Ja zum Gendern

Schlager-Star Roland Kaiser: „Es gibt eben nicht nur Mann und Frau. Punkt.“

Der gebürtige Berliner wünscht sich wieder mehr Respekt füreinander in der Gesellschaft. Der 72-Jährige spricht über Veränderungen, die die Zeit bringt – und seinen Umgang mit dem Gendern.

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Schlagersänger Roland Kaiser (72) verteidigt die jüngere Generation gegen Kritik von Menschen seines Alters
Schlagersänger Roland Kaiser (72) verteidigt die jüngere Generation gegen Kritik von Menschen seines AltersMatthias Rietschel/dpa

Schlagerstar Roland Kaiser (72) ist keiner von den Älteren, die sagen, früher war alles besser. Der 72-Jährige verteidigt die jüngere Generation gegen Kritik von Menschen seines Alters – etwa beim Thema Jugendsprache oder dem Trend zum Gendern.

„Wir waren exakt genauso. Wir haben uns gegen das Establishment und die Älteren aufgebäumt und auch eine andere Sprache gesprochen. Das ist normal, Sprache ändert sich“, erklärt der Sänger, dessen neues Album „Marathon“ vor wenigen Tagen erschien.  Er versuche immer wieder, die Jugend zu verteidigen und in das richtige Licht zu setzen. „Weil mir zu viele Leute sagen, die Jugend von heute sei faul und würde nichts machen. Das stimmt eben nicht.“

Roland Kaiser: „Ich kann und will nicht mehr sprechen wie früher.“

Roland Kaiser hat auch kein Problem mit dem Gendern und einer sich weiterentwickelnden Sprache. „Es gibt eben nicht nur Mann und Frau. Punkt“, sagt der in Berlin geborene und in Münster lebende Musiker der Süddeutschen Zeitung „Menschen sind offensichtlich vielschichtiger und haben entsprechend vielschichtige Gefühle und Bedürfnisse – und die müssen wir zulassen. Auch sprachlich.“

Er selbst bevorzuge den Ausdruck „Künstlerinnen und Künstler“ anstatt der gegenderten Version. „Dauert etwas länger, finde ich aber schöner. Und ich bleibe trotzdem innerhalb des Toleranzrahmens, der hier nun mal wichtig ist“, sagt der 72-Jährige. In der Sprache der Zeit habe er sich erst wieder zurechtfinden müssen. „Ich kann und will nicht mehr sprechen wie früher.“

Roland Kaiser: „Jeder Jeck ist anders. Ende des Berichts“

Kaiser wirbt dafür, anderen Menschen mit Respekt und Toleranz zu begegnen. „Ich war immer überzeugt, dass die Freiheit eines Menschen erst dort endet, wo die Freiheit eines anderen beginnt“, sagte er. „Warum sollte es mich also stören, wenn sich jemand als dieses oder jenes identifiziert? Ist mir doch egal. Jeder Jeck ist anders. Ende des Berichts.“

Aus Sicht des Schlagersängers „gehen Achtung und Respekt gerade bereits in den kleinsten Zellen der Gesellschaft verloren – in Familien, Liebesbeziehungen und Freundschaften. Und das erstreckt sich bis auf die große Politik.“ Er wünsche sich, dass die Menschen wieder lernten, „auch Menschen mit Respekt zu behandeln, die anders denken“. ■