Scott Chacon hat bereits eine megaerfolgreiche Karriere im Silicon Valley hinter sich. Als Mitgründer hatte der Amerikaner maßgeblichen Anteil am Aufbau der netzbasierten Entwicklerplattform GitHub. Microsoft kaufte die Plattform im Jahr 2018 für 7,5 Milliarden Dollar. Chacon hielt Anteile und profitierte. Arbeiten müsse er eigentlich nicht mehr, sagte er erst kürzlich in einem Interview.
Auch das Tierheim Berlin profitiert nun von dem umtriebigen Gründer und seiner deutschen Frau Anne. Zum Geburtstag schenkte Chacon der Katzenliebhaberin eine gute Tat und stellte einen Scheck für den Berliner Tierschutzverein aus, der damit den Bau einer neuen Katzenquarantäne forcierte.
Von San Francisco nach Falkenberg
Wie viel genau der Tech-Gründer lockermachte, wollen das Tierheim und die Spender nicht sagen, nur so viel lässt Vorstandsvorsitzende Eva Rönspieß sich entlocken: Ein paar Nullen sind es schon.
Dafür wird an diesem Mittwoch im Tierheim am neu errichteten Bau der Katzenquarantänestation eine Plakette enthüllt: „Katzenquarantäne Anne und Scott … für alle Katzen, die unsere Hilfe nötig haben“, steht darauf. Eine Liebes- und Erfolgsgeschichte – von San Francisco nach Falkenberg.

Meilenstein für den Tierschutz in Berlin
In der neuen Quarantänestation werden die Fakten bei einer Führung mitgeteilt: Es gibt sechs Katzenstuben, drei Behandlungsräume, zehn Räume mit Behandlungsboxen. In einer von ihnen miaut Bengalkater Lord kläglich und ausdauernd. Neben ihm sitzt eine Katze, die in Statur und Farbe große Ähnlichkeit mit Garfield hat, aber den Namen Jimmy trägt, stoisch ihre Quarantänezeit ab.
Erst einen Tag zuvor sind an die 30 Katzen aus der alten Quarantäne, die in Containern untergebracht und viel zu klein war, hierher umgezogen.

Jedes Tier, das frisch ins Tierheim kommt, muss in Quarantäne. Zu groß ist die Gefahr unerkannter Krankheiten, die sich in den Boxen und Käfigen schnell weiter verbreiten würden. Besonders der Katzenschnupfen ist etwa hochansteckend. Kater warten in der Quarantänestation auf ihre Kastration. Andere Katzen müssen gecheckt und geimpft werden. Wie lange sie hier in der Quarantäne bleiben, hängt vom Pflegeaufwand ab.
In der neuen Quarantäne gibt es nun Platz für 120 Katzen, die immer schnellstmöglich in die regulären Katzenhäuser umziehen sollen, wenn die Pfleger das Okay geben. Auch wenn Schirmherr Maxim Leo bei seiner Rede scherzt, die neue Quarantäne sei so schön, dass so manche Katze vielleicht gar nicht mehr woanders hin wolle.

Und recht hat er: Nach nur einem Jahr Bauzeit und für vier Millionen Euro steht der moderne Betonbau, der sich nahtlos in die Anlage einfügt. Auf dem Dach sorgen Solarmodule für umweltfreundlichen Strom, mit dem im Sommer gekühlt und im Winter sogar in einigen Boxen geheizt werden kann. Im Inneren sorgen Oberlichter und viel Glas für ein lichtes Gefühl.
Tierheim sammelt weiter Spenden
1,5 Millionen Euro sind für den Bau aus Spenden zusammengekommen, 2,5 Millionen fehlen noch, sollen sie nicht aus den Rücklagen des Tierschutzvereins genommen werden. „Dann würden sie an anderer Stelle fehlen“, argumentiert die Vorstandsvorsitzende des Berliner Tierschutzvereins Eva Rönspieß und bittet weiter um Spenden. In der neuen Sparrunde des Berliner Senats wurden auch Gelder für den Tierschutz gestrichen. Der Tierschutz sei in der Krise, so Rönspieß. Obwohl deutschlandweit die Tierheime voll seien, gebe es immer weniger Spielraum.

Jedes Jahr kommen im Schnitt 1500 Katzen ins Berliner Tierheim. Sie alle werden ab sofort in den neuen Räumen in ein neues Leben starten und hoffentlich bald einen neuen Besitzer finden. So wie der Kater, den Scott und Anne, die großzügigen Spender, aus dem Tierheim mit zu sich nahmen. ■
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