Sie hängen an der Nadel, schnupfen Kokain und rauchen Unmengen von Cannabis. Berlins Knackis haben ein echtes Suchtproblem.
Der Drogenhandel hinter den Gefängnismauern boomt. Wie eine „Tagesspiegel“-Recherche (Bezahlschranke) aufdeckt, ist jeder vierte Insasse der Berliner Justizvollzugsanstalten süchtig – das entspricht 892 Gefangenen von insgesamt rund 3500.
Obwohl die Zahl der Suchtkranken in den vergangenen fünf Jahren leicht gesunken sei, bleibe die Situation brisant: Mehr als ein Drittel der Süchtigen sind demnach Opioid-Konsumenten, während andere auf Alkohol, Kokain oder synthetische Cannabinoide wie das gefährliche Spice zurückgreifen.
Gerade der Handel mit Cannabis hat drastisch zugenommen: Während 2019 noch etwa vier Kilogramm Marihuana und Haschisch in Berlins Gefängnissen konfisziert wurden, waren es bis Ende September dieses Jahres schon 10,5 Kilogramm. Und das Jahr ist noch nicht vorbei. Das kann natürlich auch daran liegen, dass die Justizvollzugsbeamten heute genauer nachschauen.
Die Kontrolleure finden jedenfalls auch immer mehr harte Drogen. Fast ein halbes Kilo Kokain wurde dieses Jahr schon sichergestellt – mehr als in den Vorjahren. Auch der Spice-Konsum explodiert wie gesagt: Seit 2019 hat sich die gefundene Menge vervierfacht.
Drogen führen psychotischen Zuständen und Aggressionen bei Häftlingen
Spice sorgt für große Probleme, denn der Konsum führt oft zu psychotischen Zuständen und Aggressionen. Die Leiterin einer der Teilanstalten in Berlin-Tegel spricht sogar von einer „Spice-Welle“, die das Gefängnis derzeit überrollt. Die Folgen für die Gefangenen? Gewalt und Eskalation. Schulden aus Drogengeschäften führen regelmäßig zu Konflikten – das Risiko für Gewaltexzesse ist hoch.

Was aber treibt den Drogenmarkt hinter Gittern so an? Es sind die hohen Preise und die enorme Gewinnspanne, schreibt der „Tagesspiegel“. Ein Gramm Haschisch kostet hier rund 50 Euro, während es auf der Straße für zehn Euro zu haben ist. Bei fünf Gramm lässt sich der Preis etwas drücken: Der Knasttarif liegt bei 150 Euro. Wer mehr braucht, zahlt etwa 1000 Euro für 50 Gramm.
Noch drastischer ist der Preis bei Kokain: 200 Euro für ein Gramm – ein harter Aufschlag gegenüber den 75 Euro, die außerhalb der Gefängnismauern üblich sind. Der Zahlungsverkehr funktioniert dabei erstaunlich digital: Mit Handys, die ins Gefängnis geschmuggelt werden, wickeln die Gefangenen ihre Deals per Amazon Pay, Safe Pay oder Überweisung ab.
In den letzten drei Jahren beschlagnahmte der Justizvollzug bei Standardkontrollen etwa 1200 Mobiltelefone pro Jahr – ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Drogenmarkt im Gefängnis alles andere als ein Nischengeschäft ist. ■