Schon an der Autobahn erscheint einem der Gang zur Toilette oft wie Wucher: Ein Euro wird hier meist abkassiert. Doch das ist nichts gegen die neuen Preise am Berliner Hauptbahnhof: Am Bahnsteig werden noch mal satte 50 Prozent draufgeschlagen. Wer nicht 1,50 Euro einwirft, kommt nicht mehr durch die Schranke auf die Toilette.
„Rail & Fresh“ heißt die Toiletten-Marke des nordrhein-westfälischen Betreibers Hering-Sanikonzept. Der ist nicht nur im Berliner Hauptbahnhof für die Toiletten zuständig und damit auch für die steigenden Preise, wen man mal dringend muss. Auch in München, Frankfurt am Main, Mannheim, Essen, Köln und Stuttgart wurden jetzt die Preise von 1 Euro auf 1,50 Euro erhöht.
Mehr Geld für die Putzkräfte?
Es gehe natürlich nicht um noch größere Geschäfte mit dem großen und kleinen Geschäft. Sagt jedenfalls der Betreiber. Denn das zusätzlich kassierte Geld soll laut dem Unternehmen vor allem den Putzkräften der Toiletten zugutekommen, wie die katholische Nachrichtenagentur KNA berichtet. Für die Reinigungskräfte und andere Mitarbeiter zahle man „tarifliche und übertarifliche Löhne“, so eine Unternehmenssprecherin. Man müsse außerdem „auf Preissteigerungen der vergangenen Jahre für Löhne und Gehälter, Wasser und Abwasser sowie Nebenkosten reagieren“.
Ähnlich wie an der Autobahn: Wirft man das geforderte Geld ein, druckt der Automat bei „Rail & Fresh“ einen Wertbon aus. Im Wert von 50 Cent. Den kann man dann in meist auch überteuerten Geschäften im Bahnhof wieder einlösen – wenn man mindestens 2,50 Euro ausgibt. Kinder bis zwölf Jahre können die Toiletten kostenlos nutzen.
Die Deutsche Bahn (DB) hat übrigens nichts gegen die Teuer-Toiletten im Berliner Hauptbahnhof. „Eine kostendeckende Betreibung von Toilettenanlagen ist für die Betreiber nur mittels eines angemessenen Nutzungsentgeltes umsetzbar“, sagte eine DB-Sprecherin dem rbb.
In Berlin: Wall macht 107 Toiletten kostenlos
Woanders in Berlin muss man aber nicht so viel zahlen, wenn man mal muss. 475 öffentliche WCs gibt es in Berlin. Dazu gehören die 278 Toilettenanlagen, die das Unternehmen Wall betreibt, die aber dem Land Berlin gehören – oft in der Nähe von Bahnhöfen. Hier wird die Benutzung weiterhin 50 Cent kosten, wie eine Wall-Sprecherin dem rbb erklärte. Demnächst sollen sogar 107 dieser Wall-Häuschen kostenlos betrieben werden.

Das Auffinden von Gratis-WCs verspricht auch die App „Nette Toilette“, die Adressen von Restaurants und Geschäften aufführt, deren Toiletten benutzt werden dürfen. In Deutschland und der Schweiz. Doch Berlin ist hier bisher Gratis-Toiletten-Wüste. In Brandenburg allerdings wird man fündig: in Bad Freienwalde, Fürstenwalde/Spree, Neuenhagen bei Berlin, Seddiner See, Seelow, Strausberg und Trebbin. ■