Personal-Alarm bei Hertha BSC vor dem Auswärtsspiel bei Darmstadt am Sonnabend (13 Uhr). Trainer Cristian Fiel sucht im Team einen zweiten Innenverteidiger und einen neuen Sechser vor der Abwehr. Das defensive Mittelfeld, es ist seit über vier Jahren die Problemzone bei Hertha BSC. Hilfe, Hertha hat den Skjelbred-Fluch! Seit der Norweger Per „Schelle“ Skjelbred (37) im Sommer 2020 ging, ist die Sechs eine Dauer-Baustelle.
Diese Saison sollte sie endgültig behoben werden. Diego Demme (32) kam vom SSC Neapel ablösefrei. Alles sah gut aus, der Deutsch-Italiener präsentierte sich als echter Mittelfeldboss. Problem: Nach sieben Liga-Spielen war Schluss. Demme ist körperlich erschöpft. Wie lange er ausfällt? Ungewiss! Fiel zauberte Michal Karbownik als Ersatzmann aus dem Hut. Vier Spiele, jetzt fällt er wegen einer Sprunggelenkverletzung, die er sich beim 0:1 gegen Köln zugezogen hatte, erneut aus. In Darmstadt könnte der 17-jährige Bobo Lum neben Kevins Sessa jetzt als Abräumer vor der Abwehr spielen. Oder doch der Griechen-Routinier Andreas Bouchalakis, der seit Monaten kaum Berücksichtigung findet.
Fakt ist: Fiel geht es genau wie seinen Vorgängern in den vergangenen Jahren. Wann gibt es eine echte Achse mit einem Sechser, der dauerhaft bei den Blau-Weißen spielt? Der letzte war Skjelbred und da ging es Hertha auch noch in der Bundesliga gut. Sieben Jahre erledigte der Kampfwikinger den Job zuverlässig. Im Sommer 2019 entschloss er sich, dass er seinen Vertrag auslaufen lässt und 2020 zurück zu seinem Heimatverein Rosenborg Trondheim geht. Schelle wurde zum Auslaufmodell.
Grujic, Löwen, Acacibar, Maier, Darida, alle nicht mehr da

In der Chaos-Saison 2019/20 mit vier Trainern (Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, Bruno Labbadia) sollte es Marko Grujic dann endgültig neben Vladimir Darida richten. Doch er war nur Leihspieler und ging auch im Sommer 2020 zurück zum FC Liverpool. Eduard Löwen wurde im Sommer 2019 verpflichtet. Er konnte bei Hertha nie überzeugen. Nach nur einem halben Jahr wurde er an Augsburg ausgeliehen, dafür kam im Januar 2020 der Argentinier Santiago Ascacibar vom VfB Stuttgart und wurde nach zweieinhalb Jahren an den Italo-Klub Cremonese ausgeliehen.
Und dann gab es noch Eigengewächs Arne Maier, bei Ex-Trainer Pal Dardai galt er als der Zukunftsspieler. Dann nicht mehr. Er wechselte im Sommer 2020 zunächst zu Bielefeld, ein Jahr später zum FC Augsburg. Die Ironie dieser schlimmen Spielzeit. In der Rückrunde wurde Skjelbred unter Labbadia wieder zum Stammspieler und ging danach. Haben Sie mitgezählt? Alleine in den zwölf Monaten versuchten fünf Spieler Skjelbred abzulösen, keiner von ihnen ist mehr im Klub.
Weltmeister Khedira als Feuerwehrmann 2021

2020/21 sollte es besser werden. Lucas Tousart (ging 2023 zum 1. FC Union) und Mattheus Guendouzi (als Leihspieler nach einem Jahr wieder weg) sollten es richten, Löwen wurde zurückgeholt, weil Ascacibar dauerverletzt war, klappte wieder nicht. In der Not wurde dann Sami Khedira im Januar 2021 geholt. Ein Engagement als Feuerwehrmann, sechs Monate später beendete der Weltmeister seine Karriere. Wieder drei Spieler für die Sechs, alle sind nicht mehr im Klub.
Nächster Versuch in der Saison 2021/22: Neben Tousart und Ascacibar versuchten es dann die Neuzugänge Kevin-Prince Boateng und Suat Serdar auch mal als Sechser. Noch zwei Experimente, die nicht so richtig aufgingen. Ascacibar spielte immerhin seine beste Saison, aber wurde danach ausgeliehen.
Sunjic wurde 2023 rausgeschmissen

Es war ein fataler Baustein für den Abstieg. Denn für ihn kam Ivan Sunjic als Leihspieler von Birmingham City. Der Kroate entpuppte sich als lethargischer bis lustloser Legionär auf einer Position, auf der um jeden Meter gekämpft werden muss. Als Ex-Trainer Pal Dardai im hoffnungslosen Abstiegskampf zurückkam, war seine erste Amtshandlung im April 2023 der Rausschmiss von Sunjic. Schon vorher hatte Hertha versucht, zu reagieren und im Januar Tolga Cigerci aus der Türkei zurückgeholt. Der verließ den Klub aber nach dem Abstieg auch wieder.
In der Zweiten Liga wurde der ganze Kader entschlackt. Plötzlich gab es keine Mittelfeldspieler mehr. Auf den letzten Drücker wurde Andreas Bouchalakis, immerhin ein griechischer Nationalspieler, verpflichtet. Doch er überzeugte nicht, also wurde das defensive Mittelfeld wieder zum Experimentierfeld. Die Innenverteidiger Pascal Klemens und Marton Dardai erledigten den Job überwiegend. Auch Deyo Zeefuik, Michal Karbownik und Bilal Hussein durfte es mal probieren. Dazu wurde für die Zukunft Bradley Ibrahim im Februar 2024 vom FC Arsenal geholt. Er blieb ein leeres Versprechen, keine Einsätze, jetzt ausgeliehen an den englischen Drittligisten Crawley Town. Noch mal sieben Profis, die es als Sechser versuchten.
Nach Skjelbred waren es insgesamt 22 Spieler, die als defensive Mittelfeldspieler tätig waren. Bis jetzt hat es nie dauerhaft geklappt. Es ist wie ein Fluch! Und was macht Schelle momentan? Der spielt noch immer in Norwegen beim Zweitligisten Ranheim IL und ist dort mit 37 Jahren noch Stammspieler … ■