Am Mittwochabend mussten alle Hertha-Fans noch mal tapfer sein. Der 1. FC Kaiserslautern ist durch ein 2:0 bei Drittligist 1. FC Saarbrücken im Pokalfinale. Wieder kam bei einigen blau-weißen Anhängern der quälende Frust hoch. Der große Traum vom Endspiel im eigenen Wohnzimmer zerschellte am 31. Januar im Olympiastadion durch ein 1:3 im Viertelfinale gegen die Teufel aus der Pfalz. Das Finale, die ewige blau-weiße Sehnsucht, war doch so nah.
Und nicht nur das: Hertha BSC hätte sich blitzsanieren können. Für das Halbfinale und Endspiel wären noch mal rund acht Millionen Euro Mehreinnahmen in die klamme Klubkasse gespült worden. Es bleibt eine Riesenenttäuschung und sie kommt jetzt noch mal hoch. Aber manche Fans pöbeln auch zwei Monate später wieder. Gegen die Spieler und gegen den Trainer.
Für mich ist das eine erschütternde Gnadenlosigkeit ohne Berücksichtigung der Fakten. Im Januar wurde der Verein durch den Tod des jungen Präsidenten Kay Bernstein (43) erschüttert. Hertha war im Trauer-Ausnahmezustand. In der Mannschaft ging das Norovirus um. Pal Dardai hatte gegen Lautern nur eine Notelf, in der zahlreiche Spieler vor dem Anpfiff mit Vitaminpräparaten einsatzfähig gemacht wurden. Topspieler Fabian Reese konnte nach seiner Corona-Infektion auf Biegen und Brechen nur in der zweiten Halbzeit spielen.
Das war ein Grund, warum Trainer Dardai das System in der ersten Halbzeit auf Dreier-Abwehrkette umstellte. Es war aber nicht der einzige. Der Coach erklärte es: „Ich hatte keinen Flügelspieler mehr.“ Der Systemwechsel auf Vierer-Kette war für die zweite Halbzeit vorher abgesprochen. Es ging schief. Hertha lag zur Pause 0:2 zurück.
Deshalb machten viele Fans Dardai zum Hauptschuldigen für das Pokal-Aus. Für mich geht das zu weit. Hertha hatte im ganzen Unglück einfach auch noch einen ganz schlechten Tag gegen den FCK erwischt. Ich hatte nach dem Abpfiff eher die Befürchtung, dass dieses Pokal-Aus auch in der Zweiten Liga eine echte Knock-out-Wirkung haben könnte und das Abstiegsgespenst spuken könnte.