Die blau-weiße Krise

Hertha BSC: Kann dieses Team überhaupt Abstiegskampf?

Bei Hertha hat Coach Leitl den Klassenerhalt als Ziel erklärt, aber haben die Spieler überhaupt die Nerven dafür?

Author - Wolfgang Heise
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Hertha BSC gibt gerade ein erschreckendes Bild ab. Ein zerstreuter, wehrloser Haufen verlor 0:4 in Elversberg.
Hertha BSC gibt gerade ein erschreckendes Bild ab. Ein zerstreuter, wehrloser Haufen verlor 0:4 in Elversberg.Imago Images/Fußballnews Saarland

Neuer Trainer, aber die Abwärtsspirale geht bei Hertha BSC dramatisch weiter. In seinem zweiten Spiel sah Stefan Leitl (47) das ganz hässliche Gesicht der blau-weißen Profis – mutlos, willenlos, kampflos. Das 0:4-Desaster in Elversberg war ein Offenbarungseid. Der Verein bangt jetzt um den Klassenerhalt. Aber kann dieses Team überhaupt Abstiegskampf?

Nach dem nächsten Tiefpunkt der Saison sagte Publikumsliebling Fabian Reese: „Uns haben alle Grundtugenden gefehlt. Zweikampfhärte, die Gier, Bälle vorne zu gewinnen und gemeinsam zu verteidigen, die Aufgaben, die wir uns vorgenommen haben, zu erfüllen.“ Es ist ein verzweifelter Weckruf eines Volle-Polle-Profis, der jetzt selbst schon in diesem leblosen Haufen untergeht.

Es ist Abstiegskampf und Reese sagt: „Jedem, dem das vor diesem Spiel nicht klar war, ist es jetzt klar. Es ist schon ein, zwei, drei, vier Wochen die ganz klare Wahrheit. Wir müssen dieser Wahrheit ins Gesicht gucken, jeder Einzelne im Team. Keiner kann es sich mehr schönreden.“

Reese: Schluss mit der Schönrederei

Auch Kapitän Toni Leistner spricht das Mentalitätsproblem offen an: „Wir reden immer vom Berliner Weg und jungen Spielern. Aber da muss auch jeder die Grundtugenden haben und an den Tag legen. Und nicht nur Schönspielerei. Und wir müssen dem einen oder anderen mal ein ernstes Wort sagen. Es gibt nur noch ein Ziel, den Klassenerhalt.“

Nach dem dritten Gegentreffer in Elversberg trommelte Trainer Leitl die Mannschaft am Spielfeldrand zusammen und machte knallharte Ansagen.
Nach dem dritten Gegentreffer in Elversberg trommelte Trainer Leitl die Mannschaft am Spielfeldrand zusammen und machte knallharte Ansagen.Imago Images/Fußballnews Saarland

Die Aufstiegsträume sind schon lange futsch, doch diese Saison hat noch immer zehn Spiele. Und für Hertha wird es immer bedrohlicher. Das weiß auch Leitl:  „Es geht nicht darum die Saison anständig zu Ende zu spielen, es geht darum, in der Liga zu bleiben. Wir können in der Liga bleiben können, wenn wir hart arbeiten und diszipliniert Fußball spielen.”

Es wird gerade für die jüngeren Spieler die härteste Reifeprüfung ihres Lebens. Vom Traum in die brutale Realität, nur noch vier Punkte von Platz 16 entfernt. Mit nur vier Punkten das zweitschlechteste Team der Liga in der Rückrunde, dazu eine desaströse Heimbilanz mit nur acht Punkten – da sind die Blau-Weißen schon Tabellenletzter. Das riecht objektiv nach Abstieg.

Reagieren die Spieler mit Trotz oder Angst?

Diese Erkenntnis ist spätestens seit dem Elversberg-Desaster in den Köpfen endgültig angekommen. Aber wie reagieren die Jung-Profis? Mit Trotz oder Angst? Oder mit einer Egal-Stimmung, weil die persönliche Zukunft vielleicht ab Sommer bei einem anderen Klub weitergeht? Das wäre das Fatalste.

Leitl muss in den nächsten Tagen jedem einzelnen Spieler genau in die Augen schauen und die Gewissheit haben, dass er wirklich alles für den Verein gibt. Die Verantwortung liegt jetzt beim Team, die Spieler müssen sich auf sich gegenseitig selbst verlassen. Auf die fantastischen Fans, die bisher immer die volle Unterstützung gegeben haben, können sich die Profis beim Heimspiel gegen Schalke nach dem 0:4-Grottenkick nicht mehr rechnen. Die stellten den Support schon in Elversberg ein.