Aus den Boxen dröhnt laut anzügliche Musik aus den frühen 2000ern, halbnackte Frauen und Menschen in Fetischkleidung soweit das lüsterne Auge blickt – das muss die Venus sein! Die bekannteste Erotikmesse Deutschlands bestätigt auf den ersten Blick alle Klischees, die man so vor Augen hat, und befremdet und fasziniert jeden, vor dem man ihren Namen erwähnt. Aber KURIER hat natürlich keine Berührungsängste. Wir haben uns eine echte Insiderin geschnappt: Tattoo- und Erotikmodel und BestFans-Creatorin RoxxyX. Auf der Erotikmesse zählt sie schon zum alten Eisen und zeigt uns gerne, wie hier der Hase läuft, und was Venus-Jungfrauen für ihren ersten Besuch wissen sollten...
Wie eine große Familie: Auf der Venus Berlin kennt man sich
Läuft man als Neuling über die Messe mag die Atmosphäre auf der Venus fremd und einschüchternd wirken. Doch ist man mit RoxxyX unterwegs, kommt man keine zehn Meter weit, ohne dass das Gespräch gleich von der nächsten herzlichen Umarmung und unter großem Hallo unterbrochen wird. Kein Wunder, denn RoxxyX ist schon seit Jahren auf der Venus dabei, hat einige Venus Awards in der Tasche und moderierte auch schon häufiger die Venus Gala. In der Eingangshalle hängt sogar ein Banner von ihr in Überlebensgröße und begrüßt die neugierigen Messebesucher. „Ich gehöre fast schon ein bisschen zum Inventar der Venus“, witzelt sie.
Eines ist klar: RoxxyX fühlt sich hier wie zuhause, und gehört voll rein in diese riesige, ungewöhnliche Familie. Denn obwohl sich auch immer wieder etwas verändert, und die Venus-Messe sich an den Wandel der Erotikbranche anpasst (relativ neu ist die Fetisch-Halle und ein größeres Angebot auch für queere Menschen), bleibt doch auch vieles gleich: Ein Großteil kommt schon seit Jahren her, man kennt sich untereinander. RoxxyX zum Beispiel ist Creatorin auf der Homepage BestFans, auf der (in der Regel erotische) Bilder und Videos an Abonnenten verkauft werden. Für sie und viele andere ist die Venus eine einmalige Chance, diese Abonnenten mal im echten Leben kennenzulernen, statt nur vor der Kamera zu sitzen.
Neugierig sein und anziehen, was man will: Tipps für Venus-Neulinge von RoxxyX
Dass das alles von außen her erstmal ein bisschen viel ist, weiß auch RoxxyX: „Ich kann das verstehen, dass man da erstmal überfordert ist“. Venus-Neulingen und solchen, die es werden wollen, rät sie vor allem eines: „Sich einfach drauf einlassen!“. Super sei die Messe, um neugierig zu werden und sich Inspiration zu suchen – auch als Paar. Als wir uns umgucken, wird klar, dass sie recht hat: Wie eben auch in Sexshops sieht man hier oft auch „stinknormale“ Paare um die Stände ziehen, sich untereinander und mit den Händlern austauschend.
Apropos stinknormal: Einen Dresscode hat die Venus offiziell nicht. Nacktsein ist erlaubt, Fetischkleidung ist erlaubt, und das wird auch ausgenutzt – wobei das Wetter natürlich nicht wirklich zum Nacktsein einlädt. RoxxyX ist wie viele ihre Model-Kolleginnen zwar sexy, aber doch eben im Kleid, nicht in Unterwäsche unterwegs. Die meisten Besucher kommen tatsächlich in ganz normaler Straßenkleidung. Oder wie RoxxyX sagt: „Jeder kann kommen, worin er sich wohlfühlt – das kann auch eine Jogginghose sein!“

Mutige lassen sich auf der Venus-Messe Tattoos stechen
Was RoxxyX auch ganz wichtig ist: Die Venus ist zwar hauptsächlich eine Erotik-, aber eben auch eine Lifestyle-Messe. Und das immer mehr. Neben Erotik- und Fetischprodukten gibt es unter den Messeständen auch etwa Klamotten, Alkohol aus Hanf, oder aber Tattoos. Als wir RoxxyX nach ihren Lieblingsständen fragen, nimmt sie uns schnurstracks nicht etwa zu den Sexspielzeugen, sondern zu Tattoo-Künstler Daniel.
Daniel ist ein langjähriger Freund von RoxxyX, der im Alltag sein Tattoo-Studio „Classic Tattoo“ in Berlin führt, aber seit Jahren gerne auf der Venus ist. Das, sagt er, liegt an der Stimmung, den Menschen, und nicht zuletzt auch daran, dass sich Menschen auf der Venus so komplett andere Sachen stechen lassen, als sie es sonst machen würden. RoxxyX selbst hat eine Rose als Andenken an eine Venus auf dem Körper, andere haben sich auch anzügliche Seemuscheln, die an Vulven erinnern, stechen lassen. Oder da wären auch die etwas direkteren Venus-Memorabilia-Tattoos, die Daniel und Team in einem Jahr gratis gestochen haben. An einen Mann, der sich ebendieses auf einem Junggesellenabschied hat stechen lassen, erinnert sich Daniel besonders gerne: „Nachdem der tätowiert war kam er zurück: ‚Scheiße, ich hab' meiner Frau erzählt, ich bin auf Malle!‘“

RoxxyX' liebste Tattoo-Erinnerung ist allerdings, als ein weiblicher Fan sich RoxxyX' Namen und Autogramm auf die Haut stechen ließ. „Sie hatte mich gefragt, und wir sind dann zusammen rüber zu Daniels Stand gegangen. Das Tattoo hat sie heute noch, sie hat's also anscheinend nicht bereut!“