Irgendwie gehört er doch immer zu uns, ist aus unserem Wohnzimmer gar nicht mehr wegzudenken. Dieser junge und dynamische Mann hier auf dem Foto ist Ulli Zelle, der sich nun vom RBB verabschiedet und in die Rente geht! Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht. Es ist doch noch gar nicht so lange her, als diese Aufnahme entstand. Genau vor 40 Jahren im April 1985 – da war dieser junge Kerl 33 und im Begriff, im Fernsehen eine Berliner Reporter-Legende zu werden. Bei einem TV-Sender, der da noch SFB hieß und erst Jahre später zum RBB wurde.
Ja, vieles hat sich seit dem in Berlin geändert, als Ulli Zelle anfing, als rasender Reporter durch unser Berlin zu düsen. Vor allem für die „Abendschau“, wo er schnell die Herzen der Zuschauer aus dem Westen und Osten der Stadt eroberte. Denn damals stand noch die Mauer, die sich quer durch die Stadt zog.
Als diese fiel, traf man Ulli Zelle in janz Berlin. Wo immer etwas in dieser Stadt stattfand, war Ulli Zelle dabei – und mittendrin. Er berichtete über die traurigen Momente in Berlin, wie der Corona-Pandemie. Aber am liebsten zeigte Zelle uns die fröhlichen und außergewöhnlichen Seiten dieser Stadt.
Außergewöhnlich war es, als er 2003 auf einer Hochzeitsfeier einfach so aufkreuzte, Braut und Bräutigam interviewte, weil sich das Paar auf der Grünen Woche das Ja-Wort gegeben hatte. Zelle machte es einfach – und er durfte es auch. Denn wenn der Reporter zu den Berlinern kam, war er stets ein gern gesehener Gast – ob live vor Ort oder daheim auf TV-Bildschirm.

Es soll sogar Leute geben, die vermissen Ulli Zelle schmerzlich zum Jahreswechsel im Fernsehen, weil er jetzt nicht mehr als Reporter von der Silvesterfeier am Brandenburger Tor berichtet. Seine Reportagen hätten mehr Unterhaltungswert gehabt als so manche Fernsehshow.

Klar, Ulli Zelle konnte mit der Unterhaltungskunst mithalten, wenn er von Kino-, Theater-Premieren berichtete. Große Stars wie Mick Jagger von den Rolling Stones hatte er am Mikro, wenn die Band in der Stadt war. Und die Politikgrößen aus dieser Stadt hatte Zelle sowieso.
Vom Normalo bis zu Rolling-Stones-Star Mick Jagger: Ulli Zelle hatte fast alle vor seinem Mikro
Und damit soll nun Schluss sein? Der Mann, der als rasender Reporter Berlin wie seine Westentasche kannte, geht wirklich in TV-Rente? Dabei ist Ulli Zelle noch nicht einmal Berliner! Im Juni 1951 wurde er als Sohn eines Bergmannes und einer Sekretärin geboren.

1974 kam der junge Mann nach Berlin, arbeitete bei einem Werbeunternehmen, studierte Wirtschafts- und Gesellschaftskommunikation an der HdK, anschließend Publizistik an der Freien Universität. Nebenbei arbeitet Ulli Zelle bereits für Zeitungen und Agenturen, wird schließlich 1984 SFB-Hörfunkreporter. Ein Jahr kommt dann das Fernsehen.
Reporter-Legende Ulli Zelle: „Ich durfte jahrzehntelang diese verrückte Stadt Berlin miterleben“
Das alles ist nun Geschichte. Ulli Zelle geht in Rente und beendet eine Fernseh-Ära. „Ich durfte jahrzehntelang diese verrückte Stadt Berlin miterleben. Und die unglaublichen Veränderungen in meinen Beiträgen dokumentieren. So lerne ich jeden Tag dazu. Was für ein großartiger Job!“, sagt er.

Mal, ganz ehrlich, ob er diesen Job nicht vermissen wird? Der RBB feiert jedenfalls seinen Star-Reporter – nicht nur mit Sendungen am Sonnabend (15. März). Es gibt auch eine große Gala für Ulli Zelle, am 31. Mai im Großen Sendesaal des RBB.

Menschen, die ihm in Reportagen und Interviews begegnet sind, Promis sowie Kollegen werden dabei sein – wie Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, die Sängerin Jocelyn B. Smith und Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker. Und Ulli Zelle wird mit seiner Band „Ulli & Die grauen Zellen“ auf der Bühne spielen.
Das Musizieren wird er garantiert weitermachen. Denn in die Rockerrente will Ulli Zelle garantiert noch lange nicht gehen. ■