Dieser Streit passt uns jetzt aber gar nicht ins Fladenbrot: Die EU muss bald entscheiden, ob der Döner als „traditionelle Spezialität“ geschützt wird. Ein solcher Schutz könnte dazu führen, dass viele Speisen in Schnellimbissen bald nicht mehr Döner genannt werden dürfen. Den Antrag stellte die International Doner Federation (UDOFED) aus der Türkei bei der Europäischen Union.
Ginge der Antrag durch, dürfte Döner nur noch Döner heißen, wenn er nach speziellen Vorgaben hergestellt wird.
Döner bald nur noch mit Lamm und Rind?
Laut dem Antrag soll im Döner dann kein Press- oder Hähnchenfleisch à la Berlin-Döner zu finden sein. Nur das Fleisch von Lämmern oder mindestens 16 Monate alten Rindern soll ins Fladenbrot gestopft werden. In den meisten Berliner Dönern wird aber Kalbsfleisch beziehungsweise das Fleisch von Jungbullen verwendet. Die Folge könnte eine weitere Verteuerung des Döners sein.
Auch die Dicke der Streifen ist in dem Antrag reglementiert: Zwei bis fünf Millimeter dünne Streifen sollen es sein, mit einem circa 55 Zentimeter langen Dönermesser geschnitten.
Die International Doner Federation aus der Türkei orientiert sich bei dem Antrag an anderen geschützten regionalen Spezialitäten: Knapp 100 internationale Leckereien stehen auf der Liste, unter anderem Serrano-Schinken aus Spanien oder die neapolitanische Pizza. Und bald auch der Döner?

Die Europäische Union hat nun sechs Monate Zeit, sich mit dem Döner-Fall zu beschäftigen. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung jedenfalls hat Einspruch erhoben. Die Leibspeise umzubenennen, komme für sie nicht infrage. Auch der Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA wendet sich gegen den Antrag: „Auch viele Gastronomen mit türkischen Wurzeln sind in ganz Deutschland Mitglieder im DEHOGA. Und wenn es um den Döner geht, dann machen wir uns natürlich auch stark“, teilt der Verband mit.
Der Döner Kebab zählt als Klassiker der türkischen Küche. In Europa werden laut Statista pro Tag durchschnittlich rund 400 Tonnen Döner produziert. Europaweit werden so mit der Herstellung und dem Verkauf von Döner Kebab im Durchschnitt rund zwölf Milliarden Euro Umsatz jährlich generiert. Der Umsatz in Deutschland pro Jahr liegt bei 2,4 Milliarden Euro. Berlin mit seinen 1600 Dönerläden gilt als die Döner-Hauptstadt Deutschlands. Stünde der Döner auf der Liste der traditionellen Speisen, bliebe vielen Berliner Dönerläden noch die Möglichkeit, die Fladenbrottasche mit Fleisch, die wir lieben, einfach umzubenennen. ■