Dauer-Zoff um Bebauung

Schule contra Wohnungen: Scheitert Bau-Projekt am Thälmannpark?

Seit Jahren wird über die Bebauung eines alten Güterbahnhofs an der Greifswalder Straße gestritten. Jetzt will der Bezirk ein Gymnasium errichten, der Investor aber 300 Wohnungen.   

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Der Ernst-Thälmann-Park an der Greifswalder Straße in Berlin: Dort soll ein neues Quartier entstehen. Doch darüber wird sich seit über zehn Jahren gestritten.
Der Ernst-Thälmann-Park an der Greifswalder Straße in Berlin: Dort soll ein neues Quartier entstehen. Doch darüber wird sich seit über zehn Jahren gestritten.Jürgen Ritter/imago

Der Zoff um die weitere Bebauung um den Thälmannpark in Berlin-Prenzlauer Berg wird zu einer nie endenden Geschichte. Wohnungen und eine Schule sollten dort schon längst auf dem nahen Gelände des einstigen Güterbahnhofes Greifswalder Straße stehen. Aber das Projekt kam durch einen Streit der Bezirkspolitik mit Investor Christian Gérôme nie in die Gänge. Nun geht der Konflikt in die nächste Runde. Das Bezirksamt Pankow pocht auf einen Schulbau. Der Investor legte dagegen einen neuen Wohnungsplan vor.

Seit über zehn Jahren währt nun der Streit um das einstige Güterbahnhof-Areal am Nordrand des Ernst-Thälmann-Parks. 2011 hatte der Berliner Investor Gérôme das 28.000 Quadratmeter große Gelände zwischen den S-Bahnhöfen Greifswalder Straße und Prenzlauer Allee gekauft.

Sein damaliger Plan sah drei Hochhäuser mit etwa 500 Wohnungen, Gewerbeeinrichtungen und auch eine Schule für 600 Schülern vor. Die historischen Güterbahnhofsgebäude wollte Gérôme ebenfalls erhalten und sanieren.

Doch das Vorhaben stieß schon von Anfang an auf Gegenwehr seitens der Bezirkspolitik. Die Fraktionen von SPD und Linke lehnten das Projekt strikt ab. Man befürchtete, dass auf dem Areal zu wenig bezahlbare Wohnungen entstehen würde, was der Investor bestritt.  CDU, FDP und Grüne waren damals für das Bauvorhaben, weil Wohnungen und auch Schulplätze im Bezirk dringend benötigt werden.

Neubauten am Thälmannpark: Seit über zehn Jahren gibt es Streit

Verhandlungen, ein Gerichtsbeschluss folgten: Doch bis heute dreht sich noch immer kein Baukran auf dem alten Güterbahnhofsgelände, obwohl der Bezirk dringend Wohnungen und Schulen braucht.

Der einstige Güterbahnhof am Rande des Thälmannparks: Neue Wohnungen und eine Schule sollten dort entstehen.
Der einstige Güterbahnhof am Rande des Thälmannparks: Neue Wohnungen und eine Schule sollten dort entstehen.Seeliger/imago

Der Streitpunkt: Auf dem Areal sollen möglichst viele Sozialwohnungen entstehen. So will es der Bezirk. Auch der Investor lehnte dies nicht ab. Allerdings dürfte es auch jedem klar sein, dass ein Investor aufgrund gestiegener Bau- und Energiepreise nicht nur Wohnungen bauen kann, die dann zu niedrigen Quadratmeterpreisen vermietet werden. Und das scheint der Knackpunkt zu sein, die eine Einigung zwischen Bezirk und Investor offensichtlich unmöglich machen.

Nun geht der Zoff in die nächste Runde. Denn der Bezirk will zügig das dringend benötigte Gymnasium an der Greifswalder Straße bauen lassen. Dafür braucht man aber Platz. Ein Flächentausch ist mit dem Investor ist notwendig, den Gérôme laut Medienberichten ablehnt.

Eine der Visionen des Investors, wie das einstige Güterbahnhofsareal bebaut werden könnte.
Eine der Visionen des Investors, wie das einstige Güterbahnhofsareal bebaut werden könnte.Tchoban Voss Architekten/Christian Gérôme

Denn der Investor hat nun neue Pläne für das historische Güterbahnhofs-Areal am Thälmannpark. Er will sechsgeschossige Häuser entlang der Ringbahntrasse errichten – mit insgesamt 300 Wohnungen. Der Bauantrag wurde dazu bei den zuständigen Behörden eingereicht.

Das Problem für das Bezirksamt: Ohne Gérômes Einverständnis für einen Flächentausch, müsste der Bezirk eine kleinere Schule errichten, deren Außenanlagen jedoch dem Bedarf nicht ausreichen würden, berichtet das Internet-Portal „Entwicklungsstadt Berlin“.

Dass sich der Bezirk und der Investor in diesem Punkt doch noch einigen werden, scheint unwahrscheinlich. So sieht es offenbar auch der Pankower Baustadtrat Cornelius Bechtler (Grüne): Trotz guter Gespräche mit dem Investor im Sommer sei „eine Einigung eher unwahrscheinlich“, sagte der Stadtrat dem Tagesspiegel. Fraglich ist, ob überhaupt jemals das Güterbahnhofsgelände am Thälmannpark noch bebaut wird. ■