Hertha-Kolumne

Hertha-Liebling Jürgen Röber: Zum 70. Geburtstag die schönsten Worte von Dardai

Zum runden Ehrentag erhält Herthas Kult-Trainer Jürgen Röber nette Grüße von seinem ehemaligen Spieler Pal Dardai.

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Herthas Trainer Jürgen Röber: Dem Mann sieht man nicht sein Alter an. Röber legt immer Wert auf Fitness.
Herthas Trainer Jürgen Röber: Dem Mann sieht man nicht sein Alter an. Röber legt immer Wert auf Fitness.Endberg/imago

Wie doch die Zeit vergeht! Am Ersten Weihnachtsfeiertag wurde Jürgen Röber 70 Jahre alt! Der Name des Mannes mit dem knallharten Schuss, der gern im Training mit seinen Profis Ecken und Freistöße selbst schoss und bei den Waldläufen über den Teufelsberg oft locker vorneweg rannte, ist untrennbar mit den besten Zeiten von Hertha BSC verbunden.

Aufstieg in die Erste Bundesliga 1997, Einzug in die Champion League 1999, umjubelte Siege gegen die Branchengrößen AC Mailand (1:0) und Chelsea London (2:1) oder das legendäre Nebelspiel gegen den berühmten FC Barcelona (1:1). Danach spannende Duelle im Uefa-Cup und der Gewinn des Liga-Pokals. Ich bin froh, dass ich diese aufregenden Zeiten hautnah miterleben konnte. Der Kontakt zu den Spielern und zum Coach war recht eng und vertrauensvoll.

Röber: „Hertha war meine schönste Zeit“

Röber, der nach Trainerstationen im In- und Ausland seit einigen Jahren im beschaulichen Korschenbroich nahe Mönchengladbach lebt, kam auf 157 Erstligaspiele auf der Berliner Trainerbank und 49 Zweitligapartien. Als Hertha-Coach wohnte er stets mitten in der Stadt. Zuerst am Gendarmenmarkt, am güldenen Klingelschild prangten die Initialen „JR“. Später zog er an den Potsdamer Platz – auch im Zentrum gelegen. Und im Mittelpunkt stand Röber auch sehr oft bei seiner Hertha, wo er „die absolut schönste Zeit als Trainer“ erlebte, wie er gern erzählte.

Doch der Beginn seiner erfolgreichen Ära verlief holprig. Als Röber am 1. Januar 1996 sein Amt als Chefcoach antrat, sagte er über seine ersten Erfahrungen als Neu-Berliner: „Wenn man mit den Leuten über Hertha sprach, im Taxi oder im Restaurant, war das, als rede man über eine Krankheit.“ Permanente Trainerwechsel, Geldprobleme, Streitigkeiten und schwache Leistungen hatten Hertha ein negatives Image verpasst. Das erste Pflichtspiel unter dem neuen Coach ging im März 1996 mit 2:4 gegen den FC Carl Zeiss Jena verloren. Lediglich 8099 Zuschauer verliefen sich im Olympiastadion. Viel später, als Röber mit seinem Team bis zu 75.000 Fans in die Arena lockte, prägte er einen Spruch, den ich gut nachempfinden kann: „Das Olympiastadion ist zweimal wunderbar und eindrucksvoll – wenn es total leer oder eben voll ist.“

Röbers eingebautes Kabinenfenster im Olympiastadion

Jürgen Röber arbeitete hart für eine goldene Hertha-Ära. Von der Zweiten Liga in die Champions League.
Jürgen Röber arbeitete hart für eine goldene Hertha-Ära. Von der Zweiten Liga in die Champions League.Contrast/imago

Seine Affinität zu diesem Stadion zeigte sich in einer Episode: Röber ließ sich in seine Trainerkabine, die damals nahe am Marathontor lag, ein Fenster einbauen, von dem aus er ins weite Rund schauen konnte – „zur Motivation“, wie er sagte. Der bei den Fans sehr beliebte Coach hatte auch heftige Kritiker. Der legendäre Aufsichtsratsboss Robert Schwan („Ich kenne nur zwei vernünftige Menschen – Schwan am Vormittag und Schwan am Nachmittag“) warf Röber vor, als Trainer „wie ein alt gewordener Spieler zu agieren“.

Zweimal stand Röber vor dem Ende. Im Oktober 1997 rettete ihn nur ein 3:1-Sieg gegen den Karlsruher SC vor dem Aus, im April 1998 hatte ihn Schwan in der Halbzeitpause des Spiels bei 1860 München vor laufenden TV-Kameras auf der Haupttribüne entlassen („sofort und zwar achtkantig“).  Als Reporter stand ich fassungslos daneben. Schwan musste sich schnell revidieren. Gott sei Dank! Ob Hertha jemals – nur ein Jahr später – in die „Königsklasse“ aufgestiegen wäre? Unwahrscheinlich! Als sich Röber und Hertha im Februar 2002 endgültig trennten, übernahm Falko Götz für den Rest der Saison den Staffelstab.

Herzliche Umarmungen gab es oft zwischen Pal Dardai und Jürgen Röber.
Herzliche Umarmungen gab es oft zwischen Pal Dardai und Jürgen Röber.Contrast/imago

Dardai: „Teamgeist wie bei Röber“

Zurück in die Neuzeit. Pal Dardai, ab Januar 1997 unter Röber zum Hertha-Profi gereift, sagte erst vor wenigen Tagen im Rückblick auf die Hinrunde der Saison 2023/24: „Unser Ziel war es, Mentalität und Teamgeist zurückzuholen, so, wie ich ihn als Spieler unter Trainer Jürgen Röber erlebt habe. Das war einfach geil. Die Fans sprechen bis heute von dieser Mannschaft.“ Dieses Kompliment ist besser als jede Laudatio auf den nun 70-jährigen Kulttrainer. ■