich Maxi Mittelstädt sehe, wie abgeklärt er das gemacht hat in seinem ersten Länderspiel, das ist absolut hervorzuheben.“ Ein Ritterschlag!

Im zweiten Einsatz gegen die Niederlande erlebte Mittelstädt allerdings ein totales Wechselbad der Gefühle. Zuerst verursachte er nach vier Minuten mit einem miesen Pass das 0:1, aber nur sieben Minuten danach sorgt er mit einem Traumtor für den Ausgleich und den ersten Einsatz von „Major Tom“ als neue Tor-Hymne. Noch einmal Sebastian Hoeneß: „Maxi hat die neu entstandene Euphorie vor der EM nicht nur miterlebt, er hat sie auch mitinitiiert.“ All das klingt schon nach einem richtigen Fußball-Märchen. Fortsetzung folgt! ■