Hertha-Krise wieder da

Kuschelzeit bei Hertha vorbei! Torwart Ernst ledert gegen Vorderleute los

Hertha BSC nach dem 0:2-Heimdesaster gegen Elversberg. Torwart Tjark Ernst schlägt Alarm: „Jeder einzelne sollte sich mal hinterfragen, ob...“

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Torhüter Tjark Ernst macht nach dem 0:2-Heimdebakel gegen Elversberg den Mund auf und übt Kritik an seinen Mitspielern.
Herthas Torhüter Tjark Ernst macht nach dem 0:2-Heimdebakel gegen Elversberg den Mund auf und übt Kritik an seinen Mitspielern.City-Press

Es ist mal wieder so weit. Hertha BSC steckt nach dem 0:2-Heimdesaster gegen SV Elversberg in der nächsten Krise. Die Zeit der Wohlfühl-Kuschelzeit ist bei den Blau-Weißen endgültig vorbei. Die Realität ist einfach zu brutal. Kein Sieg, Platz 17, jetzt ledert Torwart Tjark Ernst los: „Jeder einzelne Spieler sollte sich mal hinterfragen!“

Der junge Keeper Ernst darf auch diese Generalkritik üben. Er ist im Gegensatz zu seinen Kollegen seit Wochen in Topform und hat durch Glanzparaden den Fehlstart noch nicht so katastrophal aussehen lassen – vier Gegentore sehen ja noch nicht so schlimm aus wie zehn! Denn die hätten es auch sein können.

Hertha-Keeper Ernst: Wird wirklich genug auf dem Rasen investiert?

Nach dem Abpfiff des blau-weißen Offenbarungseid gegen Elversberg war Ernst angefressen: „Da fehlen mir die Worte, es irgendwie zu erklären. Es ist unerklärlich: Gegen Darmstadt machen wir vor sechs Tagen noch ein gutes Auswärtsspiel. Und dann spiest du hier vor heimischer Kulisse so eine erste Halbzeit.“ Seine Wutaufforderung an alle Mitspieler: „Da sollte sich jeder an die eigene Nase fassen und jetzt die Länderspielpause nutzen, um sich zu hinterfragen, ob er wirklich genug investiert, um die Ziele, die wir als Verein, als Mannschaft haben, zu erfüllen.“

Gefrustet geht Torwart Tjark Ernst mit dem Hertha-Team zu den Fans in der Ostkurve.
Gefrustet geht Torwart Tjark Ernst mit dem Hertha-Team zu den Fans in der Ostkurve.City-Press

Mehr Ansage geht nicht. Der Keeper sieht ein gewisses Defizit bei der Leistungsbereitschaft seiner Vorderleute sieht. Auch das Verletzungspech lässt er nicht als Entschuldigung für die nicht zweitliga-taugliche Spielweise gelten. „Das ist Fakt, dass wir viele Ausfälle haben. Nichtsdestotrotz, wenn ich die Qualität sehe, die bei uns auf dem Platz steht. Da kann jeder einzelne auch von sich selbst erwarten, bessere Leistung abzuliefern“, analysiert Ernst messerscharf und ergänzt: „Wenn wir die Elf sehen, die heute bei uns angefangen hat, und die mit der Elf von Elversberg vergleicht, dann glaube ich schon, ohne das es arrogant klingen soll, dass wir von der individuellen Qualität immer noch die bessere Mannschaft sind. Aber das hat man in der ersten Halbzeit nullkommanull gesehen.“ Rums!

Ernst über das Pfeifkonzert: „Berechtigterweise, die Fans dürfen das“

Damit trifft der Torwart den Kern, den auch die Fans zur Weißglut bringen. Hertha hat den drittteuersten Kader der Zweiten Liga, doch man sieht es nach vier erbärmlichen Spielen der Profis nicht. Zum ersten Mal gab es massive Pfeifkonzerte im Olympiastadion. Die Stimmung ist auch bei den treuesten Anhängern gekippt. Ernst hat für die Pfiffe volles Verständnis: „Das gehört dazu, berechtigterweise. Wir haben unsere Ziele und dann stehst du nach vier Spielen mit zwei Punkten da und haben nur ein Tor geschossen. Das ist einfach viel zu wenig. Da dürfen sich die Fans äußern, das muss man als Profi abkönnen.“

Schlusswort von Ernst: „Jeder, der auf dem Platz stand, hat viel zu viele individuelle Fehler gemacht. Dann ist es schwer, in der Liga zu bestehen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns gewehrt, aber das ist auch das Nötigste im eigenen Stadion, eine gewisse Ehre zu zeigen.“ Um Ehre geht es bei Hertha jetzt aber nicht mehr. Der Klub braucht Siege, Punkte. So schnell wie möglich, sonst wird aus dem erträumten Aufstiegskampf ein Abstiegskampf bis zum Saisonende.