Eine Ernährungsumstellung wird meist mit einer Steigerung von Wohlempfinden und Gesundheit in Verbindung gebracht. Zu den besonders populären Diäten zählt Low-Carb, eine Ernährung, die besonders arm an Kohlenhydraten ist. Kohlenhydrate machen dick, so die plausible Erklärung, weniger Kohlenhydrate halten also schlank. Das Problem: der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel schadet der Darmgesundheit mehr, als der Verzicht auf Kohlenhydrate nutzt. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer neuen Studie.
Endlich abnehmen: die Lösung dafür versprechen zahlreiche Ernährungsprogramme, unter denen Low-Carb besonders beliebt ist. Das Konzept dieser Diät ist, besonders kohlehydratreiche Lebensmittel drastisch zu reduzieren. Das Problem: dabei handelt es sich teils um besonders gesunde Nahrungsmittel wie Obst, Linsen, Bohnen, Mais, Weizen, Reis und Kartoffeln. Forscher haben sich in Tierversuchen angeschaut, was die sogenannte ketogene Diät und andere Varianten von Low-Carb im Darm bewirken.
Darmkrebs durch Low-Carb-Diät? Menschliche Ernährung im Labor nachgestellt
Die Versuche wurden an Mäusen durchgeführt, was gewisse Rückschlüsse auf die menschliche Gesundheit zulässt, allerdings nicht ohne Einschränkungen. Den Labormäusen wurden drei verschiedene Diäten verabreicht:
- Eine ausgeglichene, „normale“ Diät, die Empfehlungen von Ernährungsforschern folgt, also weniger Fleisch, dafür mehr Gemüse, Balaststoffe und Obst.
- Eine „westliche“ Diät, die sich an US-Konsumgewohnheiten orientiert und als eher ungesund gilt: viel Fleisch und Kohlenhydrate, wenig Obst und Gemüse.
- Low-Carb-Diät: Lebensmittel mit Kohlenhydraten werden vermieden.
Darmkrebsrisiko durch Bakterien: Low-Carb-Diät kann Darmgesundheit schädigen
Die Forscher führten den Versuchstieren drei Bakterienstamme in den Darm, die bei Mäusen normalerweise nicht vorkommen, aber im menschlichen Darm vorhanden sind: Bacteroides fragilis, Helicobacter hepaticus und Escherichia coli. Diese sind Teil der natürlichen menschlichen Darmflora, können jedoch bei einem Ungleichgewicht krank machen. So scheiden beispielsweise Escherichia coli das Toxin Colibactin aus, das unter Umständen krebserzeugend wirken kann.
Das Ergebnis nach 16 Wochen: Die Labormäuse, die mit der Low-Carb-Diät ernährt wurden, hatten Polypen und Tumore im Darm. Die Forscher erklären es im Fachmagazin Nature so: Die natürliche Schleimschicht im Darm, die die Darmwand schützt, wird durch eine Low-Carb-Diät verdünnt. Dadurch gelingt es dem Toxin Colibactin, in die Zellen zu gelangen und die DNA zu schädigen. Die Folge: Krebs. Die Forscher sehen einen Zusammenhang mit menschlichen Darmkrebserkrankungen, bei denen die Zellen durch Colibactin geschädigt wurden.