Es ist kaum zu glauben: In unserer Stadt werden Menschen unterschiedlich bezahlt, obwohl sie die gleiche Arbeit machen. Der Grund: Die einen arbeiten im Osten Berlins, die anderen im Westteil. Sollte es nach 35 Jahren Wiedervereinigung nicht geben. Gibt es doch: Bei den Therapeuten in einer Klinik am östlichen Rande der Hauptstadt. Sie streiken jetzt, weil sie weniger als ihre Kollegen verdienen, die im gleichen Klinik-Konzern arbeiten, aber an einem Standort im Westen Berlins.
Zwei Kliniken, zwei Löhne, eine Stadt: Das ganze Geschichte spielt zunächst am Helios Klinikum Berlin-Buch. Dort befinden sich die Therapeuten eigentlich seit Ostern im Arbeitskampf. Nach einigen Unterbrechungen geht ihr „Dauerstreik“ seit dem 12. Juli weiter.

Die über 50 Frauen und Männer sind Experten in ihrem Fach. Und weil sie streiken, finden derzeit in vielen Bereichen kaum noch therapeutische Behandlung statt. Dies betrifft unter anderem die Physio-, Ergo- und Sporttherapie sowie die Logopädie und die Kreativtherapien, so die Gewerkschaft Verdi.
Zwei Kliniken, zwei Löhne, eine Stadt: Streik gegen die Lohnmauer in Berlin
Verdi hat zu dem erneuten Arbeitskampf aufgerufen, um Druck zu machen. Denn am Mittwoch (16. Juli) ist wieder einmal Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeber. Da soll nun endlich die Lohnmauer beendet werden, die seit Jahren an den Berliner Helios-Standorten existiert. Verdi fordert konkret eine „hundertprozentige Anwendung des Konzerntarifvertrages von Helios“.

Denn die Therapeuten am Standort Berlin-Buch wurden 2013 in eine Tochterfirma, der Helios Therapie Ost (HTO), ausgegliedert. Laut Verdi-Angaben verdienen sie bis zu 1500 Euro pro Monat weniger als ihre Kollegen am Helios Emil-von-Behring-Klinikum im Westen der Stadt. An diesem Standort in Berlin-Zehlendorf sind Therapeuten weiterhin direkt angestellt. Das zahlt sich nach Verdi-Angaben aus, macht in einigen Entgeltgruppen und bei langer Betriebszugehörigkeit einen Lohnunterschied von bis zu 45 Prozent.
Eine Angleichung der Löhne für die Ost-Kollegen sei deshalb längst fällig. „Die Kollegen und Kolleginnen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Patientenversorgung. Es ist nicht hinnehmbar, dass sie schlechter gestellt sind als Beschäftigte in anderen Helios-Kliniken“, sagt Verdi-Verhandlungsführerin Gisela Neunhöffer.