Die 3. Liga kommt immer näher. 1:2 (0:1) gegen Schalke, Hertha BSC ist und bleibt das heim- und formschwächste Team der Zweiten Liga, wartet seit Wochen auf ein Erfolgserlebnis. Und am Sonntag (13.30 Uhr) geht’s zum Kellerduell nach Braunschweig. Gibt es auch da nicht die Wende, wird es langsam richtig finster.
Der Effekt mit dem Trainerwechsel ist verpufft. Seit drei Spielen ist Stefan Leitl (47) da. Seine Bilanz: ein Punkt, ein Tor, sechs Gegentore (insgesamt jetzt seit sieben Spielen ohne Dreier). Der Coach nach dem Spiel gegen Schalke: „Das war okay, aber wir brauchen Siege und kein Okay.“
8:1 Torabschlüsse und kein Treffer
Leitls Okay betrifft aber nur die zweiten 45 Minuten. Da lag Hertha 0:1 hinten. Torwart Torwart Tjark Ernst war unter einer Ecke durchgetaucht, Tomas Kalas hatte eingeköpft (27.). Nach der Pause war Hertha dann am Drücker, glich durch Fabian Reese aus (51.) – und kassierte blitzschnell mit dem 1:2 (55.) durch den von Kenan Karaman verwandelten Foulelfer den nächsten Nackenschlag.
Besonders bitter: Nach dem erneuten Rückstand hatten die Blau-Weißen 8:1 Torabschlüsse mit teils fast schon 1000-prozentigen Einschussmöglichkeiten. Aber Hertha verballert alles. Auch die Chancen zum Klassenerhalt? Wie Deyo Zeefuik – der Holländer ist leider nur ein Kämpfer und kein Knipser –, der in Minute 68 völlig frei aus Nahdistanz daneben köpfte (das schaffte er davor in Minute 40 auch schon).
Giftiger Cocktail wie vor zwei Jahren

U23-Stürmer Luca Wollschläger bekam 90 Zentimeter vor der Linie den Fuß nicht an den Ball (84.), Marten Winkler erwischte aus drei Metern die Kugel nur mit der Innenseite des Hackens (86.). Das waren nur die dicksten Dinger. Coach Leitl: „Irgendwann musst du einfach mal einen über die Linie drücken. Oder: Wenn du keine Tore machst, darfst du auch keine Gegentore kassieren. Das haben wir beides nicht hingekriegt.“
Reese schob hinterher: „Ich spüre irgendwas zwischen Wut und Enttäuschung.“ Damit ist der Flügelflitzer nicht allein. Die Pleite gegen ein keineswegs überragendes Königsblau passte mit allen Facetten zur Dramaturgie eines Absturzes. Erst nichts, dann Mischung aus Pech und Unvermögen. Das war schon vor zwei Jahren in der Bundesliga ein giftiger Cocktail.
Hertha-Boss Herrich wiegelt ab
Kein Wunder, dass die Angst umgeht. Und ein paar Fragen immer lauter gestellt werden. Zum Beispiel die nach möglichen Lizenzproblemen im Falle eines Abstiegs. Der krisenerfahrene Geschäftsführer Thomas E. Herrich tut die noch ab: „Wir sind für alle Szenarien, die möglich sind, gewappnet und bereiten die vor, in jegliche Richtung, das ist sonnenklar.“
Keine Aussage wollte Herrich zum Bericht des Kicker machen, wonach viele Spieler keine Verträge für die 3. Liga besitzen und somit im Falle eines Abstiegs den Verein ohne fällige Ablösesumme verlassen könnten. Dadurch würden den ohnehin schon klammen Blau-Weißen Millioneneinnahmen flöten gehen. Herrich: „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu Vertragsinhalten.“ Klar war dafür die Ansage von Trainer Leitl in Richtung Braunschweig-Spiel: „Im Endeffekt zählen Siege, dementsprechend werden wir arbeiten.“ ■