Hertha-Kolumne

Diese Statistik beweist: Hertha BSC ist seit Jahren im Dauerstress!

Trainer Stefan Leitl gibt dem Team Stück für Stück seine Stärken zurück. Durch den dritten Sieg in Folge knackt Leitl einen Ante-Covic-Rekord.

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Cheftrainer Stefan Leitl (47) verleiht Hertha BSC Aufwind. Die Blau-Weißen gewannen die letzten drei Spiele in Serie.
Cheftrainer Stefan Leitl (47) verleiht Hertha BSC Aufwind. Die Blau-Weißen gewannen die letzten drei Spiele in Serie.Brauer-Fotoagentur/imago

Der ehemalige Kurzzeit-Cheftrainer von Hertha BSC, Ante Covic, hat sein Alleinstellungsmerkmal eingebüßt. Der heute 49 Jahre alte verantwortliche Coach der U17 der Berliner war bis zum zurückliegenden Wochenende derjenige Profi-Coach, unter dem die Mannschaft zuletzt drei Siege in Serie in der Liga einfahren konnte.

Das passierte im September 2019 in der Ersten Bundesliga zwischen dem 5. und 7. Spieltag, als unter seiner Leitung der SC Paderborn (2:1), der 1. FC Köln (4:0) und Fortuna Düsseldorf (3:1) bezwungen wurden. Profis wie Dodi Lukebakio, Maximilian Mittelstädt und Vladimir Darida spielten eine wichtige Rolle. Seinen Job als neuen Chef und Pal-Dardai-Nachfolger konnte diese Erfolgsserie Covic allerdings nicht retten – nach mehreren darauffolgenden Niederlagen musste er dem weltläufigen Jürgen Klinsmann weichen. Der „Sommermärchen-Macher“ von 2006 wurde mit viel Ballyhoo vorgestellt. Aber weder der Weltmeister von 1990, noch die nach ihm gekommenen Cheftrainer Alexander Nouri, Bruno Labbadia, Pal Dardai, Tayfun Korkut, Felix Magath, Sandro Schwarz, erneut Pal Dardai und Cristian Fiel schafften drei Siege in Serie. Eigentlich unglaublich.

Stefan Leitl gibt Hertha BSC Stärken zurück

Dafür musste im Februar dieses Jahres erst der erfahrene Stefan Leitl verpflichtet werden. Der 47-Jährige kam, als Herthas Mannschaft mal wieder das Stresslevel bei den Vereinschefs, Mitarbeitern der Geschäftsstelle und den Fans nach ganz oben getrieben hatte. Manch Protagonist wies wohl Bluthochdruck 190: 130 auf! Leitl, ein absoluter Kenner der Zweiten Liga, gab Spiel für Spiel dem vom Abstieg in die Dritte Liga bedrohten Team seine Stärken zurück, also seine Kreativität, seine Stabilität und sein Selbstvertrauen. Nun schaffte Hertha unter Leitl mit dem jüngsten 1:0-Triumph beim Spitzenteam 1. FC Köln den dritten Sieg in Folge und zog nach über fünf Jahren mit dem einstigen Covic-Team gleich.

Ante Covic (49) war zu Beginn der Saison 2019/2020 Cheftrainer von Hertha BSC, bevor Jürgen Klinsmann (60) übernahm.
Ante Covic (49) war zu Beginn der Saison 2019/2020 Cheftrainer von Hertha BSC, bevor Jürgen Klinsmann (60) übernahm.Nordphoto/imago

Die Mannschaft befindet sich im Aufwärtstrend, steht nach 28 Spieltagen auf Rang 12 und hat immerhin acht Zähler Abstand auf den gefürchteten Relegationsplatz 16. Noch aber ist der Klassenerhalt nicht hundert Prozent sicher, noch bleiben alle unter Spannung. Das aber ist man rund um die Hertha gewohnt – auch wenn das der Gesundheit aller, die es mit dem Verein halten, nicht zuträglich ist.

Covic, Klinsmann, Magath: Bei Hertha BSC wurde es wild

Blickt man in den Rückspiegel stellt man fest, dass ausgerechnet seit dem Aus für Trainer Ante Covic bei den Profis Ende November 2019 eine schier endlose Zeit begann, in der sich Hertha BSC in einem permanenten Stresszustand befindet. Der hält bis heute mal mehr oder weniger intensiv an.

In der Spielzeit 2019/20, die Hertha mit den Millionen von Investor Lars Windhorst im Winter sogar zum „Transfer-Weltmeister“ machte, aber dabei insgesamt vier Trainer verschliss, reichte es zu Platz 10. Die folgende Spielzeit wurde dann zur Zitterpartie, Trainer Bruno Labbadia entlassen und danach rettete Pal Dardai das Team vor dem Abstieg. Und das in schweren Pandemiezeiten, in denen Spieler und Trainer zeitweise unter Quarantäne standen. Man landete auf Rang 14 mit lediglich zwei Zählern Vorsprung vor Relegationsplatz 16. Stress bis zum letzten Spieltag inklusive.

Klassenerhalt für Leitl das Ziel bei Hertha BSC

2021/22 folgte eine weitere Steigerung. Nach den entlassenen Pal Dardai und Tayfon Korkut konnte sich Altmeister Felix Magath als später Retter präsentieren, musste dafür aber in die Relegation gegen den HSV (0:1/2:0).

In der nächsten Saison kam erneut Dardai als Heilsbringer für den nach 28 Spielen entlassenen Sandro Schwarz – allerdings zu spät. Sechs Spiele waren einfach zu wenig für eine Rettungsaktion. Hertha landete in der Zweitklassigkeit, wo man nun im zweiten Jahr für Herzklopfen sorgt. Cheftrainer Stefan Leitl, der Nachfolger von Cristian Fiel, gibt nach 28 Spielen noch keine Entwarnung. „Unsere Ziele haben sich nicht verändert. Ich habe den klaren Auftrag, die Liga zu halten. Wir sind auf einem guten Weg.“ Das Ende der Bluthochdruckphase scheint in Sicht. ■