Bücherschätze in Gefahr

Wasser im Keller der Stadtbibliothek: Historische Bestände in Gefahr

Nach Starkregen steht der Keller der Stadtbibliothek an der Breiten Straße in Mitte unter Wasser.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Nach Starkregen in Berlin ist im Magazin der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) Wasser eingedrungen und wird von zwei Beschäftigten aufgewischt (Screenshot aus einem Video). 
Nach Starkregen in Berlin ist im Magazin der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) Wasser eingedrungen und wird von zwei Beschäftigten aufgewischt (Screenshot aus einem Video). Sven Käuler/TNN/dpa

Ein Unwetter sorgte am Mittwoch in Berlin für überschwemmte Straßen, umgekippte Bäume und hochgedrückte Gullydeckel. Am Donnerstag soll es weitere Gewitter geben. Im Magazin der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) wird nach dem Unwetter aufgeräumt, Bücherregale standen im Wasser, es kann zu Einschränkungen kommen, informiert die Website. 

Wasser steht knapp unter den ersten Büchern

Während des starken Regens war am Mittwoch Wasser in das Magazin der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) eingedrungen. In einem Instagram-Beitrag der Bibliothek war zu sehen, wie Beschäftigte eine Kette bildeten und das Wasser mit Eimern aus dem Gebäude herausbeförderten. ZLB-Betriebsdirektor Jonas Fansa sagte in einem Beitrag des Senders RBB: „Hier stehen Hunderttausende von teilweise auch alten Büchern, die akut gefährdet sind.“ 

Betriebsdirektor Jonas Fansa weiter: Ein Regenwasserrohr, das das Dach entwässere, sei geplatzt. „Wir haben mit viel, viel Wasser zu kämpfen.“ Es stehe zehn Zentimeter hoch – und damit knapp unter den ersten Büchern in den Regalen. Im Keller seien Hunderttausende Bücher gelagert, darunter kulturelles Erbe Berlins. Rund 40 bis 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien mithilfe der Feuerwehr dabei, das Wasser aus dem Keller zu schöpfen, so Fansa.

Vision für eine neue Stadtbibliothek in der Mitte Berlins
Vision für eine neue Stadtbibliothek in der Mitte BerlinsRender Vision

Nicht nur das Wasser, das in den Regalgängen stehe, sei problematisch, sondern auch der absehbare Anstieg der Luftfeuchtigkeit. „Das wird dazu führen, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Problem mit Schimmel bekommen werden.“ Und: „Wir müssen jetzt gucken, wie wir die Bücher retten, wie viel wir hier herausräumen müssen, damit der Schaden möglichst begrenzt bleibt.“

Auf der Website der Bibliothek ist ein Aufruf und eine Petition veröffentlicht, die einen neuen Standort für die ZLB fordert:  „Wieder ist in unsere Magazine in der Berliner Stadtbibliothek viel Wasser eingedrungen, jeder kurze Platzregen gefährdet unsere Bestände“, heißt es dort. „Es wird Zeit für ein neues Gebäude für die ZLB.“

Neuer Standort für ZLB an der Friedrichstraße

Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin mit zwei verschiedenen Standorten könnte demnach unter ein Dach zusammengeführt werden, im Gespräch ist der Standort des Kaufhauses Galeries Lafayette an der Friedrichstraße.

Seit Jahren wird für die zwei Standorte: die Berliner Stadtbibliothek in Mitte, wo der jetzige Wasserschaden entstanden ist, und die Amerika-Gedenkbibliothek in Kreuzberg ein neues Domizil gesucht, an dem alle Bestände zusammengeführt werden sollen. Die ZLB befürwortet den Vorschlag von Berlins Kultursenator Joe Chialo, das Gebäude der Galeries Lafayette an der Friedrichstraße dafür zu nutzen. Das Luxuskaufhaus schließt Ende dieses Jahres.

„Europäische Metropolen wie Amsterdam, Birmingham, Aarhus, Helsinki und Oslo haben in den vergangenen Jahren große und architektonisch beeindruckende Zentralbibliotheksneubauten errichtet, und zwar im Herzen der jeweiligen Stadt, exzellent verkehrlich angebunden – und extrem gut frequentierte Kultur- und Bildungsorte“, argumentiert die ZLB. Das Q207 – von Jean Nouvel einst als „Medienhaus“ designt – sei ein architektonisches Juwel und perfekt geeignet, um diese Rolle für Berlin zu übernehmen.  ■