Viel Lob und vor allem Millionen von Zuschauern gab es, als 2017 die ARD die erste Staffel der Serie „Charité“ ausstrahlte. Sieben Jahre später ist nun die vierte Staffel um das weltberühmte Berliner Krankenhaus zu sehen, deren Handlung in einer nahen Zukunft spielt. Doch die Science-Fiction-Charité kommt bei den TV-Zuschauern nicht an. Miese Quoten: Nun steht die Zukunft der Serie auf dem Spiel.
In den kommenden Wochen wird bei der ARD entschieden, ob es noch weitere Folgen der Kultserie „Charité“ geben wird. Vor Jahren hätte man gesagt: Kein Problem, wir machen das. Doch nun sieht die Lage ganz anders aus. Das Wort „Absetzung“ liegt in der Luft.

Im April startete die vierte „Charité“-Staffel im linearen, also im ganz normalen Fernsehen. Die Geschichten der insgesamt sechs Folgen spielen im Jahr 2049 und zeigen eine düstere Zukunftsversion. Das System im Land wird ungerechter. Es gibt Unruhen in der Bevölkerung. Auch bei der Behandlung von kranken Menschen in Kliniken geht es ungerecht zu. Dagegen kämpfen couragierte Mediziner, führen geheime Operationen in einer Schattenklinik in der Charité durch. Klingt nach Action.
Doch so düster wie die Serie ist, sind auch die Quoten der vierten Staffel von „Charité“, deren sechs Folgen an drei Abenden im Doppelpack im Ersten gezeigt wurden. Das Fazit: Die TV-Reichweite war im Vergleich zu den früheren Staffeln eingebrochen.
Folge eins der vierten Staffel hatte am 9. April im Ersten durchschnittlich 2,6 Millionen Zuschauer, bei der letzten Folge saßen am 11. April nur noch 1,3 Millionen vor dem Bildschirm. Zum Vergleich: Die „Charité“-Staffeln zuvor hatten im Schnitt rund 7,5 Millionen (2017), rund 5 Millionen (2019) und 5,3 Millionen (2021) verfolgt.

Miese Quoten für „Charité 4“: Wird die Kultserie abgesetzt?
Insgeheim hatte man in der ARD auch damit gerechnet, dass die TV-Ausstrahlung weniger Zuschauer-Beteiligung hat. Denn die meisten Zuschauer sehen sich Serien und Dokus per Internet in der Mediathek an. Mit Erfolg: Über 21 Millionen Zuschauer sahen sich so die vierte Staffel von „Babylon Berlin“ an. Aber die vierte „Charité“-Staffel brach auch in der Mediathek ein, wie nun erstmals Zahlen beweisen.
Seit dem 5. April verzeichnete die ARD bisher nur über vier Millionen Abrufe der neuen Folgen, heißt es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur aus der ARD-Programmdirektion in München. Die dritte Staffel habe zum gleichen Zeitpunkt nach der Veröffentlichung etwas mehr als das Doppelte erreicht. Bedeutet: „Nicht nur im TV, auch in der Mediathek verhielt sich das Publikum zurückhaltender“, teilt man kleinlaut mit.
„Charité 4“: Die neue Staffel hatte keine Stars
Nun macht man sich beim Sender Gedanken. Woran lag es, dass die Kultserie diesmal kein Hit wurde? Zunächst lag es an der Handlung. Die erste Staffel spielte am Ende des 19. Jahrhunderts, rund um die Forschungsarbeit des Virologen Robert Koch, Staffel zwei in der Zeit des Nationalsozialismus und die dritte Staffel zur Zeit des Mauer-Baus in Berlin. Reale Ereignisse mit ausgedachten Schicksalen.
Anders die vierte „Charité“-Staffel: Sie ist eine mit wissenschaftlicher Beratung entwickelte Zukunfts-Fiktion. Die Ufa-Produktion für den MDR und die ARD war ein Experiment. Das Genre Science-Fiction gilt fürs deutsche Fernsehen als sehr gewagt.
Ein weiterer Makel der neuen „Charité“-Folgen: Es gab keine Stars. Meist unbekannte Schauspieler standen vor der Kamera. In den vorherigen „Charité“-Staffeln waren Stars wie Uwe Ochsenknecht, Ulrich Noethen, Emilia Schüle oder Nina Kunzendorf dabei.
Wie es nun mit der „Charité“ weitergeht? Die Zukunft der Serie um die Berliner Klinik steht in den Sternen. ■