Nach Herthas 3:1-Heimsieg gegen den SC Paderborn wurde gejubelt, nur Cheftrainer Pal Dardai tat es nicht. Er holte zum Rundumschlag aus, weil ihm die Art und Weise des Spiels der blau-weißen Profis nicht gefiel. Dardai: „Wir haben gewonnen. Aber als Trainer bin ich nicht ganz zufrieden.“
Eigentlich begann das Spiel wie ein Träumchen. Aggressives Pressing, offensiver Powerfußball und Haris „Fluppe“ Tabakovic traf zum 1:0 (11.). Frühe Führung, alles bestens. Doch dann wurden die Herthaner passiv.
„Nach dem 1:0 war es das Gleiche wie in Nürnberg (1:3 nach 1:0-Führung, Anm. d. Red.). Danach haben wir wieder nicht so gespielt, wie es sein sollte. Jedes Mal beim letzten Pass Unordnung. Dann bist du nicht mehr der Herr im eigenen Haus“, so der Coach. Ja, die Spieldaten geben Dardai recht. Hertha hatte im Heimspiel nur 28(!) Prozent Ballbesitz. Zu wenig!
Dardai: „Der Weg in der Defensive gefällt mir nicht“

Die zweite Sache ist die mit dem Rasen, der schnell bei diesen Witterungen zum Acker wird. „Der Platz ist nach 20 Minuten gut für die Mannschaft, die aggressiv ist, kämpferisch ist. Das waren wir nicht. Wir haben Zweikämpfe verloren und sind hinterhergelaufen“, so Dardai. Seine Generalkritik richtet sich gegen die Defensivarbeit der Offensivkräfte. „Nur gemeinsam sind wir defensiv stark. Der Weg gefällt mir nicht. Das müssen wir ansprechen. Da müssen wir uns steigern“, mahnt der Coach an.
Auch hier sagt die Statistik: 20 Gegentore in elf Liga-Spielen sind zu viel. Aber Hertha hat auch schon 22 Tore erzielt, ein guter Wert. Vorne hui, hinten pfui. So wird es auf Dauer nichts, um ins obere Tabellendrittel zu kommen. Ein Spieler steht gerade genau dafür. Es ist Flügelflitzer Fabian Reese, der beide Tore von Fluppe vorbereitete. Dardai analysiert es ganz klar: „Ich bedanke mich bei Reese, was er vorne gemacht hat. Er hat den Unterschied gemacht. Aber auch er muss sich defensiv verbessern. Auf unserer linken Seite waren wir anfällig.“
Kapitän Leistner: „Mentalität kann man keinem Spieler absprechen“

Hertha BSC sucht die Balance in der Spielanlage und im Spielrhythmus. Kapitän Toni Leistner sagte es schon vor einer Woche: „Wir verfallen in den Verwaltungsmodus und rennen hinterher. Ein 1:0 reicht nicht aus, um das Ergebnis zu verwalten. So eine Qualität haben wir nicht.“
Jetzt sagt er nach dem Sieg: „Es wurde im Vorfeld viel über Mentalität geredet – und die kann man keinem Spieler absprechen. Wir haben uns extrem reingehauen und wollten unser Tor unbedingt verteidigen. Das war ein Fortschritt im Vergleich zur Vorwoche.“ Für den Trainer ist das aber nicht genug. Er will es gar nicht dazukommen lassen, dass Hertha eine Abwehrschlacht liefern muss. ■