Am Montag gab die Fluggesellschaft Ryanair bekannt, dass sie die Verbindungen am Berliner Flughafen um 20 Prozent kürzen will. Die Airline streicht mindestens sechs Flugziele und stationiert künftig sieben statt neun Maschinen am BER. Wer wie manche Politiker von SPD und Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus eine Begrenzung der BER-Flüge fordert, wird die Nachricht als Erfolg für den Klimaschutz feiern. Doch damit haben sie sich geschnitten. Denn viele Passagiere werden einfach von woanders fliegen.
Dabei stimme ich nicht einmal der martialischen Rhetorik von Ryanair-Boss Michael O'Leary zu, wenn er Deutschland mal wieder für seine Flughafenpolitik scheltet. Dennoch hat der Mann in einigen Punkten Recht. Die Luftverkehrssteuer und andere Abgaben bezeichnete der laute Ire schon mal als „schwachsinnige Gebühren“. Denn gerade die Kunden der Billigflieger sind mobil und scheuen den Abflug oder Umstieg an anderen Flughäfen nicht.
Standortnachteil für den größten Flughafen im Osten Deutschlands
So ist die Steuer zusammen mit anderen Luftfahrtgebühren für den größten Flughafen im Osten Deutschlands ein echter Standortnachteil – und bringt dem Klima am Ende vermutlich wenig bis nichts. Schließlich sind die Passagiere – anders als der Flughafen – mobil. Und wer sagt schon eine Reise ab, nur weil es keine Direktverbindungen ab dem BER gibt?
Da freuen sich am Ende nur die anderen Airports in Europa über das höhere Passagieraufkommen. Denn Ryanair, Wizzair und Easyjet wollen weiter wachsen und werden das auch tun - ob das die Bundesregierung will oder nicht. Mit hohen Steuern und Gebühren sägt sich Berlin nur den eigenen Ast ab, während der Baum kräftig weiter wächst.
Weniger Abflüge am BER? Dann fliegen die Passagiere eben von woanders!
Denn die Konkurrenz für den BER im Ringen um Ryanair und Co. an Airports wie Rom, Budapest oder Katowice schläft nicht. Von dort gibt es bereits unzählige Verbindungen zu weit entfernten Destinationen, die es ab Berlin sonst nur mit großen Airlines gibt. Für 50 Euro nach Abu Dhabi? Für 20 Euro ans Mittelmeer? Zu verlockend sind die Angebote. An deutschen Airports zahlen die Passagiere aber allein schon 15,53 Euro an Luftverkehrsabgabe für Kurzstrecken (in der EU und einigen anderen Ländern) und 39,34 Euro für Mittelstrecken (zum Beispiel nach Ägypten oder Dubai) und 70,83 Euro für Langstrecken.
Doch so lange es Bahnverbindungen, Busse und andere Billigflüge gibt, werden Passagiere einfach woanders hinfahren – nur um dann von dort an ihr Wunschreiseziel zu gelangen.
Das ist nicht nur unnütz, es schadet dem Klima mehr, als es ihm nutzt. Wäre es da nicht besser, einfach mehr Direktfüge verfügbar zu haben, aus denen die Passagiere auswählen können? Weniger Umstiege bedeutet auch weniger Flüge. ■