Prozess in Berlin

Tod in der Ostsee: Wurde dieses Schiff zum Schauplatz eines Mordes?

Ein harmloser Segeltrip wurde zum Horror: Die Staatsanwaltschaft wirft einem Berliner (65) vor, seinen Segelpartner in der Ostsee getötet zu haben.

Author - Berliner KURIER
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Ein harmloses Segelboot liegt an der schwedischen Insel Öckerö. Es ist unfassbar: Auf diesem kleinen Schiff soll sich ein Streit ereignet haben, der laut Staatsanwaltschaft in einem Mord gipfelte.
Ein harmloses Segelboot liegt an der schwedischen Insel Öckerö. Es ist unfassbar: Auf diesem kleinen Schiff soll sich ein Streit ereignet haben, der laut Staatsanwaltschaft in einem Mord gipfelte.TT News Agency/AP

Die vergnügliche Segel-Regatta schlug um in ein Horror-Szenario auf offenem Meer: Plötzlich gingen die Freunde aufeinander los. Dann treibt einer von ihnen leblos im Wasser. Was geschah an Bord der „Jolly Rose“ vor der schwedischen Küste? Andreas F. (65) aus Zehlendorf sitzt nun in Berlin auf der Anklagebank. Er wirkt sportlich, trägt weißes Hemd und eine dunkle Brille. Gelernter Mechaniker, keine Vorstrafen. Laut Anklage ist er „finanziell abhängig“ von seiner Frau. Er soll Thomas B. (71) aus Schöneberg so lange unter Wasser gedrückt haben, bis der Rechtsanwalt starb.

Staatsanwalt sicher: Der Angeklagte beging einen Mord auf dem offenen Meer

Auf Mord lautet die Anklage. F. aber will als Helfer ins Wasser gesprungen sein: „Es war nicht meine Absicht, ihn zu töten, ich wollte ihn retten. Aber ich bekam ihn nicht richtig zu fassen, meine Kräfte verließen mich“. Es geschah am Morgen des 1. August. Skipper B. und sein Mitsegler F. kamen von einer Regatta vor Norwegen – „wir gingen als eines der letzten Boote ins Ziel“. Trotzdem wurde über einen nächsten Segeltörn gesprochen.

Verteidiger Axel Weimann (l.) steht beim Auftakt des Prozesses wegen Mordes gegen einen 65-Jährigen im Gerichtssaal neben dem 2. Verteidiger Johannes Rauwald. Der Angeklagte selbst wollte sich nicht vorführen lassen.
Verteidiger Axel Weimann (l.) steht beim Auftakt des Prozesses wegen Mordes gegen einen 65-Jährigen im Gerichtssaal neben dem 2. Verteidiger Johannes Rauwald. Der Angeklagte selbst wollte sich nicht vorführen lassen.Malin Wunderlich/dpa

Mitsegler F.: „Ich sagte, was wir verbessern müssten.“ Bei Sicherheit und Technik – „so hatte B. keine Rettungswesten an Bord“. Plötzlich sei sein Freund „total geladen“ gewesen: „Er schlug mir mit der Faust ins Gesicht, biss mir dann in den kleinen Finger. Ich war entsetzt, ich hatte mich noch nie geprügelt.“ Im Gerangel habe er B. mit einem Metallbügel auf den Kopf geschlagen – „er blutete“.

Thomas B. glitt im Kattegat zwischen Nord- und Ostsee vom Boot, F. half ihm zurück an Bord. Doch es ging weiter. Version von Andreas F.: „Ich wollte ihn beruhigen, aber er war nicht richtig ansprechbar.“ Erneut sei der Rechtsanwalt ins Wasser geglitten – „ich sprang hinterher, um ihn zu retten“. Auch ein anderes Segelboot sei in der Nähe gewesen – „aber die Crew unternahm nichts“. Die anderen Segler hatten die Rettung informiert. Zufällig war ein Flugzeug der schwedischen Küstenwache in der Nähe. Zwei Videos aus 1000 Meter Höhe gibt es. Zu sehen sind ist das tödliche Drama im Meer. Fortsetzung: 11. Juli. KE.