Berlins Teuermieten

„Watt“ nun? Kult-Kneipe rausgeekelt, doch die Macher geben nicht auf

Vorerst ist Schluss mit dem Tresen-Treff in der Metzer Straße. Doch die „Initiative Watt retten“ will weiter von sich hören lassen.

Author - Stefan Henseke
Teilen
Trotz aller Proteste: Die Ost-Berliner Kultkneipe Watt in der Metzer Straße musste jetzt schließen.
Trotz aller Proteste: Die Ost-Berliner Kultkneipe Watt in der Metzer Straße musste jetzt schließen.Markus Wächter

Im April berichteten wir darüber, dass in Prenzlauer Berg wieder ein Stück Kulturgeschichte droht, verloren zu gehen. Jetzt hat es die Kult-Kulturkneipe Watt in der Metzer Straße 9 wirklich erwischt: „Unsere Kulturkneipe Watt hat den Kampf gegen die Schließung verloren“, schreiben die Macher auf ihrer Internetseite.

Zehn Jahren lang war das charmante Lokal mit seinem unkonventionellen Mix aus Kulturveranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen an Anziehungspunkt im Kiez und darüber hinaus. Doch dann flatterte eine drastische Mitsteigerung ins Haus, der bisherige Mietvertrag wurde nicht verlängert – wie so häufig in diesen Tagen in Berlin. Alt-Gewerbemieter werden verdrängt, teure Ketten rücken nach und Berlins alter Charme verschwindet Stück für Stück.

Dem Watt wurden die Wurzeln gekappt

„Ende 2024 haben die Eigentümer der Kulturkneipe Watt eine Verlängerung des Mietvertrages abgelehnt“, schreiben die Macher des Watt nun. Offene Briefe prominenter Kulturschaffender und Politiker, maßvolle Proteste, ein massives Medienecho und der Relevanzbeweis durch eine beeindruckend besuchte Fête de la Musique hätten die Eigentümerentscheidung nicht ins Wanken gebracht.

Bei Google steht zwar noch, dass die Kneipe heute Abend um 19 Uhr wieder öffnen würde. Aber die Realität ist eine andere. „Im September 2025 sieht es so aus, als seien einem seit Jahrzehnten arbeitenden Kulturort die Wurzeln gekappt“, heißt es in der Mitteilung der Kneipe.

Doch die Macher des Watt wollen sich wieder melden

Aufgeben will die Kult-Kneipe aber nicht. „Vorerst hat das Watt keine Adresse. Das heißt nicht, dass es ortlos geworden ist“, verkündet die Watt-Crew. „In Zukunft sitzt das Watt neben Euch in der U-Bahn, steht hinter Euch in der Supermarktschlange oder hält Euch die Tür auf. Sei es die ins Theater oder ins Amt. Wo man uns lässt, sind wir höflich. Wir haben einiges gelernt und werden weiter von uns hören lassen.“

Die Wirtin Sindy, eine Bildhauerin, kämpfte bis zum Schluss gegen die Schließung des Watt.
Die Wirtin Sindy, eine Bildhauerin, kämpfte bis zum Schluss gegen die Schließung des Watt.Markus Wächter

Was sagen Sie zu dem Thema? Schicken Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten!