Das West-Nil-Virus breitet sich in Deutschland aus – und die Zahlen alarmieren Experten. Auch in Berlin und Brandenburg nehmen die Fälle zu.
Mindestens 26 Menschen wurden dieses Jahr nachweislich durch heimische Mücken mit dem West-Nil-Virus infiziert, und das ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Experten warnen: Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, da Infektionen oft unbemerkt bleiben und kaum Symptome verursachen.
Ein Blick auf die Zahlen lässt aufschrecken: In 13 Fällen wurden Infektionen bei Blutspendern entdeckt, die keinerlei Krankheitssymptome aufwiesen. Die Gefahr, dass das Virus unwissentlich weitergegeben wird, ist also real. Und manchmal bleibt es nicht bei harmlosen Verläufen: Vier Menschen mussten aufgrund schwerer Krankheitsverläufe behandelt werden.
Mindestens 26 Menschen durch West-Nil-Virus infiziert
Am härtesten trifft das Virus den Osten des Landes. Berlin gehört neben Sachsen und Sachsen-Anhalt zu den Hotspots, mit insgesamt 18 gemeldeten Fällen allein in diesen Regionen. Bereits acht Mal wurde das tückische Virus in Berlin und Brandenburg festgestellt.
Doch auch andere Bundesländer sind betroffen: In Schleswig-Holstein, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind Fälle bekannt geworden. Besonders alarmierend: Eine Person aus Nordrhein-Westfalen hat sich vermutlich in Hamburg infiziert – ein Hinweis darauf, dass sich das Virus unaufhaltsam weiterverbreitet.

Die Gefahr ist also vielleicht größer als bisher gedacht. Rund 80 Prozent der Infizierten merken zunächst nichts von der Infektion. Bei etwa 20 Prozent treten milde Symptome wie Fieber oder Hautausschlag auf, die oft ignoriert werden. Doch die wahre Gefahr lauert bei jenen, die es härter trifft: Gerade ältere Menschen mit Vorerkrankungen können schwere bis tödliche Krankheitsverläufe entwickeln. Jeder hundertste Fall endet in einer lebensgefährlichen neuroinvasiven Krankheit.
West-Nil-Virus wird von heimischen Mücken übertragen
Sicherheitsvorkehrungen bei Blutspenden wurden jetzt verschärft, um zumindest hier eine Verbreitung zu verhindern. Doch auch das zeigt: Das Virus ist längst angekommen. In den ersten Jahren wurden Blutspenden noch kaum getestet, aber mit den steigenden Zahlen in den letzten Jahren hat sich das geändert – ein beunruhigender Beweis für die wachsende Bedrohung durch das West-Nil-Virus in Deutschland.
Übertragen wird das West-Nil-Virus von Mücken, die wildlebende Vögel infizieren und dann Menschen und andere Säugetiere anstecken können. Hauptverantwortlich ist die überall in Deutschland vorkommende Culex-Mücke.
Seit 2019 häufen sich die Fälle im Spätsommer und Herbst, vor allem in Ostdeutschland, und die Experten sind sich sicher: Der Klimawandel wird diese Situation weiter verschärfen. Die Infektionszahlen, heißt es, könnten in den kommenden Jahren dramatisch steigen. ■