Nachholtermin auf der Waldbühne

Robbie Williams zeigt Berlin, wie man feiert

Depri-Stimmung und leere Sitze beim verschobenen Konzert auf der Waldbühne. Entertaint wird bei Robbie Williams trotzdem - der KURIER war dabei.

Author - Jana Hollstein
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Robbie Williams heizt der Waldbühne ein.
Robbie Williams heizt der Waldbühne ein.Berlinfoto/imago

Was war das für ein Hin und Her! Montag um 15 Uhr kam die Absage, das Robbie-Williams-Konzert, auf das ich mich seit Monaten gefreut hatte, würde ins Wasser fallen. Doch kurz darauf auch schon die Erleichterung: Robbie hat Zeit, die Waldbühne hat Zeit – das Konzert fällt nicht aus, wird nur verschoben. „Sonst wird das für mich und meine Familie ganz schön teuer,“ erzählt Robbie offen auf der Bühne.

Am Mittwoch ging es also weiter, als ob nichts gewesen wäre – fast zumindest. Ein paar freie Sitze deuten darauf hin, dass nicht jeder das Glück hatte, in Berlin zu wohnen oder einen Babysitter engagieren zu können. Mag sein, dass das auch der Grund dafür ist, dass das Publikum sich doch sehr bitten lässt und bei „Let Me Entertain You“ viele noch bequem auf ihren Sitzen bleiben. Oder vielleicht ist es doch die Fernsehgarten-Atmosphäre der Waldbühne oder die Tatsache, dass das deutsche Publikum auf Konzerten nicht gerade den Ruf dafür hat, enthusiastisch zu sein? Wohl nicht nur: „Selbst gestern war das Publikum lauter,“ zieht Robbie uns auf.

„Feiert gefälligst!“ ist das Motto bei Robbie-Williams-Konzerten.
„Feiert gefälligst!“ ist das Motto bei Robbie-Williams-Konzerten.Berlinfoto/imago

Robbie Williams bringt die Waldbühne zum Wackeln

Und das ist jetzt der Moment, an dem man wirklich erfährt, was für ein geborener Entertainer Robbie Williams ist. Immer wieder nieselt es, Robbie muss vor Wespen fliehen („Berlin, ihr habt ein echtes Wespen-Problem!“), dazu noch ist das Publikum dünner besetzt als geplant und diejenigen, die da sind, sind allein schon durch das verschobene Konzert nicht ganz so in der Hochstimmung, wie sie es vielleicht am Montag gewesen wären. Viele Musiker hätten an der Stelle einfach aufgegeben, die Setlist halbherzig durchgezogen und sich sofort weggeduckt – aber nicht Robbie Williams.

Wenn Robbie Williams „Let Me Entertain You“ singt, dann meint er es auch. Auf seinem Konzert hat man gefälligst Spaß zu haben, ob man will oder nicht, ob die Umstände stimmen oder nicht. Robbie macht erst mal ein paar Gesangsübungen mit uns („Damit ihr morgen nicht so heiser seid!“ – mit mäßigem Erfolg in der Hinsicht) und heizt uns dann mit Rockklassikern so richtig ein.

Robbie Williams bringt selbst Berliner zum Lächeln

Ein Mann ist zu spät und schlendert seelenruhig die Treppe herunter, während Robbie auf der Bühne redet und der lässt kurzerhand die Kamera auf ihn schwenken, frotzelt: „Du bist zwei Tage und eine Stunde zu spät!“ Das ist das einzige Mal, dass er erwähnt, dass das Konzert verschoben wurde – kein Grund, ein großes Ding draus zu machen und die Stimmung runterzuziehen.

Zwei Stunden lang ist sich Robbie Williams nicht zu gut, sich zum Affen zu machen, um auch den letzten Zuschauer in der letzten Ecke mitzunehmen. Er ist witzig, voller Energie und beizeiten verletzlich. Und am Ende hat auch der mürrischste, eigenbrödlerischste Berliner ein Lächeln im Gesicht und plaudert angeregt mit dem Sitznachbarn über seine liebsten Robbie-Williams-Lieder.