Keine Anschlagspläne

Terrorverdächtiger falsch beschuldigt: Beweise waren gefälscht!

Deutsche Behörden, wurden von ausländischen Hinweisen getäuscht– jetzt ist der Terrorverdächtige wieder auf freiem Fuß.

Author - Veronika Hohenstein
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Polizisten bringen den in Bernau bei Berlin festgenommenen mutmaßlichen IS-Unterstützer, der einen Anschlag mit Schusswaffen auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben soll, zur Haftvorführung – jetzt wurde er für unschuldig erklärt!
Polizisten bringen den in Bernau bei Berlin festgenommenen mutmaßlichen IS-Unterstützer, der einen Anschlag mit Schusswaffen auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben soll, zur Haftvorführung – jetzt wurde er für unschuldig erklärt!René Priebe/dpa

Ein Terrorverdächtiger geriet im Oktober ins Visier der deutschen Sicherheitsbehörden. Der Verdacht: ein geplanter Anschlag auf die israelische Botschaft in Berlin. Doch wie sich später herausstellte, waren die Vorwürfe haltlos, und er wurde unschuldig verhaftet. Der Hinweis auf ihn stammte von einem ausländischen Geheimdienst und basierte auf fingierten Chats. Das berichtet der RBB.

Mitte Oktober erhielten deutsche Behörden Informationen über einen angeblich geplanten Anschlag in Berlin. Der mutmaßliche Täter, der in einer Flüchtlingsunterkunft nahe Berlin lebte, wurde schnell festgenommen.

Der Fall über den mutmaßlichen Terrorverdächtigen bekam bundesweit Aufmerksamkeit. Auch der KURIER berichtete. Doch nun, drei Monate später, ist der Falschbeschuldigte wieder auf freien Fuß und sämtliche Vorwürfe sind in sich zusammengefallen.

Nach Angaben des rbb kam der entscheidende Hinweis aus dem Ausland. Die Vorwürfe basierten auf angeblichen Chatprotokollen über einen Austausch mit einer dem IS zugeordneten Person. Dabei sei über Anschlagspläne gesprochen worden. Deutsche Ermittler stellten jedoch fest, dass diese Beweise manipuliert waren.

Polizisten brachten den in Bernau bei Berlin festgenommenen mutmaßlichen IS-Unterstützer, der einen Anschlag mit Schusswaffen auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben soll, zur Haftvorführung – ACHTUNG: Er wurde nun als unschuldig erklärt!
Polizisten brachten den in Bernau bei Berlin festgenommenen mutmaßlichen IS-Unterstützer, der einen Anschlag mit Schusswaffen auf die israelische Botschaft in Berlin geplant haben soll, zur Haftvorführung – ACHTUNG: Er wurde nun als unschuldig erklärt!René Priebe/dpa

Liebes-Chat wurde verfälscht!

Medienberichten zufolge durchsuchte nach seiner Festnahme eine Anti-Terror-Einheit die Unterkunft, fand jedoch keine Waffen. Auffällig beim Beschuldigten war von Anfang an dessen Wille zur Zusammenarbeit. Er soll sehr kooperativ gewesen sein.

Aber wie kam es zu den falschen Mutmaßungen? Laut dem rbb fiel der Verdacht auf einen sogenannten „Nachrichtenhändler“*, der harmlose Passagen aus einem Liebeschat des Beschuldigten gefälscht hatte, um sie zu verkaufen. Der Verdächtige hatte tatsächlich nach einer Ehefrau gesucht und nichts mit dem IS oder Anschlagsplänen zu tun!

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IMAGO / Silas Stein
Das ist ein Nachrichtenhändler:
*Nachrichtenhändler sind Personen, die Nachrichtendiensten Informationen für Geld anbieten, die sie anderweitig und manchmal auch illegal erhalten.

Nach Angaben des rbb soll der Falschbeschuldigte dennoch abgeschoben werden, obwohl er unschuldig ist und sich bei den Ermittlungen kooperativ zeigte. Warum? Dazu hat sich das Bundesinnenministerium nicht geäußert – denn zu Einzelfällen nehme man grundsätzlich keine Stellung.