Tödliche Küsse

„Mach’ mir doch kein’ Knutschfleck!“ – Ab wann wird’s gefährlich?

Knutschflecke sind kleine Blutergüsse unter der Haut – und können Schlimmeres auslösen. Wann Küsse tödlich werden können, erfahren Sie hier.

Author - Jana Hollstein
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Der Hals ist eine sensible Stelle.
Der Hals ist eine sensible Stelle.IMAGO/Wavebreak Media Ltd

Es klingt wie eine Vampir-Erzählung: da war man etwas zu leidenschaftlich und schon stirbt der Partner am Knutschfleck. Zu absurd, um wahr zu sein? Oder kann man jemanden wirklich buchstäblich zu Tode küssen?

Was ist eigentlich ein Knutschfleck?

Ein Knutschfleck ist ein Bluterguss, der durch Unterdruck entsteht. Das ist ähnlich wie ein blauer Fleck, medizinisch gesehen also ein Hämatom. Genau betrachtet entstehen Knutschflecken, wenn man impulsiv, also schnell, und saugend küsst. Das sorgt dafür, dass in dem betroffenen Bereich der Haut kleinere Blutgefäße platzen, es zu kleinen Blutungen kommt und mehrere rote bzw. blaue Flecken entstehen. Der Unterschied zu einem herkömmlichen blauen Fleck ist allerdings, dass bei blauen Flecken ein größeres Gefäß betroffen ist, bei einem Knutschfleck hingegen viele kleine Gefäße.

Kann ein Knutschfleck wirklich gefährlich werden?

Rein theoretisch ist es tatsächlich medizinisch möglich, dass ein Knutschfleck einen Schlaganfall auslöst und zum Tode führt. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist sehr gering.

Die Gefahr von einem Knutschfleck besteht darin, dass durch heftiges Saugen Gefäße verletzt werden können. Dadurch können sich – besonders an empfindlichen Stellen wie dem Hals – Gerinnsel bilden, die zum Hirn wandern. Das ist rein theoretisch möglich.

Praktisch gesehen sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Auf einer Skala von eins bis zehn sind Knutschflecken eine solide Gefahrenstufe eins – theoretisch lässt sich nicht ausschließen, dass der schlimmste Fall eintreten könnte, aber realistischerweise ist es sehr unwahrscheinlich, dass es passiert.

Wer auf Nummer sicher gehen will, kann beim Küssen sensible Stellen wie den Hals vermeiden. Aber wo ist da der Spaß?
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann beim Küssen sensible Stellen wie den Hals vermeiden. Aber wo ist da der Spaß?IMAGO/Wavebreak Media Ltd

Wann ein Knutschfleck zur Gefahr wird

Die paar wenigen Menschen, die tatsächlich von einem Knutschfleck sterben oder ernsthafte Schäden davontragen, schaffen es meistens in die Nachrichten. Im Jahr 2010 gab es den Fall einer 44-jährigen Frau, die nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt war. Ärzte vermuteten, dass ein Knutschfleck eine Arterie verletzt hatte. Daraus soll sich eine Thrombose entwickelt haben. Hier muss man aber dazu sagen, dass die Frau Raucherin war und eine Auto-Immunerkrankung hatte, die Gefäße also schon lange vor dem Knutschfleck beschädigt worden sein könnten.

2016 wurde von einem Fall eines Todes durch Knutschfleck berichtet. Ein 17-jähriger Mexikaner soll einen derart leidenschaftlichen Knutschfleck von seiner Freundin bekommen haben, dass er einen Schlaganfall erlitt und starb. Beweisen lässt sich das nicht – der Vorwurf kam vonseiten der Familie und die Ärzte haben keine abschließende Einschätzung abgegeben.

Knutschflecken machen – aber sicher!

Wer trotz allem übervorsichtig sein will, kann seine Knutschflecken auch auf weniger gefährlichere Stellen verlegen. Rücken oder Oberschenkel halten mehr aus als der Hals, weil hier weniger sensible Strukturen (wie Arterien und die Luftröhre) verlaufen.

Damit der Knutschfleck gar nicht erst gefährlich werden kann: Besser nachfragen!

Wie gefährlich oder ungefährlich ein Knutschfleck ist, ist letzten Endes auch Typ-Sache. Menschen mit einem schwachen Bindegewebe neigen eher zu Einblutungen im Gewebe. Auch Menschen, die regelmäßig Blutgerinnungshemmer schlucken, entwickeln leichter blaue Flecken. Hier gilt natürlich auch das Prinzip Eigenverantwortung – wer in der Hinsicht sensibler ist, weiß das meistens und sollte das auch kommunizieren. ■