Offiziell sind die Zahlen noch nicht, doch das vorläufige Ergebnis der Kriminalitätsstatistik 2023, die im Frühjahr veröffentlicht werden soll, spricht Bände. Berlin wird immer gefährlicher! Die Zahl aller statistisch erfassten Straftaten stieg 2023 laut Polizei erneut: um etwa drei Prozent auf 535.000 (2022: 519.817 erfasste Fälle), meldet die dpa. „Wir werden leider erneut einen 10-Jahreshöchstwert erreichen“, heißt es. Vor allem Gewalttaten nehmen in der Stadt immer mehr zu – auch unter Kindern und Jugendlichen.
Rohheitsdelikte: Einen deutlichen Anstieg bei den Gewalttaten hat die Berliner Polizei im vergangenen Jahr registriert. Die sogenannten Rohheitsdelikte stiegen 2023 nach vorläufigen Zahlen der Kriminalstatistik um etwa zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2022: 8846 Fälle) an
Nötigungen und Bedrohungen: Darunter fallen vor allem sogenannte Straftaten gegen die persönliche Freiheit (+ 17 Prozent) wie Nötigungen und Bedrohungen. Zum Teil geht dieser Anstieg auf das Konto der Klimaschutzgruppe Letzte Generation, weil es bei deren gewaltfreien Straßenblockaden juristisch oft um den Vorwurf der Nötigung ging.
Gewalt an Schulen nimmt dramatisch zu
Raub und Körperverletzungen: 2023 sind auch hier die Zahlen um etwa zehn Prozent gestiegen, so die Polizei.
Taten an Schulen: „Auffallend ist auch die Entwicklung von Taten im schulischen Kontext“, heißt es seitens der Polizei. Nach einem Höchststand bei Straftaten an Schulen 2022 ging die Zahl der registrierten Delikte noch einmal um knapp zwölf Prozent in die Höhe. Bei den darin enthaltenen Rohheitsdelikten gab es sogar einen Anstieg um etwa 23 Prozent. Ob es tatsächlich viel mehr Gewalt an Schulen gab oder ob mehr Fälle von Lehrern oder Eltern bei der Polizei angezeigt wurden, lasse sich aber nicht sicher sagen, hieß es.

Häusliche Gewalt: Gewalttaten in Familien und Beziehungen nahmen laut der Polizeistatistik nach dem Höchststand 2022 im vergangenen Jahr erneut um fast zehn Prozent zu. Ebenso stieg die Zahl der dabei verletzten Opfer um rund zwölf Prozent.
Gewalt in Flüchtlingsheimen: Viel mehr Gewalttaten wurden im vergangenen Jahr auch in Unterkünften von Flüchtlingen erfasst. Hier verzeichnete die Polizei ein Plus von knapp 50 Prozent. Die Zahl der Flüchtlinge in den Unterkünften nahm im selben Zeitraum um etwa 21 Prozent zu.
In Berlin wird immer häufiger mit Schusswaffen geschossen
Schusswaffengebrauch: 2023 kam es zu etwas mehr Taten mithilfe einer Schusswaffe als 2022, wo es 349 Fälle gab. „Man muss aber leider konstatieren, dass in diesem Jahr dabei häufiger auch wirklich geschossen und nicht nur gedroht wurde.“
Messer: Messer wurden bei Überfällen, Raubtaten und Auseinandersetzungen noch häufiger benutzt oder mit ihnen gedroht. 2023 stellte die Polizei in dem Bereich einen erneuten Höchststand fest. 2022 wurden 3317 Taten mit Messern gezählt, 2023 waren es etwa 3550 (+ 7 Prozent). In früheren Jahren lagen die Zahlen unter der Marke von 3000.
Jugendgewalt: Auffällig war auch die Auswertung bei diesem Phänomen. Nach jahrelangem Rückgang gab es 2022 einen Anstieg von fast 25 Prozent (2255 Fälle). 2023 kamen in der Statistik weitere 13 Prozent hinzu.
Einbrüche: Auch in Sachen Einbrüche gibt es ein deutliches Plus an Anzeigen. Darunter waren mehr Einbrüche in Speicher und Keller (+ 46 Prozent), mehr Einbrüche in Wohnungen (+ 36 Prozent) und mehr Autodiebstähle (+ 36 Prozent) sowie mehr Ladendiebstähle (+ 18 Prozent).
Bei der aktuellen Jahresstatistik muss immer auch beachtet werden, dass die Kriminalitätszahlen während der Corona-Pandemie stark gesunken waren und dass zugleich Berlin eine wachsende Stadt mit immer mehr Einwohnern ist. ■