Es ist einer der schönsten Berufe der Welt mit großer Zukunft: Bei Hebammen ist der Fachkräftemangel enorm und Tausende Schwangere bauen auf ihre Betreuung während der Schwangerschaft und bei der Geburt! Doch in Berlin wird es bald für werdende Eltern noch schwerer werden, überhaupt eine Hebamme zu finden. Wegen knapper Kassen sollen 50 Prozent der Studienplätze an der Berliner Charité wegfallen.
Der Berliner Senat streicht der Charité jährlich 22 Millionen Euro der Landeszuschüsse für Lehre und Forschung. In der Zahnmedizin werden deshalb 25 Prozent der Studienplätze wegfallen, in den Gesundheitswissenschaften 19 Prozent und in der Humanmedizin werden 10 Prozent der aktuell angebotenen Studienplätze gestrichen.
Nur noch 30 Hebammen in Ausbildung
Doch besonders hart trifft es den Studiengang für Hebammen, der radikal um die Hälfte gekürzt werden muss. Statt 60 würden dann jedes Jahr nur noch 30 Hebammen ausgebildet. Ein Riesenproblem für Berlin, denn fast alle Berliner Kliniken suchen händeringend nach Hebammen. Fast alle Krankenhäuser haben offene Stellen. 641 Hebammen sind laut Angaben der Senatsverwaltung derzeit in Berliner Krankenhäusern beschäftigt.
Der riesige Mangel an Hebammen, der lange Jahre in Berlin bestand, sollte gerade durch den Studiengang an der Charité gelindert werden. In Berlin bietet außer der Charité nur noch die Evangelische Hochschule Studienplätze für Hebammen an. Was die Kürzungen besonders bitter macht: Der Studiengang befindet sich noch im Aufbau, denn er war erst im Wintersemester 2021/22 neu eingerichtet worden. Dass die Kürzungen den Hebammenstudiengang so stark treffen sollen, sorgt für große Kritik.

Viele Hebammen gehen in Rente
„Schon heute haben wir also bei weitem keine optimale Versorgung. Die Zahl der Hebammen zu reduzieren, gefährdet die Qualität der Geburtshilfe“, warnt Ann-Jule Wowretzko vom Berliner Hebammenverband in der Berliner Zeitung. Diese Entscheidungen seien ganz klar gesundheitsrelevant.
Anfang September sollen die wegen der Sparpläne veränderten Hochschulverträge in den Senat eingebracht werden. Ina Czyborra (SPD), Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, verteidigt die Kürzungen mit dem Argument, dass die zukünftige Hebammenversorgung in Berlin nicht nur vom Studiengang an der Charité abhänge. Sie verweist auf die sinkenden Geburtenzahlen und den Zuzug von Hebammen, die in andern Bundesländern ausgebildet wurden.