Eine Auktion, die keine war

Akte 777 geschlossen! Hertha BSC ohne Investor, nur noch mit Verkäufer

Der Hauptgläubiger A-CAP übernimmt die 78,8 Prozent Anteile von Investor 777 an Hertha, aber muss sie weiterverkaufen.

Author - Wolfgang Heise
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Im Februar 2023 präsentierte sich 777-Boss Josh Wander als neuer Investor bei Hertha BSC.
Im Februar 2023 präsentierte sich 777-Boss Josh Wander als neuer Investor bei Hertha BSC.Koch/Imago

Viel Rauch um nichts! Die Aufregung war groß, als am Donnerstag bekannt wurde, dass es eine Blitz-Auktion in New York über die 78,8 Prozent-Anteile des jetzt ehemaligen Hertha-Investors 777 Partners geben wird. Was dahinter steckte, durfte der KURIER vor zwei Tagen aus juristischen Gründen nur andeuten. Jetzt ist es genauso passiert: A-CAP, ein Versicherungsunternehmen aus den USA und Hauptgläubiger von Skandal-Investor 777, ist jetzt Eigentümer der Hertha-Anteile.

In der Praxis war A-Cap schon seit einem Jahr der Besitzer. Das Versicherungsunternehmen verwaltet das Eigentum des finanziell ins Trudeln geratenen Fußballinvestors 777. Für A-CAP sitzt im Aufsichtsrat der Hertha KGaA bereits seit vergangenen Herbst David Ellis Shaw, der Portfolio-Manager von A-CAP.

Die schnell einberufene Auktion am Freitag in den Büros der New Yorker Wirtschaftskanzlei von Cadwalader, Wickersham & Taft LLP in New York diente nicht einem Basar, um sieben Fußballklubs zu verramschen, sondern einer geordneten Übergabe, um die Anteile an den Vereinen Hertha BSC, FC Sevilla, Standard Lüttich, FC Genua, Melbourne Victory, Red Star Paris und Vasco da Gama in der Zukunft geordnet und schneller verkaufen zu können.

A-CAP nutzt als Gläubiger einen Auktionstrick

A-Cap nutzte als Gläubiger ein sogenanntes „Credit Bid“, das es ermöglicht, in einer Versteigerung den Kauf mit den Schulden von 777 zu bezahlen. Inwieweit, welcher Klub mit welchem Millionenwert bei der Transaktion jetzt in den Büchern bei A-CAP taxiert wird, bleibt bisher undurchsichtig. Doch dieses ist wichtig beim möglichen Weiterverkauf.

Eine erste Folge gab es aber postwendend. Die Anteile an den belgischen Klub Standard Lüttich wurden nach der Auktion sofort von A-Cap an den Klub selbst verkauft. Ein Konsortium um Lüttich-Boss Giacomo Angelini erwarb die früheren Anteile von 777 und ist jetzt wieder investorenfrei.

Kann sich Hertha BSC freikaufen?

Auch bei Hertha BSC gibt es Überlegungen, die Hertha KGaA-Anteile selbst zurückzukaufen. Doch bisher fehlt dafür das nötige Geld. Fakt ist aber: A-CAP wird nur ein vorübergehender Besitzer bei den Blau-Weißen sein. Mehrere US-Behörden drängen auf einen schnellen Verkauf der von 777 Partners übernommenen Fußballsparte. Denn A-CAP selbst steht auch unter finanziellem Druck. Hertha hat keinen Investor mehr, sondern einen Verkäufer.

Doch ein Verkauf von sieben Fußballklubs ist eben nicht so einfach. In allen Ländern gibt es andere Gesetze und auch die Beteiligungen und Verträge bei den Klubs sind überall anders ausgestaltet. Ein neuer Investor ist bisher bei Hertha nicht in Sicht. Der Verein hat ein Vetorecht beim Weiterverkauf der Anteile und sogar ein Vorkaufsrecht. Bei diesen Rahmenbedingungen, die vertraglich festgeschrieben sind, ist ein Kauf der 78,8 Prozent an der Hertha KGaA für viele potentielle Interessenten eher unattraktiv.