Es dürfte einer der emotionalsten Abende gewesen sein, die die Fans der Berliner Eisbären mit ihrer Mannschaft erlebten: Spieler kämpften mit den Tränen, auf den Rängen herrschte tiefe Trauer. In höchst bewegenden und bedrückenden Momenten gedachten Spieler, Funktionäre und Fans am Sonntagabend des mit 26 Jahren an Krebs gestorbenen ehemaligen Eishockey-Profis Tobias Eder. Erst vor Tagen war er an Speiseröhrenkrebs verstorben. „Wir gehen gerade durch eine sehr schwere Zeit“, hatte Trainer Serge Aubin vor der Partie gesagt.
Trauer um Tobias Eder: Fans und Spieler nehmen Abschied von Eisbär Tobi
Auch er blickte schwer ergriffen nach oben, als vor der Partie gegen die Nürnberg Ice Tigers auf dem Videowürfel ein Film mit Szenen aus Eders Leben gezeigt wurde. Mit Aubin hatte sich das komplette Personal der Geschäftsstelle auf der Bank der Berliner versammelt. Die Spieler kamen nicht wie sonst durch einen Tunnel auf das Eis, auf das übliche Vorprogramm mit Feuerwerk, Vereinshymne und Einlaufshow wurde verzichtet. Denn nichts war an diesem Abend nach dem Tod von Eder am vergangenen Mittwoch wie sonst. Die ersten beiden Partien der Eisbären waren aus Rücksicht auf deren Trauer verschoben worden.

Trotz der 14.000 Zuschauer war es lange vor der Schweigeminute beklemmend still. „Es ist irgendwie ein Spagat zwischen persönlicher Anteilnahme, zwischen den ganzen Fragen der eigenen Befindlichkeiten und dem Versuch, irgendwie weiterzuleben“, sagte Sprecher Uwe Schumann zu Beginn der Trauerzeremonie. Schon vor dem Spiel hatte statt lebhafter Vorfreude ungewohnte Ruhe vor der Arena am Ostbahnhof geherrscht. Viele Fans nutzen die Gelegenheit, an einer an der Außenwand eingerichteten Gedenkstätte für den gestorbenen Profi innezuhalten und Kerzen, Schals und Blumen abzulegen.
Emotionaler Moment: Ty Ronning erzielte nach 36 Sekunden die Führung – und weinte
Als die Schweigeminute vorbei war, rief ein Fan laut „Tobi Eder“, und das gesamte Publikum stimmte mit ein. Sämtliche Eisbären-Spieler trugen auch Eders Nummer 22, einmal auf dem Helm, einmal auf dem Trikot. Doch mit dem Spielbeginn wurde es schlagartig laut in der Halle. Das Eisbären-Team hatte sich die volle Unterstützung der Fans gewünscht, um auf dem Eis zumindest wieder das Gefühl von Normalität zu bekommen.
Emotional wurde es auch, als Ty Ronning nach nur 36 Sekunden die Führung für die Berliner erzielte. Es erklang nicht die übliche Torhymne der Eisbären, sondern „Viva la Vida“ von Coldplay. Es war Eders Lieblingssong. Ronning selbst jubelte nicht, sondern blickte zum Dach der Halle, begann zu weinen. Dann setzte er sich auf die Bank, übergoss seinen Kopf mit Wasser – die Gefühle überwältigten ihn. Einen weiteren Treffer erzielte Kai Wissmann (31.) bei einem Gegentor von Cole Maier (27.) - der 2:1-Erfolg dürfte angesichts der Trauer aber in den Hintergrund gerückt sein. ■