In Deutschland diskutiert die Politik darüber, die Wehrpflicht wieder einzuführen. Sollte es dazu kommen, müsste auch die ältere Generation in die Pflicht genommen werden – das sagt der bekannte Generationenforscher Klaus Hurrelmann (81), Professor an der Hertie School in Berlin. Er fordert einen Pflichtdienst für Senioren.
Im Spiegel sagt Hurrelmann, dass es ungerecht wäre, von den Jungen zu erwarten, dass sie im Ernstfall allein das Land verteidigen. Die Wehrpflicht oder ein soziales Pflichtjahr könnten nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, „wenn man die ganze Gesellschaft in die Pflicht nimmt.“
„Die Jungen leisten viel – auch wenn die Alten gern auf sie schimpfen“
Der Berliner Professor, der jahrelang die renommierte Shell-Jugendstudie verantwortete, fordert deshalb einen Pflichtdienst für Senioren. „Am Ende des Arbeitslebens, ja“, sagt der 81-Jährige. „Wir sollten darüber diskutieren, wie gesellschaftliche Aufgaben wie die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit von allen Generationen getragen werden können. Die junge Generation verhält sich bereits solidarisch.“
„Die Jungen leisten viel – auch wenn die Alten gern auf sie schimpfen“, sagt Hurrelmann im Spiegel-Interview . Die jungen Menschen trügen das Rentensystem, obwohl nicht klar wäre, ob und wie viel sie später selbst davon haben werden. „Sie müssen auch diese immensen Schuldenberge abtragen, die wir ihnen gerade aufbürden“, sagt der Forscher. „Wir müssen aufpassen, dass wir gesellschaftlich nicht in eine Schieflage geraten.“

Klaus Hurrelmann würden den Renteneintritt flexibler handhaben. „Wer fit ist, könnte durchaus länger arbeiten“, sagt er. Mit 65 – oder oft genug schon mit 63 – seien die Leute plötzlich nur noch Privat- und Urlaubsmenschen. „Was ist denn das für ein Konzept?“, sagt er.
Der 81-Jährige selbst arbeitet bis heute. Es sagt, dass er als Wissenschaftler eine besondere Verantwortung habe, das der größte Teil seiner Arbeit zeitlebens aus Steuergeldern finanziert wurde. „Da spüre ich eine gewisse Bringschuld, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, solange mir das möglich ist.“