Ein Fehltritt gegen das Schienbein des Gegners und die Folgen. Herthas Stürmer Florian Niederlechner (33) sah im letzten Hinrundenspiel beim 0:0 gegen den VfL Osnabrück eine umstrittene Rote Karte. Jetzt wurde er vom DFB für zwei Spiele gegen Düsseldorf und in Wehen Wiesbaden gesperrt. Verliert Niederlechner jetzt deswegen wieder seinen Stammplatz?
Rückblick auf das Foul in der 86. Minute gegen Osnabrück: VfL-Mittelfeldspieler Lukas Kunze trat Marten Winkler im Zweikampf in den Knöchel, danach versuchte der Osnabrücker den Ball wegzustochern. Genau wie auch Niederlechner. Der trat dabei mit seinem rechten Fuß auf das Schienbein von Kunze. Schiedsrichter Patrick Ittrich zeigte zunächst Gelb. Doch dann schaltete sich der Video-Assistent ein. Ittrich schaute sich die Szene nochmal an und entschied auf grobes Foulspiel – Rot!
Niederlechner sauer über Videobeweis

Danach war Niederlechner richtig erbost. „Scheiß-Videobeweis“, brüllte er bei seinem Abgang vom Platz. Danach übte er generelle Kritik an der Video-Regel: „Ich habe ihn erwischt, aber ohne Tempo, ohne Dynamik. Er ist ja gleich wieder aufgestanden. Das ist ja der ganze Quatsch am Videobeweis. Sie schauen sich das Standbild an. Da sehen sie, dass ich mit der offenen Sohle auf seinem Knöchel war – und dann geben sie Rot. Sorry, das ist nicht zielführend. Darum braucht ihn keiner, darum will ihn keiner, darum hasst ihn jeder.“
Sein Unmut wird jetzt noch größer sein. Das DFB-Sportgericht sperrte ihn nicht für ein Spiel, sondern gleich für zwei, obwohl Schiri Ittrich, der beim Foul zwei Meter danebenstand, zunächst kein grobes Foulspiel sah und nur Gelb gab.
Für den Stürmer-Routinier ist das ein echter Rückschlag. Der Ur-Bayer hatte sich nach einer langen Durststrecke zurück in die Stammelf gekämpft und traf plötzlich am Fließband. Jeweils ein Tor beim 2:2 gegen den KSC, beim 2:2 in Hannover und beim 2:1 in Kaiserlautern, dazu ein Dreierpack beim 5:1 gegen Elversberg. Trainer Pal Dardai hatte vorher aus der Not eine Tugend gemacht und ließ Niederlechner als hängende Spitze spielen, weil gleich vier offensive, zentrale Mittelfeldspieler langfristig verletzt waren.
Lazarett-Quartett meldet sich im Januar zurück

Doch zur Vorbereitung der Rückrunde ab 3. Januar wollen Palko Dardai (24), Bence Dardai (17, beide Bänderverletzung im Knöchel), Ibrahim Maza (18, Meniskusverletzung im Knie) und Jeremy Dudziak (28, komplizierte Fußprellung) wieder ihre Comebacks starten. Dann hat auch Trainer Dardai wieder die Möglichkeit, sein favorisiertes System mit einem klassischen Zehner im Mittelfeld zu spielen.
Die Frage ist, wer das Rennen macht. Der junge Maza gilt als hochtalentiert und konnte schon vor Weihnachten wieder draußen auf dem Rasen leicht trainieren. Auch Palko Dardai könnte zum Rückrundenstart am 21. Januar gegen Düsseldorf wieder voll einsatzfähig sein. Er trainiert jetzt schon mit Sportdirektor „Zecke“ Neuendorf auf dem Schenckendorffplatz, um noch schneller fit zu werden. Es wird die große Bewährungsprobe für einen von den vieren und für das Spielsystem. Klappt es gut, wird es für Niederlechner wieder eng als zweiter Stürmer, wenn er seine Sperre abgebrummt hat. ■