Schwalbe, Star und S50 - alte DDR-Mopeds haben bei vielen Zweiradfans einen Kultstatus. Deshalb werden diese auch immer wieder mal gestohlen. In Mecklenburg half nun GPS-Technik.
Die Polizei in Nordwestmecklenburg ist mit Hilfe von Ortungstechnik auf die Spur von Dieben gekommen, die DDR-Kultmopeds gestohlen hatten. Die Simson-Kleinkrafträder waren in der Nacht zum 14. Oktober in Dahlberg nördlich von Schwerin aus einer Garage verschwunden, wie eine Polizeisprecherin am Mittwoch in Wismar sagte. Die Eigentümer bekamen allerdings zwei Tage später ein Signal von dem GPS-Bauteil, mit dem die Mopeds vom Typ S51 vorher aufgerüstet worden waren.
Simsons sind mehrere tausend Euro Wert
Dem ging die Polizei nach - und fand die Simson-Mopeds im etwa 15 Kilometer entfernten Grevesmühlen. Dort standen sie in einer Garage. Deren Eigentümer wurde bereits ermittelt und muss sich nun wegen Verdachts des Diebstahls verantworten. Der Eigentümer bekam seine Simson-Maschinen, die einst in Suhl gebaut wurden, wieder zurück. Modernisierte Zweiräder aus jener Zeit, die etwas aufgearbeitet sind, werden zu Preisen von mehreren tausend Euro gehandelt.

Die Mopeds der Marke Simson wurden bis Anfang der 1990er Jahre im thüringischen Suhl produziert, laut Kraftfahrtbundesamt sind noch mehr als 20.000 dieser Zweiräder zugelassen.
Und sind ja auch einfach nicht kaputt zu bekommen: Simson, Schwalbe und MZ, die Zweiräder made in GDR. Immer wieder sieht man sie auf den Straßen, auch in Berlin. Dass viele Ostdeutsche alte DDR-Fahrzeuge wegen der Erinnerungen lieben, ist bekannt. Unverwüstliche Zweitakter wie die Simson-Mopeds haben inzwischen auch Fans in Westdeutschland. Besonders die junge Generation entdeckt die alten Maschinen wieder. So wie auch Yves Luca Rosemann in Basdorf.
Wenn Kunden im Laden von Yves Luca Rosemann im brandenburgischen Basdorf auftauchen, dann geht es nicht in erster Linie ums Kaufen und Verkaufen, sondern ums Fachsimpeln. „Viele Kunden haben Erinnerungen an ihre Jugend und die alten Simson-Zweitakt-Maschinen. Ich finde es spannend, diese Geschichten zu hören“, sagt der 20-Jährige, der sein Geschäft „Die Waldschrauber“ nennt – in Erinnerung an seine Jugend, in der er in der Bernauer Waldsiedlung mit einem Kumpel an alten Zweirädern aus DDR-Produktion bastelte.
Selber schrauben an DDR-Motorrädern
Erst im März dieses Jahres hat Rosemann sein 115 Quadratmeter großes Geschäft mit Simson-Zubehör aufgemacht, mit Hilfe von Erspartem und der finanziellen Unterstützung der Eltern. Zu bekommen sind bei ihm vor allem Ersatzteile, denn die meisten Kunden schraubten selbst an ihren alten DDR-Mopeds und Motorrollern herum.
Simson-Zweiräder sind Kult
6,5 Millionen Stück wurden nach Angaben von Detlef Pasenau, der bis 2005 eine Zweirad-Werkstatt in Frankfurt (Oder) betrieb, in den damaligen Simson-Werken Suhl (Sachsen) sowie in den Industriewerken Ludwigsfelde (Brandenburg) hergestellt. „Die Hälfte davon fährt noch herum“, schätzt der KfZ-Meister im Ruhestand, der nicht gedacht hätte, dass die Zweitakter auch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung noch so geschätzt würden. Ihr Wert steige sogar.
„Simson-Räder sind Kult. Da gibt es eine riesige Community, die sich auch gegenseitig hilft“, erzählt der Barnimer, der Kunden selbst aus Schwedt und Berlin hat.

Dass die Szene ständig wächst, hat Silke Gute, Vereinschefin der „Zweitaktpioniere“ aus Sauen (Oder-Spree), beobachtet. Und sie wird jünger, wie die 48-Jährige auf unterschiedlichen Ostfahrzeugtreffen festgestellt hat. „Wir haben auch Schrauber bei uns im Verein, die sind 18, 19 Jahre alt, kennen die Maschinen gar nicht mehr aus DDR-Zeiten, sind aber fasziniert, weil man daran vieles noch selbst und leicht reparieren kann“, sagt sie.
So sei es bei ihm auch gewesen, bestätigt „Waldschrauber“ Rosemann. Er habe von klein auf an alten Maschinen gebaut und repariert. „Ich war nie der Typ für Computerspiele.“ Mit 13 Jahren hatten ihm seine Eltern eine schrottreife „Schwalbe“ geschenkt, die er erst zerlegen und neu aufbauen musste, bevor sie wieder lief.
Egal welches Modell, die Mopeds seien zeitlos schön und böten ein ganz besonderes Fahrgefühl, schwärmt Rosemann. Das sieht auch der Basdorfer Simson-Fan Schwarz so, der regelmäßig beim „Waldschrauber“ vorbeischaut. „Schwingst Du Dich in den Sattel, ist das Nostalgie pur. Und das knatternde Geräusch dabei unverkennbar“, beschreibt der hauptberufliche Baggerfahrer.