Es war nur eine kleine Meldung auf der Vereins-Homepage, die dann eins zu eins auch den Weg ins Programmheft fürs Spiel gegen Meuselwitz (4:0) fand: „Vertragsauflösung: BFC Dynamo verabschiedet Tugay Uzan“, war zu lesen. Neuneinhalb Zeilen auf Papier. „… Wir wünschen Tugay für die Zukunft alles Gute und bedanken uns für seinen Einsatz.“ So endete eine Geschichte, die voller Erwartungen und Hoffnungen auf beiden Seiten im Sommer 2023 begann, als der türkische Ex-U19-Nationalspieler (zwei Einsätze) von Regionalliga-Konkurrent Altglienicke mit einem Zwei-Jahres-Vertrag ins Sportforum wechselte.
Trennung von Dynamo ohne böses Blut
Bei Altglienicke war Uzan (30) dick im Geschäft, erzielte in 140 Spielen stolze 60 Tore. Seine Dynamo-Bilanz liest sich dagegen bescheiden: 17 Pflichtspiele, ein Treffer. Die Gründe dafür, dass es in Hohenschönhausen für den Berliner nicht so richtig lief, sind vielschichtig. Im Rückblick sagt Tugay mit trauriger Stimme: „Ich habe von Anfang an nicht das Vertrauen gespürt, das mir versprochen wurde. Das war eine neue Erfahrung, eine negative. Aber auch das ist dann im Endeffekt auch eine gute Erfahrung. Meinerseits ist das auch kein böses Blut.“

Nicht zufrieden mit sich, der Situation bei Dynamo – dann kam noch ein Schock obendrauf. Über Weihnachten hatte „Tugy“ plötzlich fürchterliche Rückenschmerzen. Es folgte eine Odyssee zu Ärzten. „Bei mir wurde eine Spinalkanalstenose, das ist eine Verengung des Wirbelkanals, durch den die Nerven laufen, diagnostiziert. Dazu kommt noch ein schwerer Bandscheibenvorfall“, sagte Uzan damals dem KURIER.
Tugay Uzan bangte um seine Karriere
Es folgten Tabletten, Spritzen, sogar ein OP und das Karriereende standen im Raum. Irgendwann schlug eine Therapie an, der Stürmer kam um den GAU herum. Und er begann im Frühjahr sogar wieder mit dem Training. Uzan hatte nach einem verschenkten Jahr neue Hoffnung. Bis pünktlich zum Tag des Saisonabschlusses gegen Monaco (4:2) alles wieder von vorn anfing: „Danach waren wir im Urlaub in der Türkei, da konnte ich kaum zehn Meter laufen.“

Und so kam es zum Start in die neue Saison dann, wie es in solchen Fällen häufig kommt: Der BFC legte Uzan nahe, sich einen neuen Verein zu suchen. Doch was sich ein wenig herzlos anhört, scheint für den Blondschopf ein echter Glücksfall zu sein. Patrick Breitkreuz (32), sein guter Kumpel aus gemeinsamen Altglienicke-Zeiten, hatte die Idee. „Er hatte schon immer gesagt: ‚Tugy, wenn das bei Dynamo vorbei ist, warten wir auf dich.‘“
Wertschätzung beim BFC Preussen
Also wechselte Tugay vom BFC aus Hohenschönhausen zum BFC, mit dem Nachsatz Preussen, nach Lankwitz in die Oberliga: „Das ging dann ganz schnell, ich hatte schon zwei Einsätze als Joker. Der Trainer hat mich sogar gefragt, ob ich von Anfang an spielen will. Aber nach fast sieben Monaten mit wenig Belastung lasse ich es erst mal ruhig angehen, ich muss erst richtig fit werden.“ Statt mit Dynamo am Samstag gegen das Kreisliga-Team Karame (14 Uhr, Sportforum) geht es für ihn in der ersten Runde des Berlin-Pokals nun mit Preussen am Sonntag zu Bezirksligist Blau-Weiß Spandau (12.45 Uhr).
Mitte August wir Uzan erstmals Vater

Noch besser: Uzan ist endlich schmerzfrei. Er strahlt: „Jetzt macht auch das Training wieder Spaß.“ Und auch privat kann es gerade kaum schöner sein, Tugay wird zum ersten Mal Papa („ein Mädchen“), Mitte August ist es so weit. Er vermutet, dass seine Probleme in der Zeit bei Dynamo vielleicht auch psychischen Ursprungs waren: „Man sagt doch, Gesundheit ist auch Kopfsache.“ Enttäuschte Erwartungen, selbst aufgebauter Druck und dazu ein Rücken, der für Probleme empfänglicher ist als andere – da ist das gut möglich.