Seit einem Jahr ist Fabian Reese (26) Profi von Hertha BSC und noch viel mehr. Er wurde im Turbotempo mit seinen Tricks, Toren und Tugenden Publikumsliebling. Er hat seinen eigenen, mutigen Lebensstil. Jetzt bricht Reese sein Schweigen. Unglaublich, was noch vor zwölf Monaten passierte: Wegen seiner lackierten Fingernägel wurde er im Sommer 2023 als Schwuchtel beschimpft!
In dem sexuell-liberalen Podcast G.Spot beantwortete Reese ehrlich alle Fragen von Moderatorin Stefanie Giesinger. Natürlich kam nochmal das Thema mit seinen Fingernägeln auf. Reeses Geständnis sollte jeden traurig machen. „Gerade zu Anfang mit den Nägeln. Ich habe es schon vorher gemacht. Aber da war einfach nicht so eine große Präsenz. Da wurde nur mit dem Kopf geschüttelt (bei seinem Ex-Klub Holstein Kiel, die Red.). Am Anfang in Berlin, bevor die Saison angefangen ist, bin ich beim ersten Training mit weißen lackierten Nägeln“, fängt er an zu erzählen und sagt dann etwas Unfassbares: „Ich glaube, ich habe 500 Nachrichten am Tag bekommen und 480 waren mit der Frage: Was ich für eine Schwuchtel bin, was ich mir dabei denke und dass ich mich auf Fußballspielen konzentrieren soll.“
Reese-Sätze bei GSpot im Podcast
Hässlicher kann man eigentlich nicht als neuer Spieler bei Hertha BSC begrüßt werden. Doch Kämpfer und Trickser Reese ließ sich von diesen Kommentaren überhaupt nicht beeindrucken. Er machte genau sein Ding - im Privatleben und auf dem Fußballplatz. Reese: „Ich habe im richtigen Moment viele Tore geschossen. Und die Leute haben honoriert, dass ich Gas gebe, dass ich das mit den Fingernägeln nicht mache, um unbedingt Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist schön. Natürlich ist es in Ordnung, wenn Leute sagen: Das ist gar nicht meins, find ich hässlich, schräg, übertrieben. Aber irgendwann haben die Leute gemerkt, das ist ganz cool. Der Typ macht, was er für richtig hält und es leidet nicht die Leistung drunter. Der Switch wurde im Kopf bei denen verändert. Und das ist Entwicklung.“

Reese selbst erklärt auch seine Persönlichkeitsentwicklung als Fußballer und erinnert sich zurück: „Man ist jung, eifert seinen Idol hinterher. Bei mir waren es Ronaldinho und Beckham. Man eifert ihnen nach ohne selbst zu merken, was einen selbst ausmacht. Dann ist man nur ein Abbild. Irgendwann muss man mit Anfang Zwanzig sagen: Ich mache mein Ding.“
Seine Freundin Johanna unterstützt ihn voll bei seiner mutigen Lebensphilosophie: „Ich bekomme sehr viel Zuspruch von meiner Freundin. Aber bei manchen Kommentaren von anderen denke ich mir: Wahnsinn. Macht doch euer Ding. Ich äußere mich ja auch nicht über euer Aussehen.“
Reese spricht über Homsexualität im Fußball
Reese ist bodenständig und ziemlich realistisch und trotzdem fällt er durch sein Aufsehen auf. Das ist seine Botschaft an alle: „Ich habe den absoluten Traumberuf als Fußballprofi. Ich möchte dieses Licht nutzen, um vielleicht auch zu zeigen, dass wir etwas verändern können. Dass wir als Fußballer nicht entmenschlicht werden. Dass Leute draußen sehen, das ist Fabian Reese, der ist mehr als nur ein Fußballer, der steckt nicht in Normen fest. Ich find das schön und möchte ich das machen, worauf ich Lust habe. Und ich bin auch nicht der schlechtere Mensch oder schlechtere Fußballer, weil ich anders aussehe als der andere.“
Reese öffnet sein Herz und das bei GSpot, einem Podcast, der sich Sexualität jeglicher Art auf die Fahne geschrieben hat. Reese spricht dort auch über das Homosexualität im Fußball, was traurigerweise noch immer als Tabuthema gilt. Reeses Standpunkt: „Ich glaube Homosexualität ist in diesem Fußball ein sehr schwieriges Thema. Das bedarf unglaublich viel Mut. Ich würde jeden unterstützen, sich zu outen. Sexuelle Orientierung ist doch völlig egal. Ich glaube, im Fußball, einer maskulin geprägten Sportart, ist das viel durch Unsicherheit geprägt. Ich glaube, in Mannschaften ist das gar nicht so ein Problem. Es ist ja nicht so, wenn einer homosexuell wäre, dass er an dann alle anmachen würde. Was sich einige verdreht im Kopf vorstellen.“ Starkes Statement, einfach weiter so, Fabian Reese!