Letzter Strohhhalm

Hertha BSC: Über 50.000 Briefe gegen das Versagen

Bosse der Blau-Weißen greifen im Abstiegskampf der Zweiten Liga zu einem ziemlich außergewöhnlichen Mittel und hoffen auf Ruhe für zumindest ein Spiel.

Teilen
So wie die Spieler in diesem Teamkreis beschwört Hertha BSC mit einem Brief an die Mitglieder die Einheit im Verein.
So wie die Spieler in diesem Teamkreis beschwört Hertha BSC mit einem Brief an die Mitglieder die Einheit im Verein.City-Press

Das Fass der Enttäuschung bei Hertha BSC ist voll. Nur noch der berühmte Tropfen fehlt, dann ergießen sich mit Wut, Häme und noch mehr Frust all die Dinge, die die Blau-Weißen in der aktuellen Situation so gar nicht gebrauchen können. Mit über 50.000 Briefen kämpft Hertha BSC gegen den großen Knall.

Es ist noch gar nicht so lange her, da stürmten von der Enttäuschung getriebene Fans ins Olympiastadion und zwangen die Spieler von Hertha BSC , dass blau-weiße Trikot auszuziehen. Nach sechs Niederlagen in den letzten sieben Spielen ist die Lage wieder extrem heikel. Der versprochene Angriff auf die Aufstiegsplätze ist zum Abstiegskampf verkommen. Einen Glauben, dass die Profis wenigstens das können, gibt es eher nicht.

Bosse von Hertha BSC beweisen den Blick für die Realität

Weil die blau-weißen Bosse zumindest hier den Blick für die Realität nicht verloren haben, schrieben sie einen Brief. An alle der über 58.000 Mitglieder. Tenor: Egal wie tief die Enttäuschung sitzt, bitte lasst dieser nicht jetzt freien Lauf und erstickt damit das letzte Fünkchen Hoffnung.

„So groß die Wut, die Enttäuschung, die Ungläubigkeit bei euch über diese Situation auch ist: In den verbleibenden neun Spielen muss uns das Ziel einen, die Klasse zu halten“, bittet Hertha seine Mitglieder um Ruhe und versucht, die Fans in die Pflicht zu nehmen: „Unsere Gemeinschaft, die wir in den vergangenen Jahren sehr stark beschworen haben, welche ihr an jedem Spieltag lebt, steht nun auf der Probe. Nicht, weil bei euch die Stimmung kippt, sondern weil wir euer Vertrauen nicht mit entsprechenden Leistungen auf dem Platz zurückzahlen. Dennoch bringt es nichts, sich gegenseitig zu zerfleischen. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel bis zum 19. Mai - Hertha BSC in der 2. Bundesliga zu halten. So hart das Erkennen dieser Realität ist, so wichtig ist das Erreichen dieses Ziels.“

Herthas Trainer Stefan Leitl gestikuliert an der Seitenline. Der Coach will Hertha so zum Klassenerhalt führen.
Herthas Trainer Stefan Leitl gestikuliert an der Seitenline. Der Coach will Hertha so zum Klassenerhalt führen.Andreas Gora/dpa

Für das große Ziel blendet Hertha alle Fehler aus

Alle Kräfte bündeln, keine weiteren Baustellen aufmachen, einfach nur endlich die nötigen Punkte einfahren. Dafür sollen alle Fehler der Vergangenheit ausgeblendet werden. Dafür gibt Hertha ein Versprechen: „An dieser Stelle möchten wir auch ganz klar betonen, dass uns im Anschluss an die Saison eine schonungslose Analyse der sportlichen Situation erwartet.“

Zumindest bis zum nächsten Spiel könnten Herthas Bosse mit diesem Brief sehr viel Wind aus ziemlich vielen Segeln genommen haben. Aber in Braunschweig folgt die ultimative Prüfung. Im Kellerderby bei der Eintracht ist Verlieren verboten. Sonst reicht ein Brief gegen den dann losbrechenden Sturm nicht mehr aus.

Deshalb ist es Hertha auch so ernst, wie es das Schlusswort suggeriert: „Wir müssen gemeinsam zeigen, dass unser Verein lebendig und in der Lage ist, diese enorm schwierige Phase gemeinsam zu meistern.“

Was sagen Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu dieser Aktion bei Hertha? Wie beurteilen Sie die Stimmung bei den Fans in dieser heiklen Phase? Schreiben Sie uns: leser-bk@berlinerverlag.com