Der eine wurde in der DDR der Held der Indianerfilm-Fans, der andere war schon der beliebteste Clown im Osten. In „Die Söhne der großen Bärin“, dem großen Indianerfilm-Klassiker der DDR, trafen beide aufeinander: Gojko Mitic und Jiří Vršťala. Auch wenn damals viele Kinobesucher Vršťala gar nicht erkannten. Denn der tschechische Schauspieler, den man sonst immer nur mit Maske als Clown Ferdinand kannte, spielte hier einen weißblonden Bösewicht – den Halunken Red Fox.
„Die Söhne der großen Bärin“ war im Jahre 1966 der erste Indianerfilm der DDR. Der erste von 12 mit Gojko Mitic, die alle Besucherrekorde in den Kinos brachen. „Ich habe da nicht ahnen können, dass die Filme solch ein Erfolg werden“, sagte Mitic vor ein paar Jahren in einem Interview.
Gojko Mitic: Mit Tokei-ihto wurde er zum DDR-Oberindianer
In dem Buch- und Filmklassiker „Die Söhne der großen Bärin“ geht es um den Häuptlingssohn Tokei-ihto (Stein mit Hörnern), der den Tod seines Vaters rächen will. Sein Gegenspieler: der goldgierige Bösewicht Red Fox, gespielt von Jiří Vršťala, der eingangs des Films Tokei-ihtos Vater ersticht. Ein gebürtiger Serbe und ein gebürtiger Tscheche spielten Wilden Westen.
Geschrieben wurde der Roman „Die Söhne der großen Bärin“ von der DDR-Autorin Liselotte Welskopf-Henrich, die auch die erste Drehbuchfassung schrieb. „Ich habe zuerst die Filmrolle gespielt und mich dann mit dem Buch beschäftigt“, erzählte DDR-Oberindianer einmal in einem Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung. Durch das Buch habe er dann gelernt, dass die Realität der Indianer eine andere gewesen sei als in den Karl-May-Filmen im Westen, mit denen der Schauspieler bekannt wurde.
So endete die Karriere von Jiří Vršťala als Filmbösewicht
Schaut man sich den Filmklassiker an, merkt man aber schnell, dass nicht im Wilden Westen gedreht wurde. Viele Szenen von „Die Söhne der großen Bärin“ entstanden in Jugoslawien, gedreht wurde aber auch auf einem Flugplatz bei Saarmund. Der Missouri war nicht der Missouri, sondern die Moldau. Bei Saarmund entstand auch die Szene, in der Red Fox den Häuptlingssohn Tokei-ihto hinter seinem Pferd herschleift. Damit er nicht verletzt wurde, lag Mitic, unsichtbar für die Zuschauer, auf einem schützenden Stück Leder, wie der Schauspieler erzählte.

Die Action-Szenen mit Clown Ferdinand alias Jiří Vršťala zu drehen, war aber gar nicht so einfach. Denn der tschechische Schauspieler hatte, anders als Gojko Mitic, eine Heidenangst vor Pferden und ließ sich bei den Szenen im Sattel doubeln. „Nur einmal nicht, aber da habe ich ihn auch festgehalten“, erzählte Gojko Mitic im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Und das war auch die alles entscheidende Szene in Film. Red Fox schleift Tokei-ihto hinter sich her. Der Indianer kommt auf die Füße, springt von hinten auf das Pferd, direkt hinter Red Fox – und im Gerangel stirbt Red Fox. Und so endete die Karriere von Jiří Vršťala als Filmbösewicht. ■