Sie war Kult. Die Schwester Agnes, die einst mit ihrer „Schwalbe“ über die Dörfer des Ostens knatterte, um Hausbesuche bei den Kranken zu machen. Wer in der DDR aufwuchs, kannte sie. Denn „Schwester Agnes“ hieß der TV-Film, der 1975 erstmals im DDR-Fernsehen lief. Die liebenswerte, leicht schrullige Gemeindeschwester stellte die unvergessene Berliner Schauspielerin Agnes Kraus dar. Was vor fast 50 Jahren als Fernsehgeschichte in der DDR lief, gibt es heute in echt wieder: „Schwester Agnes“ lebt in Brandenburg neu auf. Und auch sie fahren Moped.
In den Gemeinden Eichwalde, Schönefeld, Zeuthen und Schulzendorf (Landkreis Dahme-Spreewald) gibt es seit zwei Jahren das Pflegeprojekt „Kümmern im Verbund“, das nach dem Vorbild des DDR-Films arbeitet. Vier Koordinatorinnen und -koordinatoren sind dort wie einst „Schwester Agnes“ unterwegs, kümmern sich um Senioren, unterstützen pflegende Familienangehörige bei häuslicher Betreuung und Pflege. Etwa 1000 Senioren werden betreut.

Die neuen „Schwestern Agnes“ fahren Mopeds mir E-Antrieb
Wenn die Koordinatoren ihre Besuche machen, sind auch sie wie „Schwester Agnes“ mit der „Schwalbe“ unterwegs. Allerdings sind diese Mopeds blau lackiert und mit Elektroantrieb ausgerüstet.
Sehr zur Freude von Außenministerin Annalena Baerbock, die am Montag als Grünen-Bundestagsabgeordnete das Pflegeprojekt in Schönefeld besuchte. Sie lobte dieses als „tolles Leuchtturmprojekt, wo sicherlich viele andere Gemeinden dann in Brandenburg noch folgen werden“.
In Brandenburg existiert auch das Programm „Agnes zwei“, das sich auf das System der Gemeindeschwestern in der DDR bezieht. Ihre Arbeit geht weiter als das Projekt in den vier Gemeinden.
Sie entlasten Ärztinnen und Ärzte, indem sie Termine zwischen Fach- und Hausärzten und Pflegediensten koordinieren, Hausbesuche machen, häusliche Pflege und Medikamenteneinnahme kontrollieren und Angehörige unterstützen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung sind 140 solcher Fachkräfte in Brandenburg unterwegs.
Übrigens: Der Film „Schwester Agnes“ drehte die Defa im Frühjahr 1974 in der Oberlausitz. Und Hauptdarstellerin Agnes Kraus musste sich bei ihrer Tour auf der „Schwalbe“ von einem Dorfpolizisten doubeln lassen. Denn der TV-Star konnte kein Moped fahren. ■