Pal Dardai verließ den Hertha-Kosmos endgültig, und Lucien Favre beendete seine internationale Trainerkarriere! Zwei Nachrichten, die es in sich hatten. Kurz vor Weihnachten gingen mit dem Ungarn Dardai (49) und dem Schweizer Favre (68) zwei einst erfolgreiche Profis und spätere Trainer fast zeitgleich an die Öffentlichkeit. Beide haben tiefe Spuren hinterlassen.
Der eine, Dardai, kehrt zum ersten Mal beruflich Berlin und Hertha BSC den Rücken und stürzt sich als Sportdirektor beim 20-maligen ungarischen Meister Ujpest Budapest in eine neue Aufgabe. Der andere, Favre, machte sein Karriereende nach 29 Jahren als Fußballlehrer mit Stationen in der Schweiz, in Deutschland und in Frankreich publik.
Hertha-Legende Pal Dardai beendete selbst die sportliche Ära, die er einst als blutjunger Profi im Januar 1997 bei den Blau-Weißen, seinem Herzensverein, begonnen hatte – und die später seine drei Söhne fortsetzten. Man sprach von der „Dardai-Dynastie“, zu der natürlich auch Monika Dardai gehörte, die ihre damals jugendlichen Söhne jahrelang zu den Spielen begleitete.
Drei Söhne zusammen auf dem Platz
Einmal kam es zum Novum, dass Trainer Dardai seine drei Söhne Palko, Marton und Bence alle in einem Spiel einsetzte. Das passierte beim Zweitligaduell bei Fortuna Düsseldorf am 29. Juli 2023. Hertha unterlag mit 0:1.

Mit 286 Bundesligaspielen ist Dardai Herthas Rekordspieler in der Ersten Liga. Besonders stolz war er immer darauf, dass er 42 Europacup-Duelle für Hertha bestritt – auch eine Bestmarke. Dreimal folgte er dem Ruf der Klubchefs und übernahm das Traineramt. Und das stets in schwierigen Zeiten.
Dardai ist in Ungarn ungeheuer populär und startet am Neujahrstag in seinen neuen Job. Dort, so verriet er mir, habe er im sportlichen Bereich „alle Freiheiten“. Nach seiner Unterschrift in Budapest schrieb der bekannte Fußball-Newsletter „Fever Pitch“: „Die Verbindung zwischen Dardai und Hertha war einzigartig. Er war Teil der DNA des Vereins.“
Dardai und Favre als Erfolgsduo

Zwischen 2007 und 2009 kreuzten sich auch die Wege von Dardai und Favre. Für den Schweizer, der in 75 Bundesliga-Duellen die Hertha coachte, war der Mittelfeldmann ein wichtiger Ansprechpartner. Unter dem äußerst akribischen Favre hatte Hertha im Mai 2009 die Hand so nah an der Meisterschale wie nie wieder danach. Nun will er mit seiner Frau Chantal die Ruhe in seinem Heimatdorf Saint-Barthélemy in der Westschweiz (rund 800 Einwohner) genießen. Lucien Favre sagte jetzt: „Ich bin 68. Es ist genug!“
Als ich zum ersten Mal mit dem Taktik-Fuchs sprach, erzählte er von seiner Liebe zum brasilianischen Fußball. Er konnte (genau wie ich) die Namen der Weltmeister von 1970 blitzschnell aufzählen – von Pelé über Rivelinho bis Jairzinho. Wie Favre, der den Ruf besitzt, ein „Bessermacher“ der Profis zu sein, tickte, zeigt ein kleines Beispiel.
Auch der FC Bayern fragte mal bei Favre an
Zum ersten Mal coachte er Hertha am 1. Juli 2007 bei einem Testspiel in Jena gegen den FC Carl Zeiss. Hertha siegte 3:0 und fuhr danach mit dem ICE nach Berlin. Wir mitgereisten Journalisten fragten beim Pressechef an, ob Favre kurz ins Bordbistro kommen könnte für einige Fragen bei einem Kaffee. Der ließ sich entschuldigen, er habe keine Zeit, weil er bereits per Video das Testspiel intensiv studiere und auswerte ...

Favre, der auch bei Borussia Mönchengladbach und bei Borussia Dortmund, seinen anderen Stationen in der Bundesliga, hochgeachtet ist, verriet erst jetzt, dass während seiner Zeit in Gladbach sogar der FC Bayern bei ihm ernsthaft nachfragte. Er lehnte ab, weil er noch nicht alles erreicht hatte mit der Borussia.



