In Berlin-Marzahn können sich Frauen einem exklusiven Club anschließen. In der sogenannten Frauensporthalle haben Männer nichts zu suchen. Dort trainieren nur Frauen. Und inzwischen wurden sogar die Fenster abgeklebt. Der Grund dafür ist einfach: Immer wieder kam es vor, dass Männer durch die Scheiben gafften.
Das Fitnessstudio im Erdgeschoss des „Freizeitforum Marzahn“ (Marzahner Promenade 53-55) könnte auf den ersten Blick ganz gewöhnlich wirken: Hanteln auf dem Boden, Stepper, Sitzfahrräder und Rudergeräte an jeder Ecke. Dazu treibende Elektrobeats aus den Lautsprechern – gerade läuft „Don’t let me down“ von den Chainsmokers. Aber ein Detail sticht sofort ins Auge: Hier trainieren nur Frauen. Männer? Keine Spur.
Die Frauensporthalle in Marzahn-Hellersdorf bietet ein breites Angebot: Training an Geräten, Boxen, K-Pop-Tänze, Vinyasa-Yoga – alles exklusiv für Frauen. Von Montag bis Donnerstag gehört die Halle den Damen, nur beim Eltern-Kind-Turnen dürfen auch Männer mitmachen. Am Wochenende öffnen sich die Türen schließlich auch für sie.
Warum nur für Frauen? Der Hintergrund
Die Idee der Frauensporthalle entstand, nachdem der Bezirk herausfand, dass nur ein Drittel der Vereinsmitglieder Frauen sind. Der Sport in Marzahn-Hellersdorf, wie auch in ganz Berlin, ist fest in Männerhand: Rund 491.000 Männer und Jungs sind in Vereinen aktiv, dagegen nur 288.000 Frauen und Mädchen. Um das zu ändern, wurde die Frauensporthalle ins Leben gerufen – eine Sportstätte, die sich speziell an die Bedürfnisse von Frauen richtet. Betrieben wird die Halle vom Verein „Fit und Fun“, der mittlerweile über 1000 Mitglieder zählt.
Ein Ort, an dem Frauen sich wohlfühlen
Die 69-jährige Margot ist eine der regelmäßigen Besucherinnen, schreibt die Berliner Morgenpost (Bezahlschranke). Sie schätzt nicht nur das gute Angebot, sondern auch, dass hier keine „Supersportler“ trainieren. Sie hätte nichts dagegen, wenn auch Männer mitmachen würden. Anders sieht das Sibylle, die auch als Trainerin im Verein arbeitet: Sie fühlt sich unter Frauen wohler, traut sich mehr zu und genießt es, nicht beobachtet zu werden. Diese geschützte Atmosphäre schätzen viele der Besucherinnen.
Doch um die Finanzierung der Sporthalle wird seit Jahren immer wieder gestritten. Der Bezirk stellt die Halle kostenlos zur Verfügung, und auch die Gelder flossen lange direkt aus dem Haushalt. Einst waren es 100.000 Euro pro Jahr, heute sind es noch 60.000. Diese fließen nun in die Netzwerkarbeit, um Vereine für Frauen attraktiver zu gestalten.
Sicherheit für die Frauen geht vor – es gibt einen Wachschutz
Sicherheit ist für die Betreiberin Yvonne Blankenforth ein großes Thema, so die Morgenpost. Die Fenster der Halle sind abgeklebt, um neugierige Blicke von außen zu verhindern. Denn vorher haben Männer immer durch die Scheiben geglotzt. Der Platz vor dem Gebäude ist hell beleuchtet und ein Wachschutz sorgt dafür, dass die Frauen sich auch nach dem Training sicher fühlen. Statistiken sind alarmierend: Jede dritte Frau in Deutschland wird laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von Gewalt.

Neben der Sicherheit liegt Blankenforth auch die Sprache am Herzen. „Sportlerinnen und Sportler“ – das Gendern sollte ihrer Meinung nach selbstverständlich sein. Sätze wie „Heul nicht wie ein Mädchen“ gehen für sie gar nicht. Hier müsse man die Männer sensibilisieren, sagt sie. Die Trainerinnen der Sporthalle werden entsprechend gecoacht, um solche Themen auch im sportlichen Umfeld anzugehen.
Ist Geschlechtertrennung noch zeitgemäß?
Die Frage bleibt: Ist es noch zeitgemäß, Männer und Frauen beim Sport zu trennen? Während moderne Sportarten wie Ultimate Frisbee oder Quadball auf gemischte Teams setzen, geht Blankenforth das Thema realistischer an. Sie wünscht sich, dass Männer und Frauen problemlos zusammen trainieren könnten. Doch die Realität sieht anders aus. Sie selbst hat durch ihre Arbeit in der Frauensporthalle bereits Hassnachrichten und Beleidigungen im Netz erhalten. Ihr Ziel ist es, Frauen zu stärken, ohne Männer auszuschließen.
In der Frauensporthalle steht der Zusammenhalt unter den Frauen im Vordergrund. Trainerinnen wie Diane unterstützen Neulinge, zeigen ihnen die Geräte und schaffen eine Atmosphäre, in der jede sich wohlfühlt. Hier wird Fitness nicht nur trainiert – hier wird ein Ort geschaffen, an dem Frauen in einem geschützten Rahmen aufblühen können.
Übrigens: Extra für junge Frauen gibt es auch ein Boxtraining. Man kann ja nie wissen, wofür man das im Geschlechterkampf mal braucht.
Vereinsmitgliedschaft
15 € im Monat / Teilnahme an allen Kursen möglich
Ermäßigungen für:
Kinder bis 14 Jahre: 10 € Jugendliche bis 18 Jahre: 12 € Studierende-/-Azubis-/-BFD + FSJ-/-ALG II-/-Berlinpass-/-Senioren-/-Schwerbehinderte: 13 € Familien (ein Erwachsener und ein Kind-/-Jugendlicher): 20 €
Nichtmitglieder
40 € für 10 Kurseinheiten
Die 10er-Karte gilt für einen Kurs und wird bei jeder Teilnahme abgestempelt.
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