Katharina Thalbach spielt in der DDR-Agentenkomödie „Kundschafter des Friedens 2“ mit. Ein ausgemustertes Team aus DDR-Agenten verschlägt es darin auf die real existierende Ernst-Thälmann-Insel in Kuba. Das Eiland hatte einst Fidel Castro symbolträchtig der DDR geschenkt. Die Karibik und Kuba, ein Sehnsuchtsort auch für Katharina Thalbach, wie sie im RND-Interview verrät.
„Karibik, Sonne, Palmen – und dann Castro und Che Guevara! Wir jungen Leute haben die beiden wie Popstars angehimmelt. Sie kämpften für den Kommunismus und gegen den Kasino-Kapitalismus aus den USA. Che Guevara war geradezu ein Sexobjekt. Und dann die Legende, dass er sich in eine DDR-Bürgerin verliebt hat“, schwärmt die Thalbach, die 22 Jahre ihres Lebens in der DDR verbrachte.
Als Castro die DDR besucht, war Katharina Thalbach 18 Jahre alt. Die DDR war damals einfach ihr Land, sagt sie heute im Rückblick.
Man habe zwar darunter gelitten, dass man nicht raus konnte, doch habe man das irgendwie akzeptiert. „Mein Leben war einfach, aber gut. Ich hatte künstlerisch schöne Möglichkeiten, habe am Berliner Ensemble und an der Volksbühne gearbeitet. Vier Jahre später – nach unserem Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann – habe ich die DDR mit meinem Lebenspartner, dem Schriftsteller Thomas Brasch, schweren Herzens verlassen. Es fühlte sich an, wie ein verlorener Kampf. Wir wollten den Sozialismus ja besser machen. Aber das Verbessern war in dem Staat, in dem wir lebten, nicht gefragt.“
Im Westen ging es immer nur ums Geld
Im Westen dann fühlte es sich zunächst befremdlich an, so Thalbach. „Für mich fühlte sich das so an, als würde ich in die Vergangenheit reisen. Plötzlich musste ich Privateigentum akzeptieren. Preise richteten sich nach Angebot und Nachfrage. Wohnen war kein günstiges Grundrecht mehr. Es ging immer nur ums Geld. Das Glück stellte sich erst später ein.“
Dann nämlich, als sie mit West-Linken wie Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta, Wim Wenders und Rainer Werner Fassbinder zusammenarbeitet. „Die hatten eine ähnliche Denke wie wir.“
1989 erlebt Katharina Thalbach den Mauerfall in Schöneberg hautnah mit. „Das zweite Mal, dass ich ganz bewusst einen großen historischen Moment erlebt habe.“ Nach der berühmten Pressekonferenz mit Günter Schabowski eilt Katharina Thalbach zu einem Grenzübergang und stellt fest. „Es ist wahr, die Grenze ist offen! Als Kind hatte ich den anderen historischen Moment mit dem Bau der Mauer erlebt. Ich hätte nie geglaubt, dass ich zu meinen Lebzeiten die Wiedervereinigung erleben würde.“

Im Film „Kundschafter des Friedens“ wollen die Agenten verhinder, dass die Insel in der Karibik an die USA verkauft wird, ein Verramschen wie 1989 mit der DDR soll nicht wieder passieren.
Doch kurz nach der Wende hatten die Menschen in der DDR kaum eine Chance, den Ausverkauf zu verhindern, so Thalbach. „Die wussten nichts von den Gesetzen des Kapitalismus. Der Westen wäre in der Pflicht gewesen. Da hätten sich vernünftige Menschen dieser fanatischen Kapitalismusidee entgegenstellen müssen.“
Auf die Frage, ob es heute an Wertschätzung für das in der DDR gelebte Leben fehlt, sagt Thalbach: „An der hat es von Anfang an gefehlt. Die Neugier von Ostlern auf die Westler war groß. Umgekehrt war der Westen überhaupt nicht neugierig auf den Osten. Das lässt sich so pauschal sagen, von Ausnahmen natürlich abgesehen. Der Westen begegnete uns mit Arroganz. Nein, das ist schon zu viel gesagt: Er begegnete uns mit Desinteresse.“■