Nicht jedem gefällt es

Palast der Republik wieder da – Schau im Humboldt Forum sorgt für Ärger

Am ehemaligen Standort wird jetzt die Geschichte des einstigen DDR-Prachtbaus gezeigt, der 2008 abgerissen wurde. Kritiker bezeichnen die Ausstellung als „Augenwischerei“.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Der Palast der Republik. 1976 eröffnet, von 2006 bis 2008 wurde er abgerissen. Eine Ausstellung erzählt die Geschichte des Bauwerks.
Der Palast der Republik. 1976 eröffnet, von 2006 bis 2008 wurde er abgerissen. Eine Ausstellung erzählt die Geschichte des Bauwerks.dpa

Der Palast der Republik hatte beim DDR-Volk viele Namen: „Palazzo Prozzo“ oder „Erichs Lampenladen“ waren nur einige. Nun kehrt der Prachtbau, der 1976 eröffnet und wegen Asbests 2008 komplett abgerissen wurde, wieder zurück: mit der Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ im Humboldt-Forum, wo einst Erichs Lampenladen stand. Doch die Schau, die vom 17. Mai an gezeigt wird, sorgt nicht nur für Freude, sondern bei Kritikern auch für mächtigen Ärger.

Blick in die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“: In Vitrinen wird das Palast-Geschirr gezeigt. Im Hintergrund hängt das Gemälde „Die rote Fahne – Kampf, Leid und Sieg“ von Willi Sitte.  
Blick in die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“: In Vitrinen wird das Palast-Geschirr gezeigt. Im Hintergrund hängt das Gemälde „Die rote Fahne – Kampf, Leid und Sieg“ von Willi Sitte. Soeren Stache/dpa

Auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern will das in der Fassade des Berliner Stadtschlosses entstandene Humboldt-Forum die Geschichte des DDR-Palastes mit vielen Schaustücken wieder lebendig machen. So gibt es ein Wiedersehen mit der „Gläsernen Blume“, einer 5,20 Meter hohen Skulptur, die einst im Palast-Foyer stand und ein beliebter Treffpunkt der Besucher war. Gezeigt werden Fragmente des nicht mehr rekonstruierbaren Kunstwerks in einer Verpackung, so wie es nach dem Ende des Palastes in einem Depot in Spandau verschwand.

Palast-Ausstellung: Wiedersehen mit der „Gläsernen Blume“

Teile der „Gläsernen Blume“ sind in der Palast-Ausstellung zu sehen. Sie befinden sich in der Verpackung, so wie sie in einem Depot eingelagert wurden.
Teile der „Gläsernen Blume“ sind in der Palast-Ausstellung zu sehen. Sie befinden sich in der Verpackung, so wie sie in einem Depot eingelagert wurden.Gerd Roth/dpa

Zu sehen ist auch ein Modell der Stahlkonstruktion des Palastes, die den Aufbau bestimmte und die wieder auftauchte, als der Bau abgerissen wurde. Weiter gezeigt wird Willi Sittes Propaganda-Gemälde „Die rote Fahne – Kampf, Leid und Sieg“, Segmente des Marmorbodens, Geschirr und Nippes, Palast-Puzzle, Objekte aus dem Volkskammersaal wie Stühle oder Teile von DDR-Staatssymbolen.

All diese Dinge verdeutlichen, was der Palast einmal war: eine Art Mehrzweckhalle, in der sich einerseits das DDR-Parlament Volkskammer befand und die SED ihre protzigen Parteitage abhielt. Auf der anderen Seite war der Palast ein Unterhaltungsort, an dem sich das Volk amüsieren und Konzerte von DDR- und Weltstars im legendären Großen Saal erleben konnte.

Rednerpult, Stühle und die Hälfte des DDR-Emblems aus der Volkskammer, dazu werden Banner von der Demo vom 7. Oktober 1989 gezeigt.
Rednerpult, Stühle und die Hälfte des DDR-Emblems aus der Volkskammer, dazu werden Banner von der Demo vom 7. Oktober 1989 gezeigt.David von Becker/Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss

Palast-Schau: Erinnerung an die friedliche Revolution in der DDR

In der Schau ist auch zu sehen, wie der Palast im Herbst 1989 zum Ort der friedlichen Revolution in der DDR wurde. Etwa ein gemaltes Banner der Demonstration vom 7. Oktober 1989, die vor dem Gebäude stattfand, als im Innern die DDR-Oberen den 40. Jahrestag eines Staates feierten, der dem Untergang geweiht war.

Mit dem DDR-Ende ging auch der Palast der Republik unter. Im wiedervereinten Deutschland war kein Platz für ihn. Das Haus wurde wegen der Asbestfunde entkernt, bis zum Abriss blieb er eine Ruine. Aus dieser Zeit der sogenannten Palast-Zwischennutzung wird ein Mitschnitt eines Konzerts der Band Einstürzende Neubauten gezeigt.

Das Modell der Stahlkonstruktion und die Pläne, nach denen der Palast der Republik gebaut wurde
Das Modell der Stahlkonstruktion und die Pläne, nach denen der Palast der Republik gebaut wurdeJürgen Blume/epd

All das könnte nun so schön sein, dass jetzt endlich im Humboldt-Forum auch im großen Rahmen an den Vorgängerbau Palast der Republik mit einer Sonderschau erinnert wird, der einst auf Beschluss des Bundestages abgerissen wurde. Doch die Ausstellung mit den vielen DDR-Erinnerungen sorgt für Ärger. Und der kommt von der gerade gegründeten Initiative „Schlossaneignung“.

Initiative kritisiert die Palast-Schau als „Augenwischerei“

Darin sitzen Persönlichkeiten wie Thomas Flierl, der Berliner Kultursenator war, als der Palast-Abriss-Beschluss fiel. Dabei sind Mittes einstige Baustadträtin Dorothee Dubrau oder der Architekt Philipp Oswalt, der ein entschiedener Gegner des Schlossfassaden-Wiederaufbaus war und ist, und der den damaligen Plan unterstützte, dass man Teile des Palastes der Republik im Bau des Humboldt-Forums hineinintegriert, so wie es auch eine internationale Expertenkommission (2001/2002) gefordert hatte.

Thomas Flierl in seiner Zeit als Berliner Kultursenator: Er gehört zu den Kritikern der Palast-Ausstellung.
Thomas Flierl in seiner Zeit als Berliner Kultursenator: Er gehört zu den Kritikern der Palast-Ausstellung.Christian Kielmann/imago

In einem offenen Schreiben bezeichnet nun diese Initiative die Palast-Schau als „Augenwischerei“ und als „Zynismus“. Die Stiftung Humboldt-Forum werbe mit ihrer Ausstellung „mit der ‚Gegenwart‘ des ausradierten Palastes“. Dabei wisse man: „Schließlich hat der Bund in den Jahren 2006 bis 2008 den Palast der Republik gegen alle Kritik vollständig abgerissen.“

Der Architekt und Architekturprofessor Philipp Oswalt: Auch er gehört zu den Kritikern der Palast-Schau.
Der Architekt und Architekturprofessor Philipp Oswalt: Auch er gehört zu den Kritikern der Palast-Schau.Nadja Wohlleben

Daher bleibe die Ausstellung „ein fadenscheiniges Feigenblatt“, so die Kritiker. Die Initiative „Schlossaneignung“ wirft in dem Schreiben der Stiftung Humboldt-Forum vor: „Die Konflikte des Ortes und damit verbunden des Schlossneubaus werden nicht produktiv gemacht und ausgetragen, sondern in einem Kulturprogramm eingehegt und übertüncht.“

Was sich die Initiative wünscht und erreichen will: Dass Teile des Palastes nicht nur im Innern, sondern auch außen am Humboldt-Forum dauerhaft öffentlich sichtbar werden. Dies würde allerdings eine Korrektur der Fassade des Humboldt-Forums bedeuten, die absolut nicht machbar ist.

Die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ ist im Humboldt Forum (Schloßplatz) bis zum 16. Februar 2025 zu sehen. Der Eintritt kostet 12 Euro/erm. 6 Euro.