Die einen helfen freiwillig im Streichelzoo, die anderen engagieren sich sozial, mit netten Kindern. Aber es gibt tatsächlich auch Berliner, die freiwillig in den Knast gehen! Aber nicht, um eine eigene Strafe abzusitzen, sondern um Schwerkriminellen zu helfen. Berlins Gefängnisse sind voll von harten Schicksalen und harten Verbrechern – doch die Ehrenamtlichen lassen sich davon nicht abschrecken. Respekt!
Straftäter, die im Gefängnis landen, sind abgeschottet vom normalen Alltag. Spätestens, wenn sie die Strafe verbüßt haben, müssen sie dort aber klarkommen. Kontakt nach draußen ist wichtig, aber wie kann man einen weichen Übergang gestalten?
Nette Berliner in der JVA – so helfen sie den Berliner Knackis!
Gefangenen Lesen und Schreiben beibringen, Sport mit ihnen machen, gemeinsam musizieren oder töpfern – es gibt viele Möglichkeiten, sich in den Haftanstalten Berlins ehrenamtlich zu engagieren. Rund 200 Menschen sind dafür nach Angaben der Senatsjustizverwaltung derzeit in den Gefängnissen unterwegs. Schon krass, oder?
„Diese Menschen leisten einen wichtigen Beitrag zur Resozialisierung von Strafgefangenen“, betont Justizsenatorin Felor Badenberg (CDU). Mit einer Festveranstaltung im Roten Rathaus würdigt sie am Mittwoch den Einsatz der Ehrenamtlichen.
Mit der Betreuung inhaftierter Straftäter unterstützen die Ehrenamtlichen die Beschäftigten im Justizvollzug. Zugleich sind sie aber auch eine Brücke zur Gesellschaft, sind Fachleute überzeugt. Wer beispielsweise ehrenamtlich als Vollzugshelferin oder Vollzughelfer tätig ist, hilft laut Justizverwaltung vor allem Gefangenen, die keinen Kontakt zu ihrer Familie haben oder keinen Besuch erhalten.
Dabei kann es etwa um einen Briefwechsel gehen, um Besuche oder um Unterstützung bei Behördengängen. Denkbar ist aber auch Hilfe für jüngere Inhaftierte bei Hausaufgaben oder Bewerbungen. Erhält ein Häftling bereits Lockerungen, sind auch gemeinsame Besuche von Museen denkbar.

Knast-Helden vereinen Familien!
Antonia Klaas engagiert sich bei dem Projekt Kidmobil, einem ehrenamtlichen Begleitdienst von Kindern zu ihren inhaftierten Müttern. „Die Kinder werden am meisten bestraft und traumatisiert durch die Inhaftierung ihrer Mütter“, meint die 24-Jährige. Seit sechs Jahren engagiert sie sich bei dem Projekt, dessen Ziel es ist, dass die Mutter-Kind-Beziehung bestehen bleibt.
Das nach eigenen Angaben einzigartige Projekt in Deutschland gehört zum Sozialdienst katholischer Frauen Berlin und dessen Beratungsstelle für straffällige und gefährdete Frauen (Tamar). Es wurde 2006 ins Leben gerufen, wie eine Sprecherin erklärt.
Zehn bis zwölf Ehrenamtliche engagieren sich derzeit und begleiten die Kinder zu ihren Müttern in die Haftanstalten. Das gilt für Babys ebenso wie für Kinder bis zu 14 Jahren. Auch die Altersspanne der Ehrenamtlichen ist groß und reicht nach den Angaben von 20 bis über 60 Jahre. ■