Der Palast der Republik hatte beim DDR-Volk viele Namen: „Palazzo Prozzo“ oder „Erichs Lampenladen“ waren nur einige. Nun kehrt der Prachtbau, der 1976 eröffnet und wegen Asbests 2008 komplett abgerissen wurde, wieder zurück: mit der Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ im Humboldt-Forum, wo einst Erichs Lampenladen stand. Doch die Schau, die vom 17. Mai an gezeigt wird, sorgt nicht nur für Freude, sondern bei Kritikern auch für mächtigen Ärger.

Auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern will das in der Fassade des Berliner Stadtschlosses entstandene Humboldt-Forum die Geschichte des DDR-Palastes mit vielen Schaustücken wieder lebendig machen. So gibt es ein Wiedersehen mit der „Gläsernen Blume“, einer 5,20 Meter hohen Skulptur, die einst im Palast-Foyer stand und ein beliebter Treffpunkt der Besucher war. Gezeigt werden Fragmente des nicht mehr rekonstruierbaren Kunstwerks in einer Verpackung, so wie es nach dem Ende des Palastes in einem Depot in Spandau verschwand.
Palast-Ausstellung: Wiedersehen mit der „Gläsernen Blume“

Zu sehen ist auch ein Modell der Stahlkonstruktion des Palastes, die den Aufbau bestimmte und die wieder auftauchte, als der Bau abgerissen wurde. Weiter gezeigt wird Willi Sittes Propaganda-Gemälde „Die rote Fahne – Kampf, Leid und Sieg“, Segmente des Marmorbodens, Geschirr und Nippes, Palast-Puzzle, Objekte aus dem Volkskammersaal wie Stühle oder Teile von DDR-Staatssymbolen.
All diese Dinge verdeutlichen, was der Palast einmal war: eine Art Mehrzweckhalle, in der sich einerseits das DDR-Parlament Volkskammer befand und die SED ihre protzigen Parteitage abhielt. Auf der anderen Seite war der Palast ein Unterhaltungsort, an dem sich das Volk amüsieren und Konzerte von DDR- und Weltstars im legendären Großen Saal erleben konnte.

Palast-Schau: Erinnerung an die friedliche Revolution in der DDR
In der Schau ist auch zu sehen, wie der Palast im Herbst 1989 zum Ort der friedlichen Revolution in der DDR wurde. Etwa ein gemaltes Banner der Demonstration vom 7. Oktober 1989, die vor dem Gebäude stattfand, als im Innern die DDR-Oberen den 40. Jahrestag eines Staates feierten, der dem Untergang geweiht war.
Mit dem DDR-Ende ging auch der Palast der Republik unter. Im wiedervereinten Deutschland war kein Platz für ihn. Das Haus wurde wegen der Asbestfunde entkernt, bis zum Abriss blieb er eine Ruine. Aus dieser Zeit der sogenannten Palast-Zwischennutzung wird ein Mitschnitt eines Konzerts der Band Einstürzende Neubauten gezeigt.

All das könnte nun so schön sein, dass jetzt endlich im Humboldt-Forum auch im großen Rahmen an den Vorgängerbau Palast der Republik mit einer Sonderschau erinnert wird, der einst auf Beschluss des Bundestages abgerissen wurde. Doch die Ausstellung mit den vielen DDR-Erinnerungen sorgt für Ärger. Und der kommt von der gerade gegründeten Initiative „Schlossaneignung“.
Initiative kritisiert die Palast-Schau als „Augenwischerei“
Darin sitzen Persönlichkeiten wie Thomas Flierl, der Berliner Kultursenator war, als der Palast-Abriss-Beschluss fiel. Dabei sind Mittes einstige Baustadträtin Dorothee Dubrau oder der Architekt Philipp Oswalt, der ein entschiedener Gegner des Schlossfassaden-Wiederaufbaus war und ist, und der den damaligen Plan unterstützte, dass man Teile des Palastes der Republik im Bau des Humboldt-Forums hineinintegriert, so wie es auch eine internationale Expertenkommission (2001/2002) gefordert hatte.

In einem offenen Schreiben bezeichnet nun diese Initiative die Palast-Schau als „Augenwischerei“ und als „Zynismus“. Die Stiftung Humboldt-Forum werbe mit ihrer Ausstellung „mit der ‚Gegenwart‘ des ausradierten Palastes“. Dabei wisse man: „Schließlich hat der Bund in den Jahren 2006 bis 2008 den Palast der Republik gegen alle Kritik vollständig abgerissen.“

Daher bleibe die Ausstellung „ein fadenscheiniges Feigenblatt“, so die Kritiker. Die Initiative „Schlossaneignung“ wirft in dem Schreiben der Stiftung Humboldt-Forum vor: „Die Konflikte des Ortes und damit verbunden des Schlossneubaus werden nicht produktiv gemacht und ausgetragen, sondern in einem Kulturprogramm eingehegt und übertüncht.“
Was sich die Initiative wünscht und erreichen will: Dass Teile des Palastes nicht nur im Innern, sondern auch außen am Humboldt-Forum dauerhaft öffentlich sichtbar werden. Dies würde allerdings eine Korrektur der Fassade des Humboldt-Forums bedeuten, die absolut nicht machbar ist.
Die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ ist im Humboldt Forum (Schloßplatz) bis zum 16. Februar 2025 zu sehen. Der Eintritt kostet 12 Euro/erm. 6 Euro. ■