Mit harten Maßnahmen und neuen Angeboten zur Prävention wollen die Berliner Bäderbetriebe und Berlins Innensenatorin Iris Spranger dafür sorgen, dass die Sommersaison in den Berliner Freibädern sicher wird. Bilder und Szenen aus dem letzten Jahr, als es häufig Polizeieinsätze wegen randalierender Jugendlicher in einzelnen Bädern gab, will man in diesem Jahr vermeiden. Im für 5,72 Millionen Euro frisch sanierten Sommerbad Wilmersdorf stellten Bäderchef Dr. Johannes Kleinsorg und Iris Spranger am Montag einen ganzen Maßnahmenkatalog vor.
„Freibäder müssen ein sicherer Raum für die Berliner sein“, so Spranger. „Viele Berliner können sich keinen Urlaub leisten.“ Als Freizeit-, Sport- und Erholungsfläche sind die Berliner Bäder daher wichtig und Teil der Daseinsvorsorge des Landes Berlin. Spranger weiter: „Eltern müssen sicher sein, dass ihre Kinder in den Bädern sicher und gut betreut sind.“
Im vergangenen Jahr habe man massiv eingreifen müssen, um die Sicherheit in den Berliner Sommerbädern zu gewährleisten, erläutert Spranger. Zweieinhalb Millionen Euro sind im Jahr 2023 für mehr Sicherheit ausgegeben worden. Auch im Jahr 2024 steht diese Summe wieder bereit.
Weiter Videoüberwachung in Berliner Freibädern
In den besonders wegen Gewaltvorfällen berüchtigten Bädern in Neukölln, Kreuzberg, Pankow und Am Insulaner bleibt die Videoüberwachung an den Eingängen bestehen. Auch die Ausweispflicht gilt weiter für alle ab 14 Jahren – dies sogar in allen Berliner Bädern.
Um den Zugang zu den Bädern besser kontrollieren zu können, wird in neue Zäune investiert. An besonders brisanten Stellen werden die Zäune um Freibäder auf 3,50 Meter erhöht. „Bei besonderen Problembädern und im Einzelfall kommt Stacheldraht zum Einsatz“, sagte Johannes Kleinsorg. Des Weiteren werde es mobile Wachen der Polizei an den Bädern geben, wie man auch generell in sehr engem Austausch mit der Polizei stehe, so die Innensenatorin.
Deeskalationstrainings mit der Polizei
Gemeinsam mit der Polizei absolvierten Sicherheitsleute der Bäder bereits Teamtage mit Deeskalationstrainings, um besser auf Pöbler, Schubser und Spucker vorbereitet zu sein. 150 Hausverbote mussten die Berliner Bäderbetriebe im vergangenen Jahr aussprechen. Um diese effektiv durchsetzen zu können, gilt unter anderem die Ausweispflicht. Gäste sollen zusätzlich vermehrt ihre Tickets über das Online-System kaufen. Auch hier muss man sich namentlich anmelden, die Tickets sind nicht übertragbar.
Für jedes Bad ist eine Obergrenze an Besuchern definiert, ab der niemand mehr in das Sommerbad gelassen wird. Ein Ampelsystem im Onlineshop wird anzeigen, wann sich ein Bad füllt. Bei Orange gibt es ein starkes Besucheraufkommen, es werden keine Tickets mehr über den Onlineshop verkauft. Mit schon erworbenen Tickets kann man aber noch eingelassen werden. Bei Rot hingegen ist das Bad geschlossen, auch wenn man schon ein Ticket hat, kommt man dann nicht mehr rein. Die Tickets bleiben aber sieben Tage gültig.
Online-Tickets: Pilotprojekt in Problembädern
In einem Pilotprojekt werden in den drei stärksten Monaten Juni, Juli und August in den Bädern Pankow, Kreuzberg, Kreuzberg, Am Insulaner und Humboldthain nur noch Online-Tickets verkauft. Die Kassen öffnen lediglich bis 10 Uhr. Gäste mit Online-Tickets können mit ihren Tickets direkt zum Drehkreuz gehen.
Ein zweiter Pilotversuch ebenfalls in Pankow und in Neukölln soll das Sicherheitsempfinden verbessern und schneller Hilferufe möglich machen. Mit einer Hilfe-App kann man innerhalb des Bades in brenzligen Situationen schnell Hilfe vor Ort anfordern.

Sportangebot in den Berliner Sommerbädern
Neben den harten Maßnahmen gibt es ein flankierendes Sportangebot in einigen Bädern. Mit dem Programm „Sport 365“ werden Freibadflächen in einzelnen Badern auch außerhalb der Saison zugänglich gemacht. Auch das Programm „Cool am Pool“ mit Konfliktlotsen geht weiter. In einigen Bädern wie dem Prinzenbad, dem Sommerbad Neukölln und dem Sommerbad Pankow gibt es ein von Pädagogen und Sozialarbeitern begleitetes Sportangebot. Träger ist die Sportjugend Berlin, umgesetzt wird das Angebot von der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit.
Neues Ticketsystem und Webshop der Berliner Bäder
Komplett überarbeitet sind der Webshop und die Webseite der Bäderbetriebe. Erstmals sind alle Tickets auch online erhältlich. Online sind die Eintrittskarten sogar 10 Prozent günstiger. „Wir wollen so dafür sorgen, dass die Schlangen vor den Kassen kürzer werden“, so Johannes Kleinsorg. An besonders heißen Tagen mit viel Publikum sollen, wo es möglich ist, auch weitere Eingänge mit Handlesegeräten eingerichtet werde, um große Warteschlangen zu vermeiden. Auch der Superferienpass, mit dem viele Berliner Schüler in die Freibäder gehen, wird nach einer einmaligen Registrierung an der Kasse per QR-Code digital funktionieren.
1,7 Millionen Eintritte zählten die Berliner Bäderbetriebe im vergangenen Jahr. Viele Gäste haben live vor Ort nichts von den pöbelnden Jugendlichen, die es auf die Titelseiten der Berliner Zeitungen schafften, mitbekommen. Für diese Saison wünschen sich alle Berliner, dass niemand Zeuge von Gewalt in Berliner Freibädern werden muss. ■