Heute vor 35 Jahren

KURIER-Startschuss! Was wirklich am 3. Dezember 1990 passierte

Heute vor 35 Jahren, am Mittag des 3. Dezember, erschien die erste Ausgabe des Berliner KURIER. Persönliche Erinnerungen von einer, die dabei war.

Author - Susanne Dübber
Teilen
KURIER-Chefredakteur Wieland Sandmann (Mitte), zweite von rechts Susanne Dübber.
KURIER-Chefredakteur Wieland Sandmann (Mitte), zweite von rechts Susanne Dübber.Berliner Verlag Lizenz

Unser Zeitungs-Traum erfüllte sich, als der Berliner KURIER am 3. Dezember zum ersten Mal erschien. Aber wir Redakteure hatten wenig Schlaf. Das zumindest ist meine Erinnerung an die Anfangszeit.  

Neue Zeitung für Berlin: So entstand 1990 der erste KURIER

Es war unmöglich, den Berliner KURIER in der Stadt zu übersehen. Auf den Straßen und Plätzen und in den Bahnhöfen riefen weißgekleidete Verkäufer das Blatt laut aus. Vor ihnen drängten sich neugierig die Leute. Nach dem Kauf für dreißig Pfennig (das sind heute so um die 15 Cent) packten sie die Zeitung und blätterten gespannt die Seiten um.

Beim Lesen der Schlagzeile auf Seite eins „Diepgen & Momper: Wir machen's gemeinsam“ spüre ich heute genauso wie damals mein Herz aufgeregt heftig schlagen. In der Redaktion hatten wir uns interessante Themen überlegt, intensive Recherchen und Interviews geführt, aber jetzt mussten wir uns beweisen!

Der Berliner Verlag am Alexanderplatz, direkt im Herzen Berlins.
Der Berliner Verlag am Alexanderplatz, direkt im Herzen Berlins.Berliner Zeitung

Auf einem Markt, der plötzlich nach der politischen Wende in der DDR stark umkämpft war. Sofort war doch in Ost-Berlin die Wessi-Konkurrenz eingefallen und versuchte nun mit Krawall-Attitüde, einfach unsere Leser einzukassieren. Umbenannt in Berliner KURIER blieb die Zeitung genauso wie die Vorgängerin BZ am Abend trotzdem selbstbewusst. Schließlich war sie längst Tradition, zu diesem Zeitpunkt seit 41 Jahren die einzige Boulevard-Zeitung der DDR.

Mit dieser Titelseite wurde vor 35 Jahren der neue Berliner KURIER angekündigt.
Mit dieser Titelseite wurde vor 35 Jahren der neue Berliner KURIER angekündigt.Berliner KURIER

Mit dem frühen Arbeitsbeginn um 5 Uhr morgens hatten die erfahrenen DDR-Kollegen (keiner verwendete damals die weibliche Form, geschweige denn Sternchen oder Doppelpunkte!) null Probleme. „Da gewöhnt man sich dran“, beruhigten sie die Neulinge aus dem Westen.

KURIER im Osten Berlins: Wo drückt den Lesern der Schuh?

Uns allen gemeinsam war und ist das journalistische Ziel: Wo drückt den Lesern der Schuh? Nicht ausweichen, draufhalten auf die Probleme. Was die Arbeit damals erschwerte, dokumentiert der Artikel „Bitte warten! 160.000 Berliner bleiben weiter ohne Telefon“ in der Erstausgabe. Hatte die DDR doch bei der Telekommunikation ein massives Mangelproblem. Also mieteten wir in West-Berlin ein Büro an. Da gab es nur sechs Telefone für die Reporter. Stets auf der Jagd nach den neuesten Nachrichten, wie heute.

Wie ist Ihre Meinung? Bitte schreiben Sie uns: leser-bk@berlinerverlag.com