Nicht ohne Probleme

Wohnungen für Obdachlose? Daran scheitert es in Berlin

Wohnungen für Menschen ohne Obdach zu finden, das hat sich das Projekt Housing First vorgenommen. Doch die Hürden sind oft riesig.

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Ein Obdachloser schläft auf einer Bank in Berlin. Eine neue Wohnung zu finden, ist oft gar nicht leicht.
Ein Obdachloser schläft auf einer Bank in Berlin. Eine neue Wohnung zu finden, ist oft gar nicht leicht.imago images/photothek

Wohnungsverlust, finanzielle Probleme, Gesundheitsprobleme, familiäre Konflikte oder soziale Isolation – die Gründe, warum Menschen in Berlin obdachlos werden, sind vielfältig. Und längst nicht alle Obdachlosen wollen auf der Straße bleiben. Doch der Weg zurück in eine eigene Wohnung ist oft steinig.

Gerade jetzt im Winter ist der Wunsch nach einer beheizten Bleibe oft groß. Die Berliner Vereine des Obdachlosen-Projekts Housing First helfen, neue Unterkünfte für Menschen ohne festen Wohnsitz zu finden. Doch neben den Herausforderungen des Wohnungsmarktes haben die Sozialarbeiter oft auch mit träger Bürokratie zu kämpfen.

Wohnungen für Obdachlose in Berlin scheitern an Bürokratie

„Diverse Behörden arbeiten hin und wieder mehr als schleppend. Es dauert oft lange, bis die Kostenübernahme vom Jobcenter für die jeweiligen Mietverträge kommt“, sagt Sebastian Böwe von Housing First Berlin. Das Projekt vermittelt seit 2018 Wohnungen an Obdachlose. Inzwischen engagieren sich insgesamt sechs Organisationen in dieser Aufgabe.

Auch auf den Wohnberechtigungsschein (WBS) müssen Obdachlose oft lange warten. „In jüngster Vergangenheit musste ich zweimal eine Bürgermeisterin einschalten, um WBS und Kostenübernahme der Miete zu bekommen. Für zwei Menschen, die sonst heute noch auf der Straße leben würden“, berichtet Böwe.

Die Mühlen des Jobcenters mahlen bei der Wohnungsvermittlung für Obdachlose oft zu langsam, bedauern Hilfsorganisationen.
Die Mühlen des Jobcenters mahlen bei der Wohnungsvermittlung für Obdachlose oft zu langsam, bedauern Hilfsorganisationen.Jens Kalaene/dpa

„Verzögerungen beim Anmieten von Wohnungen bergen für die betroffenen Menschen das Risiko, dass der Wohnraum am Ende nicht angemietet werden kann. Das ist natürlich sehr ärgerlich“, sagt Stefan Strauß, der Sprecher der Sozialverwaltung.

Sozial-Staatssekretär Aziz Bozkurt habe sich bereits mit zwei Schreiben an die Geschäftsführungen aller Berliner Jobcenter gewandt, um die problematische Situation anzusprechen.

Jobcenter wollen bei Wohnungen für Obdachlose helfen

Doch die Jobcenter reden sich raus. Jens Krüger, der Sprecher der Berliner Jobcenter, sieht Probleme eher in Einzelfällen und vermutet eine „zu pauschale Kritik“. Die Bearbeitung von Wohnungsangeboten erfolge mit sehr hoher Priorität, ermögliche überwiegend eine Entscheidung noch am gleichen Tag und könne Mietübernahmegarantien in den meisten Fällen bereits am darauffolgenden Tag ausstellen.

Das Projekt Housing First in Berlin vermittelt seit 2018 niedrigschwellig Wohnungen an Obdachlose. Die Vermittlung von Wohnungen ist jedoch nur ein erster Schritt; die Menschen werden im Anschluss auch pädagogisch und psychologisch begleitet. Neben Housing First Berlin ist seit 2018 auch der Sozialdienst katholischer Frauen dabei und konnte in diesem Jahr 33 Wohnungen vermitteln, davon acht an Mütter mit insgesamt 14 Kindern. Dank Housing First Berlin konnten bereits 16 ehemals wohnungslose Menschen Mietverträge unterschreiben.