Der Berliner Senat hat klammheimlich sein Großprojekt beerdigt, die Mehrheit beim Traditionsunternehmen Gasag zu übernehmen. Die Entscheidung fiel bereits am Dienstag hinter verschlossenen Türen.
Offiziell gab es dazu nichts. Erst auf Nachfrage bestätigte der Senat gegenüber dem Tagesspiegel (Bezahlschranke) das bittere Aus für Berlins Wärmeprojekt. Ein Grund für die Geheimniskrämerei? Die Sorge um die Aktienkurse der milliardenschweren Gasag-Eigner.
Das Ziel war klar: Berlin wollte sich die Kontrolle über die Gasag sichern und die Energieversorgung der Hauptstadt in die eigenen Hände nehmen. Doch nun ist dieser Traum wohl zerplatzt. Der Plan war im Koalitionsvertrag verankert. Doch plötzlich heißt es: strukturell nicht zielführend. Hinter den Kulissen haben sich die Machtverhältnisse offenbar gegen den Senat gestellt.
Die Gasag ist seit ihrer Privatisierung fest in den Händen von internationalen Multis: Eon, Engie und Vattenfall. Diese haben wenig Interesse, sich vom Kuchen zu trennen. Vor allem der französische Engie-Konzern macht dicht – Paris ist nicht bereit, auch nur einen Schritt in Richtung fossiler Investitionen zu machen. Ein Grundsatz-Problem.
Energiepreise gerade bei Wärme nicht stabil
Vattenfall hingegen zeigt sich offen: Die Schweden hätten Berlin sogar beim Anteilskauf unterstützt, nachdem sie dem Land erst vor einem Jahr den Berliner Fernwärmebereich überlassen hatten. Doch ohne Engie bleibt der Einstieg für Berlin eine Luftnummer. Nun lädt Vattenfall zur Pressekonferenz, und es bleibt die brennende Frage: Was steckt hinter dieser Ablehnung?

Die Reaktionen im Abgeordnetenhaus sind bitter: Es sei ein herber Rückschlag für die Mitarbeiter, denen wir eine sichere Perspektive geben wollten, erklärt SPD-Wirtschaftsausschuss-Chef Jörg Stroedter. Mit dieser Entscheidung zerschlägt sich nicht nur eine politische Vision, sondern auch die Hoffnung, die Energiepreise in der Hauptstadt zu stabilisieren.